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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
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ihn hier noch keiner erlebt hat.“
    „ Keine Sorge, Schätzchen, das kriegen wir schon hin!“
    Gladys nahm ihm die leere Tasse aus der Hand und stellte sie auf der blank geputzten Spüle ab.
    „ Du weißt doch, dass du dich auf uns verlassen kannst! Notfalls kaufe ich mir ein Donna-Karan-Kostümchen und stell’ mich vor die Kamera.“
    Die Vorstellung von Gladys’ in ein enges Röckchen gepresstem riesigen Hintern erheiterte sogar Gladys selbst. Sie strich in gespielter Koketterie den geblümten Arbeitskittel über den gigantischen Hüften glatt.
    „ Ich gehöre ja jetzt zu den begehrtesten Frauen, wenn ich das richtig gehört hab’. Aber mein Jack wusste das sowieso schon immer, dem haben diese magersüchtigen Models noch nie gefallen. Und wisst ihr was?“ Sie genoss einen Moment lang die erwartungsvollen Blicke, um dann mit zuckersüßer Stimme hinterher zu schieben „Männer mögen Ärsche!“
    Barry verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall. Harry grinste und stellte sich Gladys fast schon zierlich zu nennenden Mann Jack vor, wie er diesen Fleischberg erklomm.
    „ Da brauchst du gar nicht zu lachen, Schatz!“
    Sie zog einen Putzlappen aus ihrer rechten Schürzentasche und wedelte damit demonstrativ vor Harrys Nase herum.
    „ Und jetzt marsch an die Arbeit, Harry Shinder, wir haben noch viel zu tun!“
    Widerspruchslos ließ sich der große Studioboss von seiner Dreizentnerputzfrau in Richtung Tür schieben.
    Melody kam mit einer halb vollen Glaskanne aus ihrem Büro. „Ich hab’ noch Kaffee übrig, möchte jemand einen Schluck?“
    Das nachtschwarze Gebräu in der Kanne war von dickem, bräunlichem Schaum bedeckt. Wie durch ein Wunder stand Melody schlagartig allein im Raum. Sie seufzte resigniert, sie konnte einfach nicht verstehen, warum keiner ihren liebevoll und immer extra sorgfältig und ganz frisch aufgebrühten Kaffee mochte. Sie bereitete ihn genau so zu, wie ihre Mutter es ihr beigebracht hatte, drei Löffel auf eine Tasse, und schließlich war noch keiner daran gestorben. Außer vielleicht ihr Vater, der vor zehn Jahren an einem durchgebrochenen Magengeschwür verschieden war und dessen Magen laut Obduktionsbefund ausgesehen hatte, als sei er aus einer Schrotflinte mit tausend zu lange gerösteten Kaffeebohnen beschossen worden. Mit einem resignierten Seufzer kippte Melody den verschmähten Kaffee ins Spülbecken.
    May hatte Feierabend und nahm sich auf dem Weg zum Auto vor, gleich am nächsten Morgen im Mermaid anzurufen, falls sie bis dahin noch nichts von Melanie gehört hätte. Sie war schließlich doch verdammt neugierig, was die zu dem neuen Trend sagte.
    Ihr Wagen stand auf einem öffentlichen Parkplatz, weil der GMY!-Parkplatz bis zum letzten Platz besetzt gewesen war, als sie ihren Dienst angetreten hatte. Als sie jetzt auf die Ausfahrt zurollte, fiel ihr ein auffällig mit Stickern beklebter uralter Ford auf. „ Drive to hell! “ stand quer über der Motorhaube, und May überlief eine leichte Gänsehaut, als sie direkt darunter den kleineren Aufkleber „ GMY! “ sah. Die im Halbschatten verborgene Gestalt hinter dem Steuer beugte sich genau in dem Moment, als May an dem Wagen vorbeifuhr, zum Handschuhfach hinunter. Obwohl sie nichts außer breiten Schultern und der Krempe eines Männerhutes gesehen hatte, hatte May irgendwie das Gefühl, dass sie dem Fahrer des Wagens schon einmal irgendwo begegnet war, sie wusste nur nicht genau, wo.
    Wäre Harry dabei gewesen, wäre diese Frage sehr schnell beantwortet und so vielleicht das Unglück noch zu verhindern gewesen. Aber Harry saß nichts ahnend im Sender und beobachtete schwitzend die halb nackten Mädchen, die sich für die Stripteasesendung „N ow YOU!“ zu schwülstigen Klängen lasziv vor der Kamera rekelten.
    Und so hatte May schon nach wenigen Metern wieder vergessen, was sie beunruhigt hatte, und das Schicksal nahm unaufhaltsam seinen Lauf.

Kapitel 6
    Pawlow und die Venus von Milo
     
    „ Weißt du, May, einen Moment lang dachte ich wirklich, das Ganze sei ein Scherz! Vielleicht so eine Art Willkommensjoke für Neulinge, oder so.“
    Mays Lachen ging in dem Rauschen des seit zehn Minuten wie aus Kübeln vom Himmel stürzenden Regens fast unter. Melanie drückte den Hörer fester ans Ohr, während sie mit der anderen Hand versuchte, das Fenster zuzuziehen.
    „ Tut mir leid, Melanie, dass ich dich nicht schon früher über alles informiert habe, aber der Boss hatte es ausdrücklich verboten. Ich denke, er hatte

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