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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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»Seit einem Jahr schon? Das habe ich nicht gewußt.«
    »Das erstaunt mich«, entgegnete meine Mutter mit kühlem Tadel. »Du hättest es wissen sollen, du bist schließlich seine Mutter. Und nun hast du etwas gegen diese Heirat, und das nur, weil ihre Familie zwar ehrenwert, aber erheblich ärmer ist als die unsere - was auf die allermeisten Sippen dieser Stadt zutreffen dürfte. Ja, laß nur, du brauchst mir darauf nicht zu antworten. Ich weiß, welche Gedanken und Hoffnungen man sich für die Zukunft seiner Kinder macht, aber du bist weit über das Ziel hinausgeschossen. Dein Vater und ich werden auch für Gunther und Johanna ein Haus kaufen, und er wird ab sofort meinen Handel übernehmen, für den ich mittlerweile nun wirklich zu alt bin. Seine Kinder werden also durchaus nicht hungern müssen. Das hättest auch du für deinen ältesten Sohn in die Wege leiten können und dir damit seine dankbare Liebe gesichert. Denke darüber nach, Sophia.«
    Und dann ging sie wieder zum Fest zurück, an Gunthers Arm, nicht an dem meinen. Ich blieb niedergeschmettert noch eine Weile stehen und sammelte mich. Ich schämte mich, und das hatte Mutter wohl bezwecken wollen. Und nachdem ich meinen Groll, daß ich überlistet und belogen worden war, heruntergeschluckt hatte, mußte ich wieder einmal feststellen, daß meine Mutter wirklich und wahrhaftig eine großartige Frau war. Ich fürchte, ich werde niemals an ihre Größe heranreichen.

    Ehe ich mich noch entschließen konnte, zur Hochzeitsgesellschaft zurückzukehren, kam mein Sohn Gunther wieder heraus und führte seine Braut an seiner Hand. Gunther blickte mich treuherzig an. »Mutter, verzeihst du uns die Lüge?«
    Mühsam brachte ich heraus: »Mein Junge, verzeihst du mir meine Härte?«
    Gunther lachte verschmitzt. »Auf der Stelle, aber nur, wenn du dich entschließen kannst, meine Johanna als Tochter in dein Herz zu schließen.«
    Da nahm ich das Mädchen in die Arme und drückte sie an mich.

    Bald nach dieser Hochzeit kam der ganz große Schlag. Wir hörten es, aber wir konnten und wollten es nicht glauben. Der Kaiser tot? Barbarossa ertrunken? Oh nein, das war völlig unmöglich. War er nicht schon öfters totgesagt worden, angeblich unter einem sterbenden Kriegsroß erdrückt? Ganz sicher war auch diese schlimme Nachricht falsch. Der Kaiser würde heimkehren, siegreich, als Befreier Jerusalems. Alles andere war ganz undenkbar.
    Aber dann kam mein Vetter Constantin zu mir und sagte unter Tränen:
    »Sophia, ich weiß ja, daß du auf seiten der Welfen stehst und nicht auf seiten der Staufer; aber nun mußt du doch mit mir in den Dom gehen, weil ich eine Messe gestiftet habe für den Kaiser, am Grab von Rainald von Dassel, der unser beider Freund war.«
    Da erst begriff ich: Wenn Constantin glaubte, daß Barbarossa tot war, dann war es wohl so. Und so kniete ich an Constantins Seite im Dom, weinend wie er; denn wenn ich auch Herzog Heinrich seinem Vetter stets vorgezogen hatte: Der Kaiser war immer so unsterblich erschienen, eine entrückte
Gestalt, die Schutz versprach und Frieden im Reich. Vergeblich versuchte ich, mir seine zahlreichen Kriege in Italien ins Gedächtnis zu rufen und seinen erbarmungslosen, wenn auch leisen Vernichtungszug gegen den Löwen, der doch auch meine Freundin Mathilde schwer getroffen und heimatlos gemacht hatte. Ich konnte nicht anders: Wie bei Großvaters Tod, so hatte ich auch jetzt das Gefühl, daß eine Zeit zu Ende gegangen war, und wer hätte glauben können, daß die nun anbrechende Ära besser würde?

    Viel später hörten wir, wie Kaiser Friedrich gestorben war. Wir hatten natürlich zunächst vermutet, er sei gefallen; oder der Siebzigjährige sei den Strapazen der Pilgerfahrt nicht gewachsen gewesen und nach einer Erkrankung gestorben. Aber nein, so etwas Alltägliches kam für Friedrich Barbarossa nicht in Frage. Er hatte, genial wie immer, die größten Schwierigkeiten überwunden: mit der Wortbrüchigkeit des Kaisers von Byzanz war er auf diplomatischem Weg fertig geworden. Schwieriger war es schon mit den gebrochenen Versprechen des Sultans Kilidsch Arslan, desselben, der einst den Löwen als seinen Vetter begrüßt und an sein Herz gedrückt hatte und der Barbarossa ein ebenso herzliches Willkomm signalisiert hatte. Leider hatte er vergessen, seine Söhne zu fragen, ob sie diese Haltung unterstützen wollten. Das taten sie wahrhaftig nicht, sie peinigten das geschundene deutsche Heer. Und so kam es, daß die

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