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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
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letzten Kurzzeitliebhaber und seine Angewohnheit, beim Sex Akquisitionstelefonate für sein Immobilienbüro zu führen, trieb May eine Gänsehaut auf die Arme.
    „ Aber ich sag’ mir trotzdem: Nicht aufgeben! Irgendwo da draußen gibt es genau den Mann, der zu mir passt, vielleicht brät er sich gerade ein Spiegelei oder putzt sich die Zähne oder schneidet sich die Nasenhaare.“ Sie setzte sich an ihren Schreibtisch. „Mein Vater hat sich immer die Nasenhaare geschnitten. Ich hasse Männer mit Nasenhaaren, die aussehen, als seien sie dazu gedacht, das Essen abzutasten, bevor es in den Mund gelangt!“ Sie schüttelte sich angewidert. „Aber jetzt wollen wir uns erfreulicheren Themen zuwenden, sonst kriegst du hier schon die erste Depression, bevor du überhaupt Platz genommen hast. Komm, setz dich!“
    Melanie schob ihre Handtasche in den Schreibtisch und setzte sich May gegenüber.
    „ Ja, die Männer, da könnte ich auch so einige kuriose Geschichten beisteuern, May.“
    Sie stellte sich vor, wie Thomas und seine neue Angebetete am fingerabdruckfrei polierten Mahagonitisch Elisabeth von Ducatys saßen und gehorsam und wohlerzogen scheußlich schmeckenden Mokka aus winzigen goldgeränderten Tässchen schlürften.
    „ Aber du hast recht, das vertagen wir besser auf ein andermal. Wir haben ja noch jede Menge Gelegenheit, uns ausgiebig auszutauschen. Ich freue mich schon darauf!“
    Plötzlich fiel ihr etwas ein. Das Mitbringsel für May! Sie zog ihre Tasche wieder aus dem Schreibtisch, holte das in kobaltblaues Seidenpapier eingewickelte kleine Geschenk heraus und drückte es der verdutzten May in die Hand.
    „ Hier, für dich, etwas typisch Deutsches. Ich hoffe, es gefällt dir.“
    May war sichtlich gerührt. Sie zupfte das Einwickelpapier vorsichtig auseinander und bewunderte das hübsche Porzellandöschen, das zum Vorschein kam, ausgiebig von allen Seiten. „Rosenthal, made in Germany“ las sie das auf der Unterseite angebrachte Firmensignet vor.
    „ Oh, vielen Dank, Melanie. Das passt ganz wunderbar auf die Konsole vor meinem Badspiegel.“
    Sie stand auf, kam auf Melanies Seite herüber und küsste sie herzlich auf beide Wangen.
    Genau in diesem Moment stürzte Harry, der noch ein Gespräch mit den Sicherheitsleuten gehabt hatte, durch die Aufzugstür an ihrem Glaskasten vorbei.
    „ Wenn ich diesen Kerl erwische, bringe ich ihn eigenhändig um!“ brüllte er aus vollem Hals, rannte direkt in sein Büro und schlug mit einem lauten Knall die Tür hinter sich zu. Man hörte ihn drinnen noch eine Weile toben, aber May versicherte Melanie, dass das absolut harmlos sei.
    „ Man muss ihn einfach toben lassen, dann ist er in spätestens zehn Minuten wieder so friedlich wie ein Lamm. Nachdem ich die ersten Male fürchterlich erschrocken bin, wenn er seinen Anfall gekriegt hat, habe ich mir eine Strategie zugelegt, die sich eine frühere Kollegin ausgedacht hat.“ May grinste so breit, wie es die noch von der Frühsendung stammende Puderschicht auf ihrem Gesicht zuließ, ohne abzubröckeln. „Wenn er vor mir steht und brüllt, stelle ich ihn mir einfach mit heruntergelassenen Hosen und in viel zu großen rosa-grün-geblümten Boxershorts vor. Dann kann er noch so viel schreien, es macht mir ganz einfach nichts mehr aus. Man kann doch keinen Chef ernst nehmen, der mit heruntergelassener Hose vor einem steht und schreit, oder?“
    Melanie wünschte, sie hätte von dieser Strategie schon früher gehört. Ihr vorletzter Chef war eine horrable Mischung aus allzu leicht für zum Scheitern verurteilte Projekte entflammbarem Idealisten und hoch explosivem Choleriker gewesen. Letzteres war immer dann in unberechenbarer Geschwindigkeit wie Lava aus einem bis dahin inaktiven Vulkan emporgeschossen, wenn er wieder einmal gegen alle Vernunft gehandelt hatte und deshalb mit einer Sache oder einem Menschen gründlich baden gegangen war. Sie rief sich ganz bewusst ins Gedächtnis, wie er wutschnaubend vor ihr stand, und sofort spürte sie, wie sich ihr Magen zusammenzog. Dann stellte sie sich vor, dass er lächerliche rotblau-gepunktete Hosenträger trug, die sie mit einer riesigen Schere abschnitt, sodass seine Hosen bis auf die Schuhe fielen und man seine Sockenhalter und die riesigen schweinchenrosa Boxershorts sehen konnte.
    „ Es klappt, May!“ rief sie begeistert, als sie merkte, wie sich ihr Magen entspannte und sie sich augenblicklich wieder ganz in ihrer Mitte fühlte. „Das ist ja genial, ein richtiges

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