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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexa Holland
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Annehmlichkeiten bot, hatte ihn in kürzester Zeit zu einem durch und durch cleveren Geschäftsmann werden lassen: Als Gegenleistung für sein Sponsoring hatte er unter anderem gefordert, dass alle fünf Minuten ein junger Mann mit einem Schild Glamour-Fashion! durch die Kulissen spazierte, um die Zuschauer daran zu erinnern, dass alles Gute letztlich von Glamour kam.
    Als der Tag X schließlich gekommen war, war Melanie mit den Nerven ziemlich am Ende, musste allerdings feststellen, dass ihre mollige Cousine Elinor ganz offensichtlich recht gehabt hatte mit einer ihrer von Melanie stets belächelten Lebensweisheiten: Mit ein paar Pfunden mehr auf den Rippen ließ sich Stress durchaus leichter ertragen.
    Aber ehe sie noch lange darüber nachdenken konnte, welcher aus der Liste der meistgefürchtetsten Versprecher vor laufender Kamera ihr ganz persönlicher Favorit war, stand sie bereits in einem dieser gewöhnungsbedürftigen Zelte aus Glamours Kollektion mit May vor dem erwartungsvollen Studiopublikum und erkannte am Aufglühen des roten Auges der Kamera direkt vor ihr, dass es für einen unauffälligen Rückzieher ganz einfach definitiv zu spät war.
     
    * * *
     
    Melanie hatte in ihrer Laufbahn als Moderatorin schon so einiges erlebt, aber wie das Publikum sich aufführte, als Glamour in gewohnter Lässigkeit und wie immer blendend aussehend das Podium betrat, auf dem sich die Sitzgruppe für Moderation und Gäste befand, war beispiellos. Der frenetische Beifall wollte trotz mehrfacher Anmoderationsversuche von May kein Ende nehmen, und langsam begannen auch einige der Requisiteure zu schwitzen, weil sie sich fragten, wie lange die eigentlich auf gesittetere Studiogäste zugeschnittene Leichtbaukonstruktion dem Trampeln unzähliger Füße noch standhalten würde, bevor sie wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiele.
    Glamour löste das Problem souverän. Er hob kaum wahrnehmbar die Hand, eine Bewegung, die Melanie irgendwie an den päpstlichen Segen erinnerte, und als er sie wieder sinken ließ, war es im Studio so still, dass man eine Daunenfeder hätte fallen hören.
    „ Wie Sie sehen, George, ist das Publikum so begeistert wie wir, Sie heute Abend bei uns zu haben. Herzlich willkommen!“
    Erneut brandete Applaus auf. Melanie lehnte sich entspannt zurück und wartete, bis Glamour Platz genommen hatte.
    Sie würde die Einstiegsmoderation übernehmen, dann würden May und sie im Wechsel die einzelnen Showteile moderieren, und die Schlussmoderation wäre dann Mays Job.
    May hatte sich dank einer Aussprache mit Melanie völlig im Griff. Nach dem offenen Gespräch über ihre Glamour-Obsession und die Probleme, zu denen das führen konnte, waren sie beide erleichtert gewesen – Melanie darüber, dass May ihr dankbar für ihre Offenheit und die Lösungsvorschläge war, und May war erleichtert, weil Melanie ihr durch ihre freundliche Offenheit vermutlich erspart hatte, sich vor den Augen von Millionen Fernsehzuschauern zum paarungsgierigen Affenweibchen zu machen. An ihrer Faszination für Glamour hatte das Ganze nichts geändert, aber Melanie hatte May ihre ganz persönliche bewährte Strategie beigebracht, wie sie den Fokus weitestgehend auf ihre Arbeit und weg von dem emotionalen Chaos lenken konnte, das Glamours Anblick in ihr auslöste.
    Außerdem hatten sie eine hervorragende Ebene gefunden, gemeinsam konkurrenzlos zu moderieren und sich sozusagen wechselseitig die Bälle zuzuspielen.
    Melanie wandte sich an Glamour. Sie war überrascht, wie entspannt sie war, seit May sie in der ihr eigenen unkomplizierten Weise vorgestellt und ihr den Einstieg überlassen hatte.
    „ Eine bekannte New Yorker Zeitung hat Sie in einem begeisterten Artikel als Frauenrechtler bezeichnet, George, weil Sie den Frauen durch das Hinführen zu ihrer lange unterdrückten Weiblichkeit ihre Würde zurückgegeben haben. Was sagen Sie selbst dazu?“
    Glamour lehnte sich lässig zurück.
    „ Nun, ich habe diesen Artikel zwar nicht gelesen, weil es mich nicht interessiert, was man über mich schreibt, aber es ehrt mich natürlich ungemein.“
    Selbstverständlich hatte Glamour nicht nur diesen Artikel, sondern auch jede andere noch so kurze Buchstabenfolge, die irgendwo über ihn erschienen war, so aufmerksam gelesen, dass es ein Wunder war, dass die Druckerschwärze sich nicht vor seinen unersättlich nach Lobeshymnen lechzenden Augen aufgelöst hatte. Er hatte einen Auswertungsdienst beauftragt, der jeden Artikel und jeden Fernseh- oder

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