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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sicherlich stolz zu sehen, wie Sten tanzt«, scherzte Flores.
    »Unbedingt«, bestätigte Viçinia lachend. »Es ist ein Anblick ganz besonderer Art. Er ist so ein geschickter Kämpfer, und ich frage mich, wie er so schlecht tanzen kann.«
    »Übung, alles Übung. Und ein paar Becher Wein. Eigentlich kann er tanzen, wir haben es beide als Kinder gelernt. Aber in seinem Zustand sollte er nur noch sitzen.«
    »Ich habe ihn niemals tanzen gesehen«, sinnierte Viçinia leise. »Nur kämpfen.«
    »So ist sein Leben«, erklärte Flores. »Wann hat er sich jemals die Zeit genommen?«
    »Wofür?«
    »Zum Leben, Viçinia. Seit er eine Waffe führen kann, rennt er quer durch Wlachkis und kämpft. Für deine Schwester, für die Wlachaken, für die Freiheit, für was-weiß-ich.«
    »Du klingst so bitter«, sagte Viçinia sacht und sah Flores an, die soeben einen weiteren tiefen Schluck Wein trank, dann aber den Becher angewidert abstellte.
    »Das Zeug schmeckt furchtbar«, stellte sie fest und betrachtete Sten, der mit Costin über irgendeinen Witz lachte, den sie verpasst hatte.
    »Wann willst du gehen?«, erkundigte sich Viçinia unvermittelt.
    Rasch sammelte Flores ihre Gedanken, bevor sie antwortete: »Morgen. Mich hält hier nichts mehr. Entweder kommt der Krieg hierher, oder ihr zieht ihm entgegen.«
    »Wir werden uns wohl einmauern und versuchen, den Sturm so zu überstehen.«
    »Das wird ihm nicht gefallen«, scherzte Flores mit einem Nicken zu ihrem Bruder.
    »Vermutlich nicht, aber es ist der einzig gangbare Weg für uns. Wohin wirst du gehen?«
    »Weiß ich nicht. In den Osten. Oder ganz fort. Weg aus dem Land, in dem jeder Fußbreit Boden mit Blut getränkt ist.«
    »Du willst deine Heimat verlassen? Deine Freunde, deine Familie?«, fragte Viçinia bestürzt.
    »Gleich, wie die Schlachten auch ausgehen, wer von denen, die jetzt feiern, wird sterben?«, fragte Flores bitter. »Jeder zweite, jeder dritte? Sten? Costin? Du? Was soll ich tun? Warten und die Toten begraben?«
    »Kämpfe mit uns«, erwiderte Viçinia beinahe flehentlich. »Wir brauchen Krieger wie dich.«
    »Wie Nati?«, entgegnete Flores kalt.
    »Er hat für seine Träume gekämpft.«
    »Ja, das hat er. Dankt ihm das Volk? Wie viele Wlachaken werden für Zorpad kämpfen? Wie viele werden sich verstecken und abwarten, wer der Sieger ist?«
    »Menschen haben Angst, Flores.«
    »Lass mich in Ruhe, Viçinia. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich habe Nati begraben. Ich werde nicht da sein, wenn euer Grab ausgehoben wird.«
    »Du hast Angst«, stellte Viçinia fest und sah Flores erstaunt an. »Du hast Angst, deine Freunde zu verlieren. Stattdessen verlässt du sie, damit du nicht riskieren musst, sie zu verlieren. Damit die Schmerzen …«
    »Ich sagte, lass mich!«, fauchte Flores wütend und stand unsicher auf. »Was weißt du schon? Meine Eltern …«
    Unfähig, weiterzusprechen, wandte sie sich ab und ging aus dem Zimmer. Hier drinnen ist es so verdammt stickig, dachte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Auf der Suche nach ein wenig frischer Luft lief sie dicht an den Wänden der Korridore entlang, die mit kostbaren Wandteppichen bedeckt waren, und fand schließlich eine Tür, die in einen kleinen Innenhof führte. Dort atmete sie tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Sie versteht mich nicht, dachte sie hart, und hat es niemals getan.
    Die Nächte wurden inzwischen kälter, und Flores’ dünne Kleidung bot wenig Schutz vor der Kühle. Über ihr funkelten tausende von Sternen am klaren Himmel, und der große, helle Mond erleuchtete den kleinen Garten mit den wenigen Bäumen und Sträuchern. Leise drang schiefer Gesang von der Abschiedsfeier an ihr Ohr, doch ansonsten lag die Feste von Désa still da. Es mochte weit über die dunkelste Stunde der Nacht hinaus sein. Flores hatte während des Singens, Trinkens und Redens jegliches Zeitgefühl verloren. Doch die Lust an Gesang und Trank war ihr vergangen, und sie bereute es, ihr Gemach für die Feier zur Verfügung gestellt zu haben. Es wird sich schon irgendwo ein Bett für mich finden, überlegte sie und schlang die Arme um den Leib. Morgen breche ich bei Anbruch des Tages auf und lasse das alles hinter mir.
    »Es ist scheußlich warm da drin«, erklang plötzlich Stens Stimme hinter ihr, und sie drehte sich um. Ihr Bruder sah ein wenig zerzaust aus, das Haar hing ihm in Strähnen in das schmale Gesicht, und sein Hemd hatte dunkle Weinflecken, aber er wirkte weitaus nüchterner als

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