Die Trolle
Trolle für seine eigenen Ziele benutzte? Wollte er sie überhaupt benutzen?
Mit diesen Gedanken verging der Tag, und langsam, aber sicher färbte sich der Abendhimmel rot. Immer noch unschlüssig saß Sten auf einem umgestürzten Baum und beobachtete die Trolle. Endlich traf er seine Entscheidung und stand auf.
»Hast du Hunger?«, fragte Druan den Wlachaken, der schweigend zugesehen hatte, wie sich die Trolle nach dem Untergang der Sonne erhoben hatten. Unwirsch schüttelte der Mensch den Kopf und wandte sich ab.
»Du bist wütend«, stellte der Troll hartnäckig fest.
»Ja«, erwiderte Sten einsilbig.
»Warum? Wegen des Sonnenmagiers?«
»Nein. Weil ich euch nicht getötet habe, als ich es noch konnte!«, fauchte Sten den Troll an, der die haarlosen Brauen zusammenzog und einen vorsichtigen Blick zu Pard warf, der allerdings gerade schmatzend über ein Stück Fleisch herfiel und nichts gehört hatte.
»Lass uns reden«, bat Druan und schob den Wlachaken vor sich in den Wald, außer Hörweite der anderen Trolle. »Du wolltest uns töten?«, fragte Druan erstaunt.
»Ich hätte es tun sollen. Ihr seid gefährlich. Weil ich euch am Leben gelassen habe, lade ich alle Schuld auf mich für die Taten, die ihr in diesem Lande begehen werdet.«
Nachdenklich sah Druan den Menschen an. »Du weißt, dass Pard deinen Kopf fordern wird, wenn er das hört?«
»Mehr Drohungen?«, fragte Sten geradezu verächtlich.
»Nein. Eine Warnung. Du hast uns geholfen, ich würde deinen Tod bedauern. Vielleicht denkst du, dass es besser ist, uns zu töten. Aber du hast es nicht getan. Warum?«
Verbissen sah Sten sich um und warf dann die Arme in die Luft: »Weil ich ein Narr bin!«
»Das glaube ich nicht.«
Wütend blickte der junge Kämpfer den Troll an. »Ihr habt mir vertraut. Ich habe euch mein Wort gegeben. Ich sagte es doch: weil ich ein Narr bin!«
»Wir vertrauen dir, und das wohl zu Recht«, sagte Druan leise lachend. »Aber du bist unglücklich. Wovor fürchtest du dich?«
»Dass ihr tötet. Dass ihr noch mehr Menschen tötet, viele Menschen, die ich eigentlich beschützen will. Selbst du …«, fing der Wlachake an, brach jedoch ab.
»Selbst ich? Aber du tötest doch genauso!«
»Um mich geht es nicht! Vielleicht nicht einmal um dich! Aber was ist mit Pard und den anderen? Würden sie auf mich hören?«, regte sich Sten auf.
»Vielleicht. Vielleicht nicht«, räumte Druan ein. »Aber du hilfst uns. Und du bist ein Kämpfer.«
»Und was soll das bedeuten?«
»Dass sie dein Wort achten«, antwortete der Troll.
»Unsere Wege werden sich trennen, Druan«, sagte Sten und hob die Hand, als der Troll widersprechen wollte. »Nein, hör mich an. Ich kann euch nicht länger begleiten. Ihr müsst zurück in eure Heimat gehen.«
»Zurück? In die Gebeine der Erde?«
»Ja!«, sagte Sten entschlossen.
»Das geht nicht! Mein Volk stirbt, Sten! Wir werden niemals einfach so zurückkehren!«
»Ich verspreche, nein, ich schwöre dir, dass ich alles tun werde, um die Bedrohung von euch abzuwenden.«
»Das reicht nicht. Das können wir niemals annehmen!«, erwiderte Druan hitzig. »Wenn du uns nicht mehr hilfst, dann gehen wir ohne dich!«
»Dann muss ich euch als Feinde betrachten und werde euch jagen und töten«, stellte Sten kalt fest.
»Das ist doch Unsinn! Wir haben die gleichen Feinde!«
»Es ist allein eure Entscheidung.«
Schwer atmend ging Druan auf und ab und warf Sten düstere Blicke zu. Schließlich holte der massige Troll tief Luft und sagte: »Sten, denk noch einmal darüber nach!«
»Dazu besteht kein Anlass«, erwiderte der Wlachake, doch Druan unterbrach ihn: »Pard hätte dich längst getötet und wäre einfach weitermarschiert. Lass uns reden, bitte.«
Verwirrt sah Sten zu dem Troll hoch, der beinahe flehentlich zu ihm sprach. Tatsächlich hatte er damit gerechnet, dass es zu einem Kampf kommen würde, und sich schon die ganze Zeit bereitgehalten. Doch jetzt nahm er die Hand vom Knauf seines Schwertes und sah sein Gegenüber fragend an.
»Wir können nicht zurück«, begann Druan, »und wir benötigen Hilfe, um uns an der Oberfläche zurechtzufinden.«
»Ihr könnt zurück. Ich werde eure Queste weiterführen.«
»Unsere was?«
»Eure Aufgabe.«
»Mein Volk vertraut uns. Wir müssen erfolgreich sein. Oder die Zwerge werden uns ausrotten!«
»Ich verstehe das, aber ich sagte doch schon, dass ich alles tun werde, um das zu verhindern«, erwiderte der Krieger erschöpft.
»Stell dir vor, es
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