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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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klären.“
    „Aber nicht jetzt, nicht per Post.“
    Vater nickte. „Er wird bald herkommen.
    Caspar überlegte einen kurzen Moment und sog die Abendluft tief ein. „Ich weiß. Wirst du was verraten?“ Jetzt wurde er von seinem Vater angeschaut, als käme er direkt vom Mond. Es bedurfte keiner Worte. Sein Vater würde sich eher die Zunge abhacken lassen, bevor er sich da einmischte.
    „Aber damit du das richtig siehst, Caspar: Ich heiße den Betrug nicht gut und ich werde nicht für dich einstehen, wenn was schiefgeht. Den Kragen kostet dich die Geschichte, wenn du von allen guten Geistern verlassen wirst.“
    „Ich weiß.“
    „Hilfe hast du dann auch nicht verdient!“
    „Ich weiß, Vater. Ich will auch keine. Wir brauchen nur noch Zeit, bis ich das Meisterstück fertig hab.“
    „Wir. Die Expediteurin und du – ihr seid jetzt schon ‚Wir‘, was?“ Ein Funken Glück zeigte sich zwischen den tiefen Falten im Gesicht seines Vaters, aber das kleine Lächeln verschwand, als er weitersprach: „Und nach Rat brauchst du mich in der Sache auch nicht zu fragen. Ich werde dir nicht raten, wie du deinen Bruder belügen und betrügen kannst.“
    „Gut.“
    Eine Weile schwiegen beide.
    „Gut“, sagte dann auch Friedrich Weber. Er klopfte sich wie nach erledigter Arbeit auf die Schenkel, erhob sich und ließ Caspar allein.
    Caspar blieb, atmete tief durch und schickte ein Gebet nach oben, dass alles gut gehen möge.
     

     
    Die Kunde von Luisas Verlobung mit einem der Webersöhne hatte schnell die Runde gemacht. Fast noch schneller als die Entlobung von Matthias Kollmar. Das war zu erwarten gewesen. Und niemand zweifelte daran, dass Clemens Weber der Glückliche sein würde. Mit wem sich aber dessen Bruder Caspar verlobt hatte, gab den Gerüchten viel mehr Nahrung. Es konnte nur eine sein, die Caspar während der Wochen in Zittau kennengelernt hatte. Auf jeden Fall freute sich das halbe Dorf auf eine Doppelhochzeit der Weber-Zwillinge.
    Luisa machte sich besonders schön, denn sie hatte wichtige Post bekommen. Es duldete keinen Aufschub, nach Auf dem Sande zu eilen.
    „Zuerst zeigst du dich!“, freute sich die Mutter und klopfte an Luisas Kammertür.
    Josephine öffnete der Mutter und Ludovike hielt die Hände vor die Brust gepresst vor lauter Aufregung. „Es ist so wunderwunderschön, Luisa!“
    Mutter schlug die Hände zusammen. „Dreh dich.“
    Luisa tat es ihrer Mutter zuliebe und ein Blick in den ovalen Spiegel sagte ihr, dass ihr das ockergelbe Kleid, das aus Dresden gekommen war, wirklich gut stand.
    „Jetzt darfst du gehen“, beschied Mutter und Luisa nahm die Beine in die Hand.
    Aber das Kleid war nur ein Vorwand gewesen. Es sollte die eigentliche Lieferung aus Dresden vertuschen. Luisa hatte den Dresdner Mustermaler gebeten, das Kleid zur fertiggestellten Patrone zu packen. Die Lieferung beinhaltete also nicht nur das neue Kleid, sondern auch die Musterzeichnungen für Caspars Meisterstück, die Luisa im Hinauseilen unter ihrer Pellerine versteckte.
    Sie wirbelte ohne anzuklopfen ins Weberhaus, weil sie wusste, dass alle außer Caspar auswärts zu tun hatten. Aber ihre Freude gefror mit dem rauen Märzlüftchen, das sie mit in die Stube brachte, als sie jemanden antraf, den sie ausgerechnet heute nicht erwartet hatte. „Oh.“
     

     
    Caspar schaute zur Stimme auf und schob seinen leer gegessenen Teller beiseite. Luisa stand wie angewurzelt in der Tür und wurde von der Märzsonne beschienen wie eine Heilige. Ihr Kleid schimmerte golden. Als hätte sie einen Geist gesehen, starrte sie Clemens an, der neben Caspar saß. Clemens sprang wie von Taranteln gebissen auf, knallte die Hacken aneinander und salutierte vor Luisa.
    „Herr Weber, ähm, haben Sie vielen Dank für Ihre schönen Briefe. Haben Sie die meinen bekommen?“
    Verunsicherte Blicke zwischen ihm und seinem Bruder. Caspar lehnte sich in der Bank zurück und pulte mit der Zunge zwischen seinen Zähnen nach Essensresten. Er war sehr neugierig, wie Clemens sich anstellte.
    „Mit bestem Dank.“ Clemens verneigte sich.
    Caspar rollte mit den Augen
    „Ihre Mutter ist sicherlich froh, Sie seit Weihnachten hier zu wissen, Herr Weber, oder gibt es einen bestimmten Anlass? Sie erwähnten gar nicht ...“
    Du bist der Anlass, fügte Caspar in Gedanken ein, während sein Bruder sagte: „Auf Urlaub, nur für das Wochenende, Fräulein Treuentzien.“ Clemens, ganz Kavalier, eilte zur Tür und führte sie in die Stube.
    Und Caspar wünschte

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