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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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durften sie dann hinein, und Gunhild hatte so lange um Almosen gebettelt, bis sie genug Geld hatte, um eine Kerze zu kaufen. Die hatte sie dann vor dem Schrein der Könige entzündet, nachdem sie zuvor gebeichtet und kommuniziert hatte. Dann hatte sie sich zu dem Haus des Kaufmanns Gottschalk durchgefragt, voller Hoffnung und voller Angst - und nun waren alle ihre Hoffnungen zerstoben und die Angst geblieben, und sie wußte nicht, wie es weitergehen sollte.

    Ach, Mathilde, ich wünsche dir, daß du niemals einen solchen Ansturm von schlimmen Gefühlen erleben mußt wie ich in dieser Stunde. Allerdings glaube ich auch nicht, daß dein Löwe dich betrügen würde, dafür liebt er dich zu sehr. Auch ist er ja schon etwas älter und darum ruhiger. Und selbst wenn es, während einer langen Abwesenheit etwa, doch einmal geschehen sollte, dann käme wohl keine Frau auf den Gedanken, an der Tür des Herzogs (nunmehr von Braunschweig) zu klopfen.
    Auch ich glaube, daß mein Gottschalk mich liebt, aber das hat ihn nicht davon abgehalten, dieses blutjunge Mädchen zu verführen. Das Kind, nun ja, das war natürlich nicht vorgesehen. Aber hätte Gottschalk nicht wissen müssen,
daß bei einer Liebelei auch ein Kind herauskommen kann?
    Ich war wütend. Ich war verletzt. Aber schlimmer noch: Ich war maßlos enttäuscht von meinem Mann. Auf Gunhild, das arme junge Ding, konnte ich nicht zornig sein, sie war ja genauso hintergangen worden wie ich. Und sie war wirklich in einer schlimmen Situation.
    Und dann das Kind. Er war etwas jünger als mein kleiner Gottschalk und hatte auch gerade laufen gelernt. Nun strebte es vom Arm seiner Mutter herunter und tapste neugierig durch die Stube. Es entdeckte einen bunten Faden auf dem Boden, den Gottschalk wohl vorhin aus meinem Strickzeug gezogen hatte, hob ihn auf und brachte ihn seiner Mutter. Dabei lachte er, als mache er ihr ein wundervolles Geschenk. Genauso lacht auch mein Sohn Gottschalk.
    Was nun? Sag selbst, Mathilde: Hätte ich sie hinausweisen können mit dem Befehl, sich niemals mehr bei uns blicken zu lassen? Hätte ich sie und ihr Kind, das auch Gottschalks Kind ist, auf der Straße verderben lassen sollen? Hätte ich mich dann jemals noch an dem Lachen meines Kindes erfreuen können, ohne an dessen unschuldigen kleinen Bruder zu denken?
    ›Du kannst heute nacht hierbleiben, Gunhild. Wenn Gottschalk morgen heimkommt, werden wir eine Lösung finden.‹ Ich brachte es nicht über mich, ›mein Mann‹ zu sagen.
    Ehe ich es verhindern konnte, war sie vor mir niedergekniet und küßte meine Hand. Ich zog sie eilig fort, und sie zuckte zusammen wie ein geschlagener Hund.
    ›Hab keine Angst‹, sagte ich darum freundlich zu ihr. Sie blickte mir ins Gesicht und sagte demütig: ›Vielleicht freut er sich ja doch, wenn er sieht, was ich ihm für einen schönen lieben Sohn bringe!‹
    Da konnte ich es mir nicht verkneifen, zu sagen: ›Oh, das
wollen wir doch sehr hoffen. Er hat sich ja auch über jedes der sieben Kinder gefreut, welche ich ihm geboren habe.‹
    Da blieb Gunhild der Mund offen stehen, und sie blickte mich ganz verwirrt an.

    Ich selbst brachte Gunhild nicht etwa auf den Dachboden, wo die übrigen Bediensteten schliefen, sondern in das winzige Kämmerchen neben unserer Schlafstube, richtete ein Lager für sie und das Kind und stellte ihnen Brot, Milch und einen Teller Äpfel hin. Ich wollte nicht, daß sie in aller Unschuld der Köchin und der Magd Gottschalks Sohn präsentierte, ehe ich Gelegenheit gehabt hatte, mit dem frischgebackenen Vater ein Wörtchen zu reden. Ich verlor beim Abendessen mit den Kindern kein Wort über die unbekannten Gäste.
    Aber ich hatte Gunhild unterschätzt. Nach einer schlimmen Nacht, in der ich meinen Zorn in die Kissen geweint hatte, erwachte ich spät und stand in aller Eile auf. Ich fand den kleinen Waldemar in der Küche sitzen, wo die Köchin ihn begeistert mit Brei fütterte, während Gunhild fleißig Gemüse putzte und vorgab, unsere Sprache nicht zu verstehen. Ich merkte dabei zum erstenmal, daß dieses Mädchen zwar einfältig sein mochte, aber nicht dumm, und daß sie ein mitfühlendes Herz hatte und fest dazu entschlossen war, mir, die sie als ihre Schutzherrin ansah, keinerlei Verdruß zu bereiten.

    Die Ähnlichkeit zwischen Waldemar und Gottschalk sprang so ins Auge, daß sie vermutlich auch unserer Köchin nicht verborgen geblieben war. Sie verlor aber nicht ein einziges Wort darüber.

    Den ganzen Tag machte ich mir

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