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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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gut im Blick behalten konnte. Schon in der ersten Nacht war ein Wagen aus dem Wald gekommen und in der Dunkelheit mit geringer Beleuchtung zur Feste gefahren.
    Geschickt schlich sich Sargan durch die Felder zur Straße, um das Gefährt näher in Augenschein zu nehmen. Tatsächlich war es ein Karren, der von zähen Zwergenponys gezogen wurde, die er neben den Eseln auch schon unter Tage gesehen hatte. Krieger des Kleinen Volkes marschierten in geschlossener Formation hinter dem Wagen her, der anstandslos durch die mächtigen Tore der Feste gelassen wurde.
    Der Rest der Nacht verging ereignislos, und den Tag nutzte Sargan einerseits, um Schlaf nachzuholen, andererseits, um sich vorzubereiten. Wenn er sich nicht irrte, dann würden die Zwerge nicht lange bei den Menschen bleiben, denn nach allem, was er wusste, beeilte sich das Kleine Volk immer sehr damit, wieder nach Hause zurückzukehren. Also beschaffte er sich ein wenig Ausrüstung, die er bei seinem bisherigen Aufenthalt in Ardoly vermisst, verloren oder einfach verschlissen hatte, und bereitete sich in der kurzen verbleibenden Zeit sorgfältig auf einen weiteren nächtlichen Ausflug vor.
    Eine Festung ist eigentlich immer gut bewacht, allerdings ist die Hauptsorge der Bewacher weniger der einzelne Dieb, sondern vielmehr die große Anzahl Feinde, die eindringen könnte. Das einfache Volk mochte zwar glauben, dass Mörder sich heimlich einschlichen und den Burgherrn im Schlafe erdolchten, aber Sargan wusste, dass dies eher selten vorkam. Vor allem in Ardoly, wo man Fehden vermutlich noch von Angesicht zu Angesicht und mit Stahl in der Faust beendete. Dennoch würden natürlich die Zinnen der Burg mit Wachen bemannt sein, ebenso wie wichtige Abschnitte der Festung bewacht sein dürften. Aber es gab zwei Dinge, die dem Eindringling halfen: Dunkelheit und Routine. Irgendwann wurde auch die pflichtbewussteste Wache müde, und nach vielen ereignislosen Nächten schlich sich ein Gefühl von Sicherheit ein. Ein falsches Gefühl, denn in dieser Nacht werden Dinge geschehen, dachte Sargan mit einem kalten Lächeln, als er sich vorsichtig über das Feld anschlich. Wieder einmal hatte er seine Kleidung sorgfältig ausgesucht; sie war dunkelgrau und von einem losen Schnitt. Seine Haare wurden von einer dunkelbraunen Lederkappe verdeckt, und die Gesichtshaut hatte er sorgfältig geschwärzt. Auf dem Rücken trug er seine geflickte Tasche, in der er die Ausrüstung so verstaut hatte, dass sie auch bei hastigen Bewegungen keinen Lärm machen würde.
    Zu seinem Glück hatte es sich im Lauf des Tages etwas bewölkt, und der Mond spendete nur wenig Licht. Vermutlich habe ich eine Glückssträhne, grinste der Vermummte innerlich, als er die Mauer erreichte und an ihr emporblickte. Wie erwartet, war der Stein glatt und sauber bearbeitet, aber darauf war Sargan vorbereitet. Ein Seil mit Haken wäre vermutlich zu auffällig gewesen, also blieb ihm nur die anstrengendere, aber leisere Methode, die Wehrmauern zu erklimmen. Leise zog er drei flache, breite und dazu spitze Klingen aus ungeschliffenem Stahl aus seiner Tasche und machte sich an die Arbeit. In einem Kampf würden ihm diese Waffen wenig nutzen, aber für seinen Plan, in die Burg einzudringen, waren sie nicht zu ersetzen.
    Soweit er die Wacheinteilung in der letzten Nacht beobachtet hatte, blieb ihm bis zur nächsten Ablösung noch ein wenig Zeit. Am Ende eines Dienstes waren Wachen nach Sargans Erfahrung immer am wenigsten aufmerksam, und der Eindringling gedachte, diesen Umstand für sich zu nutzen.
    Die gewaltigen Quader aus dunklem Fels, aus denen die äußere Mauer bestand, waren ohne Mörtel aufeinander gefügt worden. Vermutlich bestand die Mauer aus mehreren Schichten, eine dicke äußere Wehrmauer mit breiten Steinen und eine ähnliche, aber nicht ganz so massive Mauer auf der Innenseite. Zwischen diese beiden Mauern würde man Kies, Sand oder Ähnliches gefüllt haben. Eine solche Bauweise machte die Burgmauer sehr fest. Trotzdem waren die Steinblöcke auf der Außenseite groß, und auch wenn sie gut bearbeitet waren, sodass kaum ein Spalt zwischen ihnen blieb, konnte Sargan doch die flachen Klingen zwischen sie schieben. Eine davon steckte er als Reserve in seinen Ledergürtel, die beiden anderen nutzte er als behelfsmäßige Leiter. Immer wenn er eine Klinge sicher und fest genug in den Stein gerammt hatte, zog er sich auf sie hinauf und nahm die untere Klinge wieder aus dem Stein. Da die Felsquader recht hoch waren,

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