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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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dich darum, daß sie den dummen Jungen da nicht aufhängen.« Er wollte es ihr versprechen, aber da ging ihr Blick in eine Ferne, wohin er ihr nicht folgen konnte.
    Bald darauf kam Engilradis angehetzt, von den Nachbarn über das Unglück benachrichtigt. Sie kam zu spät. Theoderich trug die Tote auf seinen Armen zu ihrem Haus.
     
    Spät in der Nacht fiel Theoderich der Junge ein und Gertrudis’ letzte Bitte. Er ging zurück zu der Stelle, wo das Blut in der nächtlichen Dunkelheit nur noch schwer auszumachen war, aber der Junge war natürlich nicht mehr da. Die Leute hatten ihn verprügelt und zum Turm geschafft.
     
    »Nicht einmal ihren letzten Wunsch konnte ich erfüllen!«, sagte Theoderich später zu mir mit großer Bitterkeit. »Dabei war es das einzige, worum sie mich jemals gebeten hat. Ich habe die ganze Nacht um meine tote Liebste geweint und bin erst gegen Morgen vor Erschöpfung eingeschlafen. Als ich dann gegen Mittag erwachte, ging ich gleich zum Turm. Da hatten sie den Jungen schon aufgehängt. Vorher hatten sie ihn verhört, und er hatte unter Tränen immer wieder gesagt, daß er ihr gar nichts antun wollte, nur ihren Beutel stehlen. Sie glaubten ihm das sogar. Aber wenn ein Räuber nicht streng gestraft würde, dann wäre bald keiner mehr seines Lebens sicher, so sagten sie. Hätte er ihr den Beutel heimlich entwendet, dann wäre ihm dafür nur die Hand abgehackt worden; aber weil es mit Gewalt geschah und weil dies zu Gertrudis’ Tod führte, wurde das Todesurteil gefällt und sofort ohne Federlesen vollzogen.«

    Das Schlimmste aber mußte ich von Tante Engilradis vernehmen. Als ich am Tag nach der Beerdigung zu ihr kam, um ihr beizustehen, weinte sie trostlos. An meiner Schulter schluchzte sie:
    »Als ich meinem toten Kind das viele Blut abgewaschen hatte, da sah ich, daß sie keine Verletzung hatte außer dem großen Schnitt am Handgelenk, Sophia. Man hätte ihr nur sofort den Arm abbinden müssen, um die Blutung zu stoppen, dann würde sie noch leben!«
    Aber keiner hatte gewußt, daß man sie auf diese Weise hätte retten können. Und Engilradis hat dies auch niemals vor den Ohren Theoderichs gesagt.

    Jetzt, meine Tochter, nimm deine Tafel und schreibe, denn was ich dir über die Kölner Erzbischöfe berichten will, ist wichtig.
     
    Du kennst nur Herrn Adolf, der vor zwei Jahren abgesetzt wurde, Herrn Bruno und Herrn Dietrich, und keiner von ihnen spielte eine große Rolle im Leben der Bürger dieser Stadt. Aber früher war das noch ganz anders. Von Erzbischof Anno sprechen die Kölner heute noch mit Bewunderung und mit Hass - sie bewundern ihn, weil er ein sehr starker Mann war und viel Gutes für die Armen und Kranken tat, und sie hassen ihn, weil er die Bürger ohne jede Rücksicht unterdrückte. Er besteuerte die Kaufleute hart, sah in ihnen nur so etwas wie Melkkühe. Einmal hatte er den Bischof von Münster zu Gast, der war zu Pferd gekommen, wollte aber aus irgend einem Grund lieber bequem zu Schiff nach Hause reisen. Anno sandte daraufhin seine Knechte zum Hafen, wo sich gerade ein Kaufmann zur Abreise anschickte und sein Schiff beladen ließ. Die Knechte erklärten das Schiff für beschlagnahmt und warfen die Waren des
Kaufmanns ganz einfach über Bord. Der Sohn des Kaufmanns rief daraufhin die Bürger zu Hilfe, und sie drängten wütend zum Bischofspalast, wo Anno sich verschanzte und des Nachts heimlich aus der Stadt floh.
     
    Er kam einige Tage später mit Bewaffneten zurück, die er draußen gesammelt hatte, und rächte sich mit einem grausamen Strafgericht, ließ Schuldige blenden und zog ihren Besitz ein. Es sollen darauf sechshundert Familien aus Köln geflohen sein, und die Straßen waren verödet. Die Bürger hatten nicht die geringste Möglichkeit, sich gegen ihren eigenen Stadtherrn zu verteidigen.
     
    Übrigens hat dieser Erzbischof auch den verwaisten jungen König Heinrich seiner Mutter auf freche Weise entführt und hier in Köln als Geisel gehalten - als Faustpfand sozusagen, damit Anno selbst nach Belieben in die Geschicke des Reiches eingreifen konnte.
    Dies alles trug sich zu, bevor mein Großvater Eckebrecht geboren war, aber die Erinnerung daran ist nicht geschwunden.
     
    Großvater hatte hingegen Erzbischof Friedrich von Schwarzenberg gut gekannt, dieser hatte ihn sogar selbst getauft und behielt ein Menschenalter lang die Würde des Erzstuhls inne. Im Jahre des Herrn 1125 stimmte er bei der Wahl zum deutschen König für Lothar von Supplinburg und gegen

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