Die Trolle
gnadenloser Kampf statt, der vor nichts und niemandem Halt machte. Unbändiger Hass schien Trolle und Zwerge anzutreiben und zu Gräueltaten zu bewegen, die den Krieger trotz seiner eigenen Erlebnisse und Erfahrungen bestürzten. Kein Wunder, dass die Zwerge und auch die Trolle nach Wegen suchten, in diesem Krieg die Oberhand zu gewinnen, mit allen Mitteln und ohne Skrupel. Was unterscheidet uns von diesen Kreaturen der Finsternis?, fragte sich Sten, doch konnte er keine einfache Antwort auf diese Frage finden. Die Masriden erschienen ihm ebenfalls gnadenlos, doch zumindest wollten sie das Volk, das sie unterdrückten, nicht zur Gänze auslöschen. Und Sten wünschte keineswegs ihnen allen den Tod. Würden sie am nächsten Tag das Land verlassen, dann würde er feiern, seine Waffen ablegen und keinen Gedanken mehr an sie verschwenden. Nun ja, abgesehen von Zorpad und Házy vielleicht, deren Tod er tatsächlich begrüßen würde. Zwischen seinen widerstreitenden Gefühlen gefangen, wanderte der junge Mann weiter mit den Trollen, deren massige Gestalten ihn in der Dunkelheit weit überragten und deren Gedanken er so wenig ergründen konnte.
20
Sargan war auch früher schon auf Flussschiffen gefahren und auch schon flussaufwärts getreidelt worden, aber außerhalb dieses rückständigen Landes benutzte man dafür Zugtiere und keine Menschen.
In Ardoly aber waren die Tiere wohl mehr wert, und so zogen die so genannten Burlai, die Treidler, die fetten Frachtkähne den Strom entlang – Männer und Frauen in abgerissenen Lumpen, die für einen Hungerlohn die schwere und anstrengende Arbeit verrichteten. Sie verdingten sich in den Häfen, zumeist gegen ein paar Münzen, Verköstigung und die anschließende Passage zurück, denn nur bei der Fahrt stromaufwärts wurden sie benötigt; hinab folgten die Boote einfach der Strömung des mächtigen Flusses und steuerten mit Hilfe eines kleinen, rechteckigen Segels.
Natürlich wurde das Segel bei günstigen Winden auch beim Treideln gesetzt, aber dennoch blieb es eine knochenharte Arbeit, die schwer beladenen, tief im Wasser liegenden Kähne zu schleppen. Sargans Kahn hatte vier Gruppen angeheuert, die vom ersten Tageslicht an bis in die Dunkelheit hinein die Schiffe zogen. Eine Gruppe arbeitete, während die anderen entweder auf dem Transportschiff mitfuhren oder an Land nebenher gingen.
Die Burlai waren ein einfaches Völkchen, allesamt Wlachaken. Sargan genoss ihre derben Späße und die Lieder, die sie während der Arbeit sangen, um den Takt beim Marschieren zu halten. Zwei Abende setzte er sich zu ihnen ans Feuer, als sie ihr Nachtmahl verspeisten.
Einer der Treidler, ein großer, kräftiger Mann mit Händen so groß wie Ruderpaddel, gab ihm einen tönernen Becher, in den er einen klaren, scharf riechenden Schnaps goss.
»Drachenpisse «, sagte er grinsend, und die anderen lachten, als Sargan vorsichtig an dem Gebräu schnupperte. Dann nahm er achselzuckend einen tiefen Zug. Tatsächlich brannte das Gebräu sich direkt einen Weg in den Magen, wo es ein loderndes Feuer entzündete, aber Sargan war berauschende Getränke durchaus gewöhnt und kippte den nächsten Becher einfach herunter, was ihm weiteres Gelächter, aber auch den Respekt der Burlai einbrachte.
»Du bist härter, als du aussiehst, kleiner Mann«, lachte der Treidler und schlug Sargan dabei auf die Schulter. »Petriu ist mein Name, und wenn du mir deinen sagst, haben wir einen Grund mehr, um noch einmal anzustoßen!«
Im Lauf der Abende fragte der Dyrier die Flussleute vorsichtig über das Land aus, wobei er den gelehrten, aber tollpatschigen Fremden spielte, die gleiche Tarnung, die er auch schon in Turduj angenommen hatte. Der Vorteil davon war, dass er so schnell das Vertrauen der Menschen gewinnen konnte, weil er in deren Augen keinerlei Gefahr darstellte. Und so brachten ein wenig Schauspielerei, ein vorgetäuschter Rausch und einige lustige Anekdoten Sargan schon bald das Zutrauen der Treidler. Petriu, welcher der Anführer der Gruppe zu sein schien, erzählte ihm bereitwillig von den Härten des Lebens in Ardoly.
»Für einen Burlai ist es nicht einfach, sich durchzuschlagen, Bruder«, sagte der hünenhafte Mann. »Der Lohn ist gering und die Arbeit hart.« Wie zum Beweis hob er eine seiner mit Schwielen bedeckten Pranken und zeigte sie dem Fremden. »Und wenn man nicht mehr kann, sei es aus Krankheit, aus Alter oder einfach aus Erschöpfung, dann muss man zurückbleiben.« Sargan nickte zu
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