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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Sten seinen Blick über die Gesichter der versammelten Edlen wandern, von Ionna über Viçinia und Istran bis hin zu Eregiu Amânas, dem Voivoden von Zalsani, der seine Tochter Mihaleta bei der Befreiung der Geiseln aus Zorpads Hand verloren hatte. Der grauhaarige Mann saß mit zusammengekniffenem Mund da und folgte Istrans Ausführungen mit unbewegter Miene. Einen Augenblick lang beobachtete Sten den älteren Mann, dann versuchte er eine etwas bequemere Sitzposition zu finden und lauschte wieder Istrans Worten, der gerade sagte: »… denke ich, dass wir einer Belagerung unter diesen Umständen bis weit ins nächste Frühjahr standhalten können.«
    »Belagerung?«, entfuhr es Sten, und alle Anwesenden sahen ihn an.
    »Belagerung«, bestätigte Istran und nickte Sten lächelnd zu.
    »Ist das der Plan?«, fragte Sten konsterniert und suchte Ionnas Blick. Ihre grauen Augen zeigten keine Regung, als sie ihm antwortete.
    »Das ist der Plan, Sten cal Dabrân. Wir lassen Zorpad kommen, zwingen ihn, seine Nachschublinien zu strecken, und überwintern im Schutz unserer festen Mauern.«
    »Wir sollen uns verstecken?«
    »Was würdest du vorschlagen, Sten?«, warf Neagasein und sah ihn durchdringend an.
    »Wir stellen Zorpad auf seinem Vormarsch in das Mardew an einer von uns gewählten Stelle. Wir halten ihn auf, bevor er unser Land verwüsten kann«, erklärte Sten bestimmt.
    Istran schüttelte den Kopf und winkte ab: »Zorpads Truppen versammeln sich in Teremi. Sein Heer wird uns an Köpfen weit überlegen sein. Zudem ist eine offene Feldschlacht gegen die Masriden mit ihrer Reiterei töricht. Lasst ihn gegen unsere Festen anrennen, sage ich! Soll Zorpad sich an ihnen die Zähne ausbeißen! Wir werden mit kleinen Trupps seinen Nachschub stören und den Soldaten die Lust nehmen, im kalten Winter unseren fröhlichen Gesängen zu lauschen!«
    »Zorpad wird nicht einfach unsere Burgen belagern«, warf Sten ein, und sein schmerzender Kopf ließ ihn schärfer sprechen, als er es eigentlich wollte. »Er wird das Land verwüsten, die Dörfer und Höfe niederbrennen und die Felder zerstören. Wie lange reichen unsere Vorräte, sagtet Ihr, edler Istran?«
    »Bis weit in das Frühjahr. Dann können wir die Felder neu bestellen und …«
    »Während Zorpad unsere Festungen belagert?«, unterbrach ihn Sten. »Wer soll das tun? Unsere Krieger und Kriegerinnen, die sich seinem Ansturm entgegenstemmen?«
    »Es wird eine harte Zeit, Sten«, erwiderte Neagasgrimmig. »Aber Zorpads Feinde werden nicht untätig bleiben. Wenn sie erfahren, dass er seine ganze Macht gegen uns wirft, werden sie handeln. Denn sie wissen genau, dass sie die nächsten Ziele des Marczegs sind, wenn er erst einmal die Rebellion niedergeschlagen hat.«
    »Wir wollen uns also darauf verlassen, dass uns die Masriden zu Hilfe eilen?«, höhnte Sten und schüttelte den Kopf. »Als ob man ihnen trauen könnte. Haben wir Zusagen von ihnen?«
    Niemand antwortete, und Sten bohrte weiter: »Woher wissen wir, dass sie nicht ihr Schicksal mit dem von Zorpad verknüpfen, statt sich ihm entgegenzustellen?«
    »Sie wollen den Thron, genau wie er auch«, erwiderte Viçinia, ohne ihn anzusehen. »Noch haben sie diesen Traum nicht aufgegeben.«
    »Wissen wir das mit Gewissheit?«, fragte Sten. »Mit so sicherer Gewissheit, dass wir das Leben unseres Volkes darauf verwetten?«
    »Das Leben unseres Volkes, also bitte, Sten, das ist doch …«, empörte sich Istran, aber der junge Krieger sah ihn finster an und ließ ihn verstummen.
    »Das Leben unseres Volkes. Denn sollte es uns nicht gelingen, Zorpad bis zum Frühjahr zum Abzug aus dem Mardew zu bewegen, sei es mit Hilfe seiner masridischen Widersacher oder nicht, dann wird er uns aushungern. Es wird keine Saat im Frühjahr geben, wenn Zorpad das Mardew mit seinen Truppen beherrscht, und keine Ernte. Hunger wird Einzug halten in unseren Hallen und wird den Tod als Begleiter haben. Wenn uns die Vorräte ausgehen, werden wir uns ergeben müssen oder zusehen, wie die Wlachaken, für die wir kämpfen, zugrunde gehen«, prophezeite Sten düster und ließ einen auffordernden Blick über die Runde wandern.
    »Wir werden Zorpads Belagerung mit Angriffen auf seine Versorgungslinien stören, und aus dem Land kann er sich im Winter nicht ernähren«, stellte Neagasfest.
    »Meint ihr nicht, dass der Marczeg seinen Feldzug bestens geplant hat und vielleicht sein Heer weit länger versorgen kann, als wir dazu in der Lage sind?«, fragte Sten. »In

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