Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
Rundfunkbericht und jede noch so kurze Botschaft auf Twitter, Facebook oder Youtube registrierte, in denen auch nur die ersten beiden Buchstaben seines Namens erwähnt wurden. Dass die Zugriffe auf sein Twitter-Profil die der bisherigen Rekordhalterin Lady Gaga längst überholt hatten, schmeckte sicherlich weder Lady Gaga noch deren Management, und er war sich sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie ihn höchstpersönlich anrufen und um eines seiner Modelle betteln würde.
Zwar weigerte er sich, die Fernsehaufzeichnungen und Videoclips anzusehen, weil er wie eine Diva eine Phobie davor entwickelt hatte, irgendeine unvorteilhafte Geste an sich zu entdecken oder Schatten, die sich ungünstig über sein Gesicht zogen, weil man nachlässig ausgeleuchtet hatte, aber er ließ sich selbstverständlich regelmäßig Bericht über die Wirkung seiner Auftritte erstatten.
„ Ich fühle mich überaus geehrt, dass ich dazu ausersehen wurde, die Frauen endlich wegzuführen von diesen Zerrbildern der Weiblichkeit, denen sie letztlich nur unter teilweise unsäglichen Qualen entsprechen konnten.“ begann Glamour, während er wehmütig an die gertenschlanken Frauen dachte, die nun wohl für längere Zeit aus dem Straßenbild verschwinden und durch plattfüßig watschelnde Dickerchen ersetzt werden würden.
„ Denken Sie zum Beispiel an die vielen Frauen, die magersüchtig oder gar bulimisch wurden, weil sie nicht der Stimme ihrer Weiblichkeit, sondern der Stimme von Männern folgten, die tiefe Ängste vor dem Urweiblichen in sich tragen und deshalb aus Frauen hohlwangige, flachbrüstige Gestalten machen möchten, die keine Bedrohung mehr für sie darstellen.“
Durch das Publikum ging zustimmendes Raunen, das sich vermutlich in Tausenden von Wohnzimmern, in die Glamour jetzt wie eine Sternschnuppe flimmerte, fortsetzte.
„ Aber wir sollten zu anderen Themen übergehen. Es ist mir peinlich, so im Mittelpunkt des Interesses zu stehen und mit Lobeshymnen überschüttet zu werden, die andere viel mehr verdient haben als ich!“
Es war ihm selbstverständlich nicht peinlich, er genoss Auftritte wie diesen, er wollte nur ganz einfach, dass so schnell wie möglich seine Dessouskollektion vorgestellt wurde, damit sich so schnell wie möglich noch mehr Dollars auf seinem Konto ansammelten.
In der dritten Reihe warf eine kleine dicke Frau in einer apfelgrün gemusterten Glamour-Creation, die an ihr hing wie ein Kartoffelsack, einen kurzen Blick auf ihren in ausgeleierten Shorts und ebensolchem T-Shirt, Plastiksandalen und karierten Socken neben ihr sitzenden Mann und seufzte leise. Was hätte sie jetzt nicht alles gegeben für eine gute Fee, die lächelnd den Zauberstab schwang und diesen Trottel neben ihr in einen zweiten George Glamour verwandelte. Dan war geldgierig, egoistisch und verlogen, und er hasste dicke Frauen.
George Glamour dagegen - was für ein Mann! Nur auf das Wohl der Frauen bedacht und die Bescheidenheit, Güte und Aufrichtigkeit in Person, und er schwärmte für Frauen, die so viele Pfunde auf den Rippen hatten wie sie. Und er sah auch noch aus wie ein junger Gott!
Sie seufzte noch einmal, als ihr Blick auf die Haare fiel, die Dan aus Ohren und Nase sprossen, ihm aber dafür auf dem Kopf fehlten. Sie hatte ihn eigentlich nur deshalb überredet mitzukommen, weil sie sich erhoffte, dass Glamour auch ihn mit seiner Begeisterung für die pralle Weiblichkeit anstecken und er sie künftig, als die Göttin behandeln würde, die sie laut Glamour schließlich war.
Dan warf ihr unter den buschigen Brauen hervor einen misstrauischen Blick zu, als ahne er, was gerade in ihr vorging. Was hätte er jetzt nicht alles gegeben für eine gute Fee, die lächelnd den Zauberstab schwang und diesen Fettkloß neben ihm in eine zweite Marilyn Monroe verwandelte. Jane war nachlässig mit ihrem Äußeren geworden und so farblos wie Tapetenkleister, zudem eine miserable Köchin, und von richtig gutem Sex verstand sie ungefähr so viel wie eine Kuh vom Eierlegen.
Marilyn Monroe dagegen - was für eine Frau! Nur darauf bedacht, die Männer zu beglücken, immer perfekt frisiert und geschminkt, auch dann, wenn sie wie in seinem Lieblingsfilm von einem Banditen über Stock und Stein durch die Wildnis geschleift wurde. Selbstlos, wie sie war, kochte Marilyn diesem Kerl dann noch ohne Murren den besten Kaffee und briet die unwiderstehlichsten Rühreier, und es war klar, dass er sich danach unsterblich in sie verliebte, und
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