Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
ganz am Schluss durfte er dann Champagner aus ihrem Bauchnabel schlürfen.
Und ganz in der Tradition verblendeter Fans, die ihren Angebeteten entgegen aller Gesetze der Biologie ewige Jugend und Schönheit zusprechen, glaubte Dan ungeachtet der inzwischen verstrichenen vierzig Jahre, dass wenn sie nicht gestorben wäre, sie auch heute noch genau so ein Superweib, wie damals wäre. Und er träumte davon, dass sie dann selbstverständlich ihm die Eier braten und er der Glückliche sein würde, der herbes Brewer’s Joy aus ihrem Bauchnabel schlürfen würde - es musste ja kein Champagner sein, dafür würde sie mit Sicherheit Verständnis haben.
Stattdessen saß er hier mit der langweiligsten Frau der Welt, die ihn vermutlich nur hierher geschleppt hatte, weil sie hoffte, dass dieser elende Blender Glamour ihm wie all den anderen Verrückten Sand in die Augen streuen und ihn glauben machen würde, die Fettwülste seiner Frau seien so begehrenswert wie die Ringe der ungarischen Salami, die er so gerne zum Bier aß, während er sich am laufenden Band Sexfilme reinzog.
Aber da hatte sie sich verrechnet. Er würde ihr beweisen, dass er zu den seltenen Exemplaren gehörte, die sich von solch einem nur auf den Verkauf seiner Kleinzelte fixierten Aufschneider nicht für dumm verkaufen ließen.
Er seufzte und wandte sich wieder den Ereignissen auf dem Podium zu. Dabei fiel sein Blick auf einen der Monitore über ihm, die Glamour gerade in Großaufnahme beim Wiederholen seiner Liebeserklärung an barocke Frauenkörper zeigten.
Hätte Dan geahnt, was für Folgen der Blick in Glamours Augen haben würde, hätte er vor Panik die Augenlider so fest zusammengekniffen, dass er sie nie mehr auseinander bekommen hätte.
So aber fand er sich noch am selben Abend mit glasigem Blick auf dem kratzigen Kokosläufer vor der Wohnzimmercouch auf Knien vor seiner Jane herumrutschend, die ihm die nach der Sendung erstandenen Strapse und anderen Dessous vorführte, und ihre Speckwülste schienen ihm um ein Vielfaches begehrenswerter als ein Berg Ringe seiner Lieblingssalami.
* * *
Melanie und May empfingen über die Ohrbuttons die Anweisung der Regie, Glamours Bescheidenheit zu respektieren und ihn nicht weiter mit Fragen zu belästigen, sondern ihn endlich seine Dessouskollektion präsentieren zu lassen. Außerdem sollte Melanie die Modelle kommentieren.
„ Wir schätzen Ihre Bescheidenheit, George, und da wir wollen, dass Sie sich hier bei uns wohlfühlen, schlage ich vor, dass Sie unseren Zuschauern jetzt die erste Überraschung präsentieren, die Sie heute mitgebracht haben.“
Melanie sah ihn erwartungsvoll an, und als er zustimmend nickte, erklang wie auf Befehl der Song Je t’aime , und aus dem dunklen Hintergrund tänzelten nacheinander sieben übergewichtige Frauen auf schwindelerregend hochhackigen Schuhen in spitzenbesetzten Strapsen, roten, schwarzen und goldenen Minislips, noch gewagteren BHs und atemberaubend transparenten Negligés über den extra dafür angelegten kleinen Laufsteg.
Glamour rang angesichts der über die Strapsgürtel, halterlosen Strümpfe und Slips quellenden Formen krampfhaft um Fassung und suchte verzweifelt nach der richtigen Miene, die Bewunderung für so viel geballte Weiblichkeit vortäuschen sollte. Fieberhaft stöberte er in seinem über die Jahre ansehnlich gewachsenen Mienenfundus und stieß schließlich erleichtert auf Miene 007 , den bewundernden Blick des Mannes, der nicht nur den ihn stets zahlreich umgebenden Schönheiten, sondern im Dienste Ihrer Majestät auch der abgetakeltsten Fregatte erfolgreich das Gefühl vermittelte, schöner und begehrenswerter als Schneewittchen zu sein.
Im Hintergrund huschte zum zehnten Mal ein junger Mann mit strahlendem Lächeln und einem darüber aufragenden Schild Glamour-Fashion! durch die Kulissen.
„ Meine neue Dessouskollektion habe ich für die Frauen entworfen, die sich wieder auf ihre Weiblichkeit besonnen haben und sie mit wunderschöner Wäsche aus edler Seide und echten französischen Spitzen zur Geltung bringen möchten.“
Das Publikum schien bis auf wenige Ausnahmen restlos begeistert, und bei denen, die es nicht waren, würde der irgendwann zwangsläufig erfolgende Blick in einen der über ihren Köpfen hängenden Monitore und damit direkt in Glamours unwiderstehlich hypnotische Augen einen entsprechenden Erkenntnisprozess einleiten.
Als die Models in den Kulissen verschwunden und der frenetische Beifall verklungen waren,
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