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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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gestorben. Ist das wahr?“
    Caspar sagte nichts, starrte nur ins Leere und sie rutschte dicht an ihn heran und umschlang ihn mit ihren Armen, mit all ihrer Kraft und mit ihrer ganzen Liebe. Es dauerte nur einen Moment, bis er ihre Umarmung erwiderte und sich an ihr festhielt.
    Es tat ihr so leid, es tat ihr so unendlich leid. „Türpe wird dafür büßen.“
    Caspar machte sich los und schaute sie an wie jemand, der den Verstand verloren hatte. „Er hat sich damals nicht selbst dem Zittauer Rat angezeigt und wird es jetzt auch nicht tun.“ Seine traurigen Augen blitzten auf, dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände, wie er es neulich getan hatte. Und jetzt vollendete er, wonach sich Luisa so sehr sehnte. Er küsste sie mit all der Liebe, die seit Hermines Tod noch in ihm wohnte.
     

     
    Zumindest war er froh, dass die Tür des Altenteils einen Riegel hatte, der sich vorschieben ließ, und dass Luisa keines dieser widerspenstigen Korsetts trug. Er freute sich, dass sie zu ihm gekommen war, dass sie sich ausgesprochen hatten, dass sie sich liebten und dass alles gut werden würde. Ja, er war froh. Diese furchtbare Lethargie, die er seit Weihnachten mit sich herumgeschleppt hatte, war von ihm abgefallen und jetzt wurde es in jeder Hinsicht Frühling.
     
    Sie kam nun wieder beinahe jeden Tag zu ihm, und wenn sie es nicht schaffte, vermisste er sie schmerzlich. Sie trafen sich abends im Jutelager, waren ganz für sich und hatten ihre Ruhe vor den Mädchen und vor den Eltern.
    Einzig sein Bruder Clemens ging ihm auf den Geist. Der schien immer anwesend, obwohl er weit entfernt wohnte – in Dresden, wo der Pfeffer wächst. Er schrieb Luisa Briefe und das nervte Caspar!
    „Der trieft ja vor Schmalz!“ Caspar schnippte Clemens’ Brief beiseite und lehnte sich an den Juteballen, den er sich als Kissen geangelt hatte.
    Luisa nahm den Brief an sich und legte ihn in ihr Buch.
    „Der ist total verknallt in dich.“ Seine Stimme hatte etwas unbeabsichtigt Wachsames.
    Sie lächelte über ihn. Er war nicht eifersüchtig, kein bisschen. Luisa war so treu, dass sie ihm sogar ihre Liebesbriefe zeigte. Keine Eifersucht. Vielleicht nur ein kleines bisschen Neid, weil es ja um seine Ehre ging. Sie saß im Schneidersitz ihm gegenüber. Ganz und gar nicht damenhaft, zuckersüß und beinahe unschuldig. Sie schaute nur immer auf den Brief und das Buch dieses John Keats.
    „Komm schon, Luisa, was soll das?“ Caspar würde nie solche Briefe schreiben können. Da musste man nicht eifersüchtig werden, denn das war ganz normal, dass man nicht alles konnte. Er konnte zeichnen und das konnte Clemens nicht!
    „Vater hat ihn gelesen.“
    Das verschlug Caspar nun fast die Sprache. Fast. „Dein Vater? Du zeigst deinem Vater deine Briefe?“
    „Nur diesen einen. Er war sehr beeindruckt.“
    „Ach ja?“ Kein Grund zur Eifersucht!
    Luisa nickte.
    Caspar wollte aber, dass sie diesen Brief mit Clemens’ Schrift weglegte. Saubere Schrift. Mädchenschrift. Was er selbst schrieb, sah aus, als sei ein Huhn in ein Tintenfass getreten und dann über das Papier spaziert.
    „Wieso gibst du deinem Vater das zum Lesen?“ Wieder schnippte er diesen Brief an, als könne er mit dieser Geste Clemens verletzen.
    Luisas Augen leuchteten immer so silbern, wenn sie in die Abendsonne blinzelte. „Damit er überzeugt davon ist, dass C Punkt Weber der Richtige für mich ist.“
    „Bitte?“
    „Ich habe Vater gebeten, C Punkt Weber als meinen Verlobten zu annoncieren.“
    Hatte er sich verhört?
    „Er wird es tun.“ Jetzt endlich hob sie den Blick. „C Punkt Weber, keine Lügen mehr.“
    „Ja, aber es ist eine Lüge, weil dein Vater glaubt, C Punkt Weber sei mein Bruder.“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Nicht mein Problem.“ Im Halbschatten hatten ihre Augen dieselbe Farbe wie ihr Kleid. Zwei Jadesplitter, an denen er sich schneiden würde. „Clemens zitiert Platen.“
    „Wie nett.“ Reg dich nicht auf, Junge! „Wie soll das gehen?“
    „Indem er Verse von Platen in seine Zeilen einbaut.“
    Caspar seufzte, nein knurrte: „Das meine ich nicht. Wie soll das aussehen, wenn ich mit dem Türpe den Meistervertrag aushandle? Ich werde einen Namen nennen müssen. Den Namen meiner Verlobten, wohlgemerkt.“ Ihr Lächeln. Galt es Clemens’ Brief oder Caspars leichter Panik? „Deinen Namen, Luisa.“
    Sie lächelte geheimnisvoll. Oh nein, dieses Lächeln kannte er. „Wer die Schönheit angeschaut mit Augen ...“, begann sie diesen Platen aus

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