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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Gertrudis. Aber ich finde, Theoderich ist ein fabelhafter Mann. Vielleicht
kannst du ganz im stillen einmal erwägen, ob er dir nicht doch sehr viel geben könnte - und du ihm.«
    »Ich bin doch viel zu alt für ihn«, rutschte es Gertrudis heraus. Aha, sie hatte also doch schon über die Möglichkeit nachgedacht.
    »Nein, das bist du nicht«, sagte ich überzeugt. »Schau meine Eltern an, der Altersabstand ist ähnlich, und sie leben seit vielen Jahren sehr glücklich miteinander. Und meine Mutter hatte auch ein sehr schweres Schicksal, bevor sie meinen Vater kennenlernte. Bitte sei mir nicht mehr böse; ich habe dich und Theoderich sehr gern und habe es nur gut gemeint. Ich sehe aber ein, daß es unverschämt von mir war, mich einzumischen.«
    »Ist schon gut«, sagte Gertrudis da versöhnlich, tätschelte mir die Hand und ging.
     
    Ich hielt mich nun eisern von weiteren Einmischungen zurück; aber inzwischen waren die Augen der ganzen Familie auf die beiden gerichtet, und so erfuhr ich doch, was sich noch zutrug.
    Als Theoderich von seiner Fahrt nach England zurückkehrte, stellte er beglückt fest, daß die Dinge sich geändert hatten. Nicht, daß Gertrudis ihn ermutigt hätte. Aber sie schien seine Blicke nun doch zu bemerken, und sie reagierte nicht unwillig. Gelegentlich schenkte sie ihm ein freundliches Wort, und das brachte ihn in glückselige Verwirrung, als sei er ein zum ersten Mal verliebter Halbwüchsiger. So wagte er es eines Tages doch, ihr seine Begleitung zum Friedhof anzubieten, und dort standen sie lange, lange Zeit an den Gräbern und redeten miteinander. Das wiederholte sich, und als Constantin seinen Stiefsohn auf die nächste fällige Fahrt nach Braunschweig senden wollte, hatte dieser lauter Ausflüchte bereit, führte eine beginnende Erkältung, ungünstige Witterungsverhältnisse, Erwartung eines Schiffes der
Familie Scherfgin sowie Engilradis’ Hilflosigkeit ohne seine, Theoderichs, Unterstützung an.
    »Bisher ist mir noch nie aufgefallen, daß meine Mutter in irgend einem Punkt hilflos sein könnte«, staunte Constantin. »Wenn du im Augenblick - aus welchem Grund auch immer - nicht aus Köln fortmöchtest, kannst du es mir ganz einfach sagen.«
    Worauf Theoderich puterrot wurde.
     
    Ich erinnere mich noch genau, wie Gertrudis bei uns hereinstürmte, daß die Tür an die Wand knallte, und sich mit strahlendem Gesicht neben mich setzte.
    »Sophia«, sagte sie vertraulich, »ich habe dich vor einigen Wochen ausgeschimpft. Heute möchte ich dir sagen, daß mir das leid tut. Du hast mich durch deine Einmischung auf etwas aufmerksam gemacht, was ich sonst übersehen hätte. Du hast ganz recht, Theoderich ist wirklich ein wunderbarer Mensch. Ich habe es mir gründlich überlegt, und jetzt bin ich entschlossen, noch einmal das Leben zu wagen. Schließlich war ich nur ganz kurz eine glückliche Frau, und dann eine endlose Zeit Witwe. Falls Theoderich mich tatsächlich zur Frau will, würde ich ja sagen.«
    Das freute mich sehr, ich fiel ihr in die Arme, und wir tanzten so übermütig durch die Stube, daß Blithildis erschrak und zu weinen anfing.
    »Schön und gut, Gertrudis«, sagte ich noch zu ihr, »aber laß ihn deine Sinnesänderung auch deutlich merken, sonst wagt er es nie, dich zu fragen.«
     
    Der Zufall wollte es, daß Theoderich noch am gleichen Tag bei uns auftauchte. Er fing wieder mit seiner Braunschweigfahrt an und ließ sich meinen Vorrat an brokatgewebten Gürteln zeigen. Aber das war offenbar ein Vorwand, denn er war gar nicht bei der Sache. Schließlich sagte ich freundlich:
    »Warum habe ich nur das Gefühl, daß du etwas auf dem Herzen hast?«
    Theoderich seufzte.
    »Ich bin deinem Rat gefolgt. Aber ich weiß immer noch nicht, ob Gertrudis sich auch nur ein wenig aus mir macht.«
    »Dafür gibt es eine sehr einfache Lösung: Frag sie.«
    »Ich weiß nicht, wie. Ich habe eben gar keine Erfahrung in Liebesdingen.«
    »Theoderich, es ist ganz leicht. Nimm ihre Hand, und wenn sie sie nicht wegzieht, lächle sie an. Wenn sie dann noch kein Zeichen von Unwillen zeigt, sag: Willst du mir deine Hand und deine Liebe schenken?«
    »Das hast du aber schön gesagt, Sophia.«
    »Das wird Gertrudis auch finden, wenn du es zu ihr sagst. Nur Mut!«
    »Gut, ich frage sie gleich heute abend.«
    Und voller Tatendrang eilte Theoderich von dannen.
    »Und was ist nun mit den Gürteln?« rief ich ihm nach. Aber das hörte er schon nicht mehr.
    Ich freute mich sehr für die beiden und dachte,

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