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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
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Angst, dass du es sonst vielleicht vorziehen würdest, in Good Old Germany zu bleiben.“
    „ Das hätte durchaus sein können. Die ganze Sache klingt so verrückt, dass man erst mal tief Luft holen muss. Ein Trend zu Fettpolstern und Falten! Das glaubt mir zu Hause keiner!“
    Melanie sah Glamour vor sich, wie er von der roten Plüschcouch aus die Massen vor den Fernsehschirmen hypnotisierte. Seit sie gestern Abend mehrmals hintereinander die Videoaufnahmen gesehen hatte, arbeitete es in ihrem Unbewussten wie in einem Bergwerk: Von außen war nichts zu erkennen, aber irgendwann würden die Ergebnisse ans Tageslicht kommen.
    Ihre Träume waren angefüllt gewesen mit Bildern von schlanken Frauen, die verächtlich angestarrt wurden, und mit dicken, gut gelaunten Walküren, die sich an den Händen hielten und fröhlich tanzten und von den attraktivsten Männern umworben wurden. Eine wurde sogar von der jubelnden Menge wie eine Göttin auf einem riesigen Silbertablett, weich gebettet auf duftige weiße und rosa Marshmallows, die Fifth Avenue hinuntergetragen.
    Dann hatte Melanie sich in einem Schlaraffenland wiedergefunden, in dem ihr die Dinge, die sie über alles liebte, die sie sich aber bisher bis auf wenige zutiefst bereute Ausrutscher wegen ihrer Figur versagt hatte, in unablässigem Strom einfach so in den Mund flogen: köstliche belgische Sahnepralinen, Gummibärchen in den leuchtendsten Farben, feinstgesponnene Zuckerwatte, zartcremige Schaumküsse, und auch glasierte Maronen, Schweinshaxen mit goldbrauner Kruste, perfekt gerundete luftige Kartoffelklöße, ein doppelt paniertes und dreifach mit saftigem Schinken und Käse gefülltes Cordon bleu und dazu herrlich duftende goldgelbe Buttersoße, die aus einer cognacfarbenen Wolke direkt in ihren Mund tropfte. Erst als sich ein riesiger, mit dicker weißer Glasur überzogener Donut langsam auf sie herabsenkte, bis er ihr wie ein Rettungsring um die Hüften lag, erwachte sie mit einem entsetzten Aufschrei.
    Irgendetwas war mit ihr passiert, es schien, als hätten Glamours Worte einen überaus fruchtbaren Nährboden vorgefunden, auf dem sie sich jetzt unaufhaltsam ausbreiteten wie Pilze. Melanie spürte nur, dass in ihr mehr und mehr die Erkenntnis wuchs, dass Glamour für Frauen das Tor ins Paradies aufgetan hatte. Sie durften dick sein, sie durften Falten haben – und sie wurden sogar genau deswegen begehrt und verehrt!
    Sie spürte, wie sich langsam ein wunderbares Gefühl von Leichtigkeit und Lebendigkeit in ihr auszubreiten begann, ganz ähnlich dem, das sie als Zahnspangen und weiße Söckchen tragender Teenager gehabt hatte, als der hübscheste Junge der ganzen Schule an dem schönsten Mädchen der ganzen Schule vorbei tatsächlich auf sie zugegangen war und sie vor aller Augen auf den Mund geküsst hatte.
    Und genau in diesem Moment und durch diese Erinnerung traf es sie endlich wie ein schneidender Lichtblitz, der nur den Bruchteil einer Sekunde brauchte, um alles, was bisher im Dunkeln auf Befreiung gewartet hatte, zu erreichen. Die von Glamour mit magischen Worten und Gesten gezeichneten Bilder waren von ihrem Unbewussten unbemerkt aufgesogen worden wie von einem Schwamm, und nun überfluteten sie auch ihr Bewusstsein wie ein wilder Fluss, der sich nicht mehr zähmen lässt, wenn der Damm endlich gebrochen ist. Sie sah in rascher Folge Bilder an sich vorbeiziehen, Dinge, die sie bereits kannte, aber nicht wirklich erkannt hatte als das, was sie ihr jetzt schienen: die Matrix, der Bauplan der Frau.
    Die kleine berühmte Skulptur der üppigen Venus von Milo, alte Höhlenzeichnungen von der Urmutter mit ausladenden Hüften und Brüsten wie Melonen und mit starken Armen und Beinen wie Tempelsäulen, die umfangen konnten und halten und geben und nähren. Das war die Frau ! Das Weiche und Sanfte und dabei doch Große und Feste und den Himmel mit kräftigen Armen Ergreifende und die Erde mit starken Beinen in Besitz Nehmende, das Üppige und das Volle und Runde.
    „ Glamour hat absolut Recht, May!“ Sie konnte kaum sprechen vor Aufregung. „Es ist genau das, was wir Frauen im Geheimen als altes Urwissen schon immer in uns tragen: Wir wurden nicht gemacht, um uns gegen die Natur in eine XXS-Jeans pressen zu lassen, mit Gesichtsmasken zu schlafen oder uns mit dem Messer das Leben aus unseren Gesichtern schneiden zu lassen.“
    „ Ich weiß nur zu gut, wovon du sprichst, Melanie. Es ist wirklich kein Vergnügen, sich jeden Abend mit einer halben Dose fettigem

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