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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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zumindest, welcher C Punkt Weber darüber so erfreut sein wird, dass er seine Rute nicht stillhalten kann.“
    Luisa stieß ein Lachen aus und hielt die Rechte vor ihren Mund. Caspar schnalzte mit der Zunge und fügte hinzu: „Fräulein Treuentzien, was Sie schon wieder denken! Ich meinte die Angelrute.“
     
    Zu dritt machten sie sich auf den Weg zur Poche, wo sie Flusskrebse keschern und Forellen angeln wollten. Und wie Clemens um sie herumscharwenzelte! Clemens war jetzt noch feiner, noch besser als vorher. Er war ja seit den richterlichen Beschlüssen von Februar ein Kommunalgardist. Nur die besten Altscheibenschützen waren übernommen worden, in neuer Uniform, und Clemens war noch ein wenig arroganter geworden. Wenigstens für den Angelausflug hatte er seine Uniform gegen einige geschniegelte Zivilkleidungsstücke eingetauscht. Er plauderte mit Luisa über Leipzig, wo er das Frühjahr über um Rekruten werben würde. Luisa langweilte sich zu Tode, das erkannte Caspar sehr schnell. Wenn er sich bei den Jungs genauso anstellte wie bei Luisa, dachte Caspar, würde das sächsische Heer nicht sehr viele neue Söldner gewinnen. Armes Sachsen. Er grinste.
    „Ja, das findest du wohl witzig, kleiner Bruder, was?“
    Caspar hatte gar nicht zugehört.
    „Wieso nennen Sie ihn Ihren kleinen Bruder, Herr Weber?“
    Caspar antwortete anstelle von Clemens: „Er bildet sich eben eine Menge auf die paar Minuten ein, die er früher auf die Welt gekommen ist.“
    „Verstehe.“
    „Herr Weber?“
    Alle drei wandten sich zu der Stimme um.
    „Oh Gott!“, murmelte Luisa und Caspar folgte ihrem Blick hin zu ihrem Vater, der ihnen hinterhereilte.
    „Herr Treuentzien, schön, Sie zu treffen“, drückte Clemens seine Angel in Caspars Hand und ging dem Expediteur entgegen. Zehn Fuß entfernt blieben sie stehen und begrüßten einander wie alte Freunde.
    „Das kann dauern“, seufzte Caspar, stellte beide Angeln auf dem Boden ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie beobachteten Clemens und Luisas Vater, die sich wie zwei Gockel ordentlich in die Brust warfen. Auf der ganzen Gasse war zu hören, wie sich die Schöpfer der Welt für ihr Meisterwerk beglückwünschten.
    „Was genau kann der Trottel falsch verstanden haben?“, fragte Caspar, der es anfangs amüsant gefunden hatte, gemeinsam mit Luisa die Antwortbriefe auf Clemens’ Liebesmühen zu formulieren. Manchmal war er sich wie ein Verräter vorgekommen, ein Familienschwein, aber – nein, eigentlich nicht. So wie Clemens sich jetzt an den Treuentzien ranschmiss, war ihm jede banale Floskel über das Wetter und über Luisas Arbeit im Kontor, die sie geschrieben hatten, nur recht gewesen.
    „Also bis morgen Mittag, Herr Weber“, hörten sie den alten Treuentzien rufen. „Luisa, mach nicht zu lange! Du hast Arbeit im Kontor!“
    Caspar hörte sie neben sich schnaufen, dann sah er den Treuentzien verschwinden und Clemens zurückkommen. Der klaute ihm sein Siegeslächeln. „Morgen nach dem Gottesdienst zum Mittagessen, Fräulein Treuentzien“, sagte er und klopfte Caspar mit dem Handrücken auf die Brust, bevor er weiter Richtung Poche spazierte.
    „Triff mich heute Abend im Jutelager“, flüsterte Caspar.
    Luisa nickte.
    „Sonst vergess ich mich“, fuhr er fort und marschierte hinter Clemens her, während Luisa den Heimweg antrat.
     
    Zu später Stunde erst kam Caspar von seinem Stelldichein mit Luisa zurück. Er schlich lautlos in die Jungenstube. Weil Clemens das Recht an seinem Bett geltend machte, schlief Balthasar vorübergehend in Caspars Bett. Ein Grund mehr, sich Clemens’ baldige Abreise herbeizusehnen. Einzig das Rascheln der Kleider, die er auf den Boden fallen ließ, war zu hören, bevor er unter ein Stück Decke, das er sich von Balthasar zurückeroberte, schlüpfte und die Augen mit Luisas Duft in der Nase schloss.
    „Du riechst wie einer, der aus dem Freudenviertel heimkommt“, hörte er Clemens in die Dunkelheit murmeln. „Wo warst du?“
    Caspar antwortete nicht, fragte stattdessen: „Woher weißt du, wie’s im Freudenviertel riecht?“
    „Bin auch nur ein Mensch. Also, wo warst du?“
    Keine Antwort.
    „Bei deiner Kleinen?“
    Keine Antwort.
    „Pass bloß auf, dass du dir nichts wegholst.“
    „Ich glaub, Clemens, die Mädchen hier sind sauberer als die in Dresden! Gute Nacht.“
    „Gute Nacht und träum was Schönes.“ Clemens räkelte sich in seinem Bett, das er ganz für sich allein hatte. „Ich für meinen Teil werde von

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