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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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zu ehrgeizig!
    »Das wäre alles, Schlachtenmeister. Lass deine Wunden versorgen und kümmere dich um deine Männer«, befahl Hrodgard großzügig und wandte sich an die beiden Späher, die dem Wortwechsel schweigend gefolgt waren. »Was wisst ihr von diesen Trollen?«
    »Herr, sie sind nach Nordosten gezogen, zunächst in die tiefen Schächte, dann aber näher an die Oberfläche. Unsere Männer verfolgen sie, aber es wird dauern, bis wieder Meldungen eintreffen.«
    »Sehr gut. Unterrichtet mich sofort, wenn es Neuigkeiten gibt«, wies der Kriegsmeister an, »egal, wann und wo.«
    Als die beiden sich mit einer Verbeugung zurückgezogen hatten, versuchte Hrodgard sich ein Bild über die Pläne der Trolle zu machen. Im Nordwesten gibt es keine Zwergenhallen, doch ist dort auch das Wasser rar. Wenn sie nicht neue Quellen gefunden haben, werden sie nicht lange überleben können. Was suchen sie also dort? Noch dazu in solcher Zahl!
    Bevor er jedoch zu einem Schluss kommen konnte, trat Reccard unangekündigt in die Kartenräume ein und sagte knapp: »Der König unter dem Berge wünscht Eure Anwesenheit, Kriegsmeister.«
    »Worum geht es?«, erkundigte sich Hrodgard unwirsch, nur um versöhnlicher hinzuzufügen: »Es gab ein Gefecht mit den Trollen. Dies erfordert ebenfalls meine Aufmerksamkeit.«
    »Es gab auch Zwischenfälle an der Oberfläche. Anscheinend soll ein neuer Weg eingeschlagen werden, bei dem unsere Krieger benötigt werden.«
    »Ein neuer Weg?«
    »So wie es aussieht«, erklärte Reccard, »werden wir unserem Verbündeten an der Oberfläche helfen müssen. Dort sind ebenfalls Trolle aufgetaucht!«
    Unfähig, auf diese unglaubliche Nachricht zu antworten, nickte der Kriegsmeister nur und folgte dem Gesandten. Trolle an der Oberfläche? Zwischenfälle? Das ist kein Zufall!, fuhr es ihm durch den Kopf. Die Kreaturen haben einen Plan, und sie wollen uns vernichten! Wir sind auf allen Seiten von Feinden umgeben!
    Doch dann beruhigten sich seine Gedanken ein wenig, und seine Siegesgewissheit kehrte zurück. Ich werde ihre Pläne durchkreuzen und ihre Schädel als Warnung an jeden Baum der Oberfläche nageln!

 
52
    Obwohl er sich bemühte, gelang es Sten nicht, den endlosen Ausführungen von Istran Ohanescu über die Versorgungslage der Wlachaken in Désa im Besonderen und im Mardew im Allgemeinen zu folgen. Zwar war ihm unbedingt daran gelegen zu erfahren, welche Vorbereitungen bereits getroffen worden waren, aber sein schmerzender Schädel störte seine Konzentration, und die Übelkeit in seinem Magen tat ihr Übriges, um ihm das Leben zu erschweren.
    Immer wieder wanderte sein Blick zu Viçinia, die zwar ein wenig blass zu sein schien und nur an einem Becher Wasser nippte, während der Rest des Kriegsrates verdünnten Wein trank, aber ansonsten frisch und erholt aussah. Das ist nichtgerecht, dachte Sten neidisch, sie hat gestern ebenso viel getrunken wie wir alle. Hat sie nicht auch gesungen und getanzt? Doch auf diese Frage wusste er keine Antwort mehr, denn der spätere Teil des Abends verschwamm vor seinem inneren Auge, und irgendwo endeten seine Erinnerungen einfach abrupt und setzten erst wieder mit dem Ruf zum Erscheinen beim Rate ein. Ein schneller Blick in Flores’ Gemächer hatte bestätigt, was er schon vermutet hatte: Seine Schwester war früh aufgebrochen und hatte Désa schon lange verlassen. Durch den Umweg über den Gästeflügel hatte er nicht genug Zeit gehabt, um sich richtig frisch zu machen. Natürlich wusste der Krieger, dass er nicht im Entferntesten so würdevoll aussah wie Viçinia, sondern zerknitterte, nicht eben saubere Kleidung trug, unrasiert und nur notdürftig gewaschen war, und dass man ihm das Elend seines Katers wohl vom Gesicht ablesen konnte. Ionna hatte ihn höflich und sogar freundlich begrüßt und ihm für seine Hilfe und seinen Einsatz gedankt, aber an den Mienen der anderen Anwesenden konnte er ablesen, dass sie sein Aussehen für unpassend hielten. Tatsächlich bestand der Kriegsrat aus erlauchten Persönlichkeiten. Viele der mächtigen Freien Wlachaken waren Ionnas Ruf gefolgt und hatten sich in Désa eingefunden. Es waren Männer und Frauen, denen viele Krieger folgten und die Ionna den Treueid geleistet hatten. Unter ihnen waren Adlige aus Familien, die ihre Linie noch bis zu jenen zurückverfolgen konnten, die Radu der Heilige zu seinen Kriegern erhoben hatte. Auch Ionna und Viçinia schauten auf eine solch lange und ruhmreiche Ahnenreihe zurück. Langsam ließ

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