Die Trolle
ginge um deine Leute. Würdest du jemand anderem dessen Schicksal anvertrauen? Uns etwa?«, fragte Druan forschend.
Resigniert schüttelte Sten den Kopf: »Nein, niemals. Aber was soll ich denn tun?«
»Hilf uns weiter. Wir werden auf dich hören. Ich werde dafür sorgen«, versprach Druan.
»So wie du in Orvol auf meinen Rat gehört hast?«, fragte Sten bitter.
»Du hast gewollt, dass ich gehe. Wir aber lassen niemanden von uns zurück, wir helfen einander«, erwiderte Druan.
»Wer – wir?«, erkundigte sich Sten verwirrt.
»Wir Trolle«, antwortete Druan stolz.
»Ich bin kein Troll!«, entgegnete der Wlachake aufgebracht.
»Du gehörst zu unserer Gruppe, Sten. Wir halten zusammen, wir müssen zusammenhalten. Wir sind wenige, und unsere Feinde sind viele.«
»Und nun? Soll ich neben euch herlaufen und zusehen, wie ihr meine Leute erschlagt?«
»Nein. Hilf uns. Wenn wir unser Ziel erreicht haben, verschwinden wir wieder in den tiefen Stollen. Dann bist du uns los«, erklärte der Troll gelassen.
»Ha! Dann sollten wir uns besser beeilen!«
Grinsend nickte Druan: »Dann kommst du also mit?«
Ergeben nickte Sten, und die beiden machten sich auf den Rückweg zum Lager, wo sie schon von den anderen Trollen erwartet wurden. Bald darauf befanden sie sich wieder auf der Wanderschaft Richtung Teremi.
Obwohl der Wlachake immer noch Zweifel an seiner Entscheidung hegte, so hatte Druan ihn doch zumindest in einem Punkt überzeugt.
Sten war sich sicher, dass die Trolle auch ohne seine Hilfe weitermarschieren würden. Und ihr Weg würde in Blut und Tod enden, da war sich der Krieger sicher. Vielleicht konnte er mehr Einfluss auf die Kreaturen nehmen, wenn er ihnen half. Und ich kann sie jederzeit tagsüber töten, wiederholte der junge Wlachake in Gedanken wie eine Beschwörungsformel.
»Was suchst du?«, fragte Roch unvermittelt und riss Sten damit aus seinen Gedanken.
»Was?«, fragte dieser überrascht.
»Was suchst du? Wohin gehst du?«, wiederholte der Troll geduldig.
»Ich glaube, dass Zorpad irgendeinen düsteren Plan verfolgt. Ich gehe nach Teremi, um mehr herauszufinden«, erwiderte Sten. Und um Viçinia zu befreien, fügte er in Gedanken hinzu.
»Wirst du allein kämpfen?«, erkundigte sich Roch.
»Nein. Ich habe Freunde in Teremi, Verbündete. Sie werden mir – ich meine, uns – helfen.«
»Wenn du alles weißt, was du wissen willst, was wirst du dann tun?«, bohrte der Troll weiter. Inzwischen schwiegen die anderen und sahen aufmerksam zu Sten und Roch herüber.
»Ich gehe in den Süden, zu meinem Volk. Falls Zorpad etwas plant, dann müssen andere davon erfahren. Wir müssen für den Krieg rüsten, der sicherlich kommen wird«, erläuterte Sten.
»Ich denke, ihr kämpft schon?«
»Nein, zurzeit herrscht ein Waffenstillstand«, antwortete der Wlachake düster.
»Eure Waffen stehen still?«, fragte der Troll verblüfft.
»Ja. Für eine bestimmte Zeit kämpft keiner. Es wurde so vereinbart«, versuchte Sten zu erklären, wurde aber von Pards Lachen unterbrochen.
»Was ist denn das für eine Zwergenscheiße! Entweder man kämpft, oder man kämpft nicht! Feinde haben, die man nicht bekämpft … Menschen!«, schnaubte der massige Troll verächtlich.
»Wir konnten den Krieg nicht weiterführen! So konnten wir nur verlieren!«, entgegnete Sten hitzig.
»So ist Krieg. Töten oder getötet werden«, sagte Pard kalt.
»Nicht überall. Ich hasse die Masriden. Aber ich kämpfe für mein Volk. Wenn es durch mich schlimmere Dinge erleiden muss als durch die Masriden, was für einen Sinn hat der Kampf dann?«
»Den Feind vernichten. Überleben!«
»Auf Kosten deiner eigenen Leute?«
»Eure Feinde sind genauso weich wie ihr. Deswegen kämpft ihr nicht«, sagte Pard.
»Wir kämpfen! Wenn die Zeit gekommen ist, dann …«, wollte Sten gerade ansetzen, aber der riesige Troll fiel ihm ins Wort.
»Was für ein Dreck! Krieg oder kein Krieg. Kämpft oder lauft davon. Ihr Menschen seid so schwach.«
Wütend wandte Sten sich ab, aber Druan sagte: »Die Zwerge kämpfen immer. Und wir auch. Die Waffen stehen niemals still.«
»Was ist mit euren Kindern? Mit den Alten?«, fragte Sten.
»Sie werden getötet, wenn wir sie nicht beschützen können.«
»Und wir töten ihre!«, rief Pard. »Jedes tote Zwergenbalg wird niemals ein Krieger werden!«
»Keine Gnade? Kein Mitleid?«
»Krieg«, stellte Pard selbstzufrieden fest.
Entsetzt verfiel Sten in Schweigen. Tief in den Eingeweiden der Erde fand ein
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