Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)
sich, dass das Wochenende schon vorüber wäre. Clemens nervte. Luisa hier, Luisa da. So schönes Haar, so schöne Haut, sogar über Luisas weiße Zähne ließ sich Clemens aus, poetisch. Ja, es nervte.
„Ähm ... ehrlich gesagt, Herr Weber, bin ich geschäftlich hier.“
Clemens schaute seinen Bruder erwartungsvoll an, als Luisa sagte: „Caspar, wir müssen uns über etwas unterhalten.“
„Gern doch.“ Caspar konnte sich ein feistes Grinsen nicht verkneifen und wusste, dass Clemens vor Eifersucht kochte. Caspar rutschte hinter dem Tisch hervor.
„Ich dachte, wir gehen angeln?“, murmelte Clemens sehr enttäuscht.
„Später“, gab ihm Caspar mit dem Handrücken einen Klaps vor das Schwarzblau der Uniform und verschwand mit Luisa im Altenteil. Er schob den Riegel vor die Tür. „Haben Ihnen meine Briefe gefallen, Fräulein Treuentzien?“
„Sei nicht so gemein.“ Luisas Wangengrübchen waren so süß.
Caspar drückte Luisa in die Zimmerecke zwischen Tür und Fenster und bedeckte sie mit Küssen. Dann setzte er sie kurzerhand auf die hüfthohe Kommode, die da stand.
„Caspar. Nicht so stürmisch, das Kleid ist neu. Und ich hab die ...“
„Später ...“ Er nestelte an ihrem Brusttuch und roch an ihrer Haut, die sich über ihrem Mieder wölbte wie zwei Baiser-Küchlein.
„Die Patrone ist heute aus Dresden ... – Was hast du vor?“
„Mal sehen.“ Er hörte sie keuchen, während er ihr Dekolleté küsste.
„Caspar ... Ist der Kettreiger fertig?“
„Ja, aber ich will nicht über den reden.“ Er war mittlerweile ganz behände darin, das Kleid hinten – knips – so weit zu öffnen, dass er an ihre zarten Brüste herankam, ohne sie komplett ausziehen zu müssen.
Luisa seufzte. „Caspar, du musst anfangen ...“
„Schneller geht’s nicht.“ Knips.
Sie kicherte. „Nicht damit ... Wenn dein Bruder uns hört!“
Ganz egal. Caspar konnte nicht anders. Sie roch nach Frühling und er war von Sinnen. Schon den ganzen Tag war ihm im Bauch so sonderbar. Luisa spreizte die Beine und zog Caspar näher zu sich heran, seufzte und erwiderte seine Küsse. Er fingerte an seinem Hosengurt und sie half ihm dabei, weil es ihr nicht schnell genug ging. Luisa war so weich in seinen Händen, sie schmiegte sich in seine Bewegungen. Vergrub ihr Stöhnen in seinem Kragen.
„Mach vorsichtig, hörst du?“
Er hörte gar nichts, war berauscht von ihr.
„Pass auf!“
Er passte nicht auf. Er dachte gar nicht daran. Er war so wütend auf Clemens und seine alberne, förmliche Werbung um Luisa! Und sollte sie sich letztendlich entscheiden, Clemens’ Werben nachzugeben, dann würde sie wenigstens sein, Caspars, Kind bekommen!
Er atmete schwer, als es vorüber war.
Ihre Finger krallten sich in seinen Rücken, fuhren ihm durchs Haar. „Du Strolch!“, kicherte sie und drückte ihn von sich. Sie lächelte, während sie ihm die Hose band und sein Hemd ordnete. Er konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern.
„Was wolltest du doch gleich besprechen?“
„Ähm ... ja.“ Luisa rutschte von der Kommode herunter, ging an ihm vorbei, legte die Lederrolle mit den Dokumenten auf das Webbett des Leinewebstuhls und förderte deren Inhalt zutage.
Jetzt war Caspar ganz ruhig. Nichts war von seiner Aufregung übrig geblieben. Er nahm Luisa die Bögen ab und legte sie auf das runde Tischchen, das ausnahmsweise mal aufgeräumt war.
Luisa stellte sich ihm gegenüber.
„Superfein“, hörte er sie flüstern. Er lächelte, weil sie das erste Mal bei einer Auflage an die Gütestufe gedacht hatte. „Was meinst du, ist sie gut?“
„Die Patrone?“ Er las das Kästchenpapier mit den braunen und grünen Flecken. Im Kopf hörte er den Takt des Webstuhls und trommelte dazu mit den Fingerkuppen auf den Tisch. Achtbindig im Schuss, achtbindig in der Kette. Zwölfer Garn. Als Caspar mit seinen Überlegungen fertig war, ließ er das Papier zusammenschnellen. „Ich hätte sie besser hingekriegt.“
„Natürlich.“ Luisa entfleuchte ein Lachen. „Wann fangt ihr an. Ich bin so aufgeregt!“ Sie untermalte diese Regung mit unruhigem Gezappel.
Er lächelte sie an. Er liebte sie einfach. Sobald wie möglich wollte er anfangen, die Zeichnung in die Musterfäden zu lesen. Das würde lange genug dauern. Es dauerte immer viel länger als die eigentliche Webarbeit. Das sagte er ihr und sie freute sich wie ein Kind. „Na gut, C Punkt Weber, gehen wir jetzt angeln?“ Sie lächelte über das ganze Gesicht.
„Ich weiß
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