Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

erniedrigte sich zu einem anerkennenden Kopfnicken, als er sich durch die sorgfältig aufbereitete Präsentationsmappe gearbeitet hatte.
    Alle Beiträge der Sendung würden natürlich das neue Schönheitsideal zum Thema haben und wie man sich ihm am Schnellsten annähern konnte. Im ersten Teil der Show würde es den sogenannten Hot Chair geben – einen Stuhl, auf dem ein Kandidat Platz nahm, der in der Sendung überrascht werden sollte, wobei die Überraschung natürlich immer irgendwie um das Thema Schönheit kreisen musste.
    Das von May zur Demonstration der Idee gewählte Beispiel schien Melanie im ersten Moment etwas krass. Aber eigentlich wurde es im Grunde völlig dem zunehmend desensibilisiert nach immer schockierenderen Sensationen lechzenden Zuschauergeschmack gerecht: Ein Mann sitzt selbstzufrieden auf dem Überraschungskandidatenstuhl in der Annahme, dass seine Frau ihn mit dem Versprechen überraschen wird, endlich abzunehmen, weil er ihr immer wieder gesagt hat, dass sie für seinen Geschmack zu fett sei. Seine Frau kommt mit zwei attraktiven jungen Männern herein, die ihm als ihre beiden Liebhaber vorgestellt werden und ihm erklären, wie sexy sie den üppigen Körper seiner Frau finden. Sie krönt das Ganze mit der Aufforderung, er solle sich ganz einfach eine Bohnenstange suchen und sich zum Teufel scheren. Daraufhin gibt es ein Handgemenge zwischen den drei Männern, gegen das die Sicherheitsleute natürlich weisungsgemäß erst nach dem ersten blauen Auge einschreiten.
    Dann würde es eine Hotline geben, über die die Zuschauer sich direkt in die Sendung schalten lassen konnten, um sich ihre Fragen rund um das Thema Schönheit beantworten zu lassen, und im dritten Teil konnten sie per Fax, Email oder Telefon ihre ganz persönlichen Schönheitstipps abgeben, von denen der beste dann am Ende der Sendung prämiiert würde.
    Experten würden wertvolle Tipps geben und Erfinder ihre neuesten Entwicklungen und Produkte vorstellen, die man dann natürlich auch gleich telefonisch zum Vorzugspreis bestellen konnte.
    Im letzten Teil der Sendung würden Psychologen, Wissenschaftler und Spezialisten rund ums Thema Schönheit diskutieren, und im Anschluss würde der Kandidatentipp der Woche prämiiert werden. Vorgesehen waren Preise wie z.B. ein Wochenende in einem Beauty-Spa, eine spezielle Aging-Kur für die Haut oder ein Modell aus Glamours neuer Kollektion.
    „ Das wird ein Quotengigant, darauf verwette ich meinen teuersten Mouton Rothschild!“
    Harry grinste sein fiesestes JR-Grinsen und stieß die Mappe über den glatt polierten Tisch zu May hinüber, die nervös mit den Fingernägeln auf die Armlehre ihres Stuhls trommelte.
    „ Diesen Glamour halte ich für ein Arschloch, aber mir ist jedes Arschloch recht, wenn es genug Luft rauslässt, um unsere Quoten in astronomische Höhen steigen zu lassen.“
    May und Melanie warfen sich vielsagende Blicke zu.
    Nach der Besprechung nahmen Melanie und May in der Kantine einen der voluminösen HighC -Snacks, und während May sich von Jay zu einem Interviewtermin fahren ließ, erfüllte Barry seinen Auftrag, Melanie durch die verschiedenen Räume des Senders zu führen und ihr alles bis ins kleinste Detail zu erklären.
    Erst am späten Nachmittag fiel ihr siedend heiß ein, dass sie ihrer Mutter versprochen hatte, den Schmuck bei Macy’s zu besorgen, aber Melody versicherte ihr eifrig, dass sie nach Dienstschluss noch genügend Zeit für einen ausgiebigen Einkaufsbummel hätte.
    Was Melanie dort einkaufen wollte, erzählte sie May lieber nicht.
     
    * * *
     
    Melanie war beeindruckt. Das Kaufhaus Macy’s erstreckte sich über einen ganzen Häuserblock. Sie hatte zwar von Baustilen nicht sonderlich viel Ahnung, aber dass es sich bei den Säulen an der Ostfassade um korinthische Säulen handelte, wusste sie, weil sie genau die gleichen schon einmal an einem Gebäude gesehen hatte, das von ihrem Vater restauriert worden war.
    Die große Uhr über dem Eingang zeigte, dass sie noch über eine Stunde Zeit hatte, die verloren gegangenen Kronjuwelen wiederzubeschaffen.
    „ Schmuck finden Sie im Zwischengeschoss, Madam! Der Aufzug ist dort drüben.“
    Die freundliche Dame am Informationsschalter wies nach links. Nach ihren einschlägigen Erfahrungen mit der Magenfreundlichkeit amerikanischer Aufzüge nahm Melanie vorsichtshalber doch lieber die Rolltreppe und reihte sich ein in den wie eine geschäftige Ameisenarmee dahineilenden Kundenstrom. Während sie gemächlich