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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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ihm, er wolle Johanna Suevus heiraten. Die oder keine.
    Gottschalk fiel aus allen Wolken und schaute mich so vorwurfsvoll an, als wäre es meine Idee gewesen. Nun war Gottschalk aber alles andere als dumm, und so brachte er keine Argumente gegen diese Ehe vor, die den meinen geähnelt hätten, sondern meinte nur, es habe wohl keine Eile, man könne sich nach einem Jahr wieder über das Thema unterhalten. Ich fand das sehr klug von ihm. Ein Jahr ist eine lange Zeit, wenn man erst zwanzig Jahre zählt. In der Zwischenzeit konnte Gunther sich noch ein paarmal neu verlieben.
    Aber wir hatten nicht mit seiner Beständigkeit gerechnet. Im Herbst verlangte Gunther eine Unterredung mit beiden Eltern. Ich ahnte schon, was er wollte, und versuchte vergeblich, diese Unterredung auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Gunther bestand hartnäckig darauf, er müsse mit uns reden, und zwar sofort.
    »Ich habe euch ja schon gesagt, ich möchte Johanna Suevus heiraten«, begann er. Gottschalk hob die Hand.
    »Und wir hatten uns darauf geeinigt, daß wir nächstes Jahr noch einmal darüber sprechen«, wehrte er ab.
    Gunther holte tief Luft.
    »Dazu ist aber keine Zeit mehr. Die Hochzeit soll noch in diesem Jahr stattfinden. So bald es geht.«
    Ich sah ihn mißtrauisch an. Mir drängte sich eine unerfreuliche Vermutung auf.
    Und prompt fuhr Gunther fort:
    »Johanna erwartet ein Kind von mir. Ihr werdet doch
wohl den Anstand haben und mir nicht etwa vorschlagen, ich solle sie im Stich lassen? Ich bitte euch also nochmals: Laßt uns sehr rasch heiraten.«
    Gottschalk war völlig überrumpelt. Es war eine große Schande, wenn ein junges Mädchen nicht unberührt in die Ehe ging, auch wenn der Bräutigam selbst der Übeltäter war. Ich ahnte, daß mein Mann zu einer langen Strafpredigt ansetzen wollte, und schnitt ihm darum ganz schnell das Wort ab. Diese Heirat war zwar durchaus nicht nach meinen Vorstellungen, aber wenn sich etwas nicht mehr ändern ließ, konnte ich mich auch rasch darauf einstellen.
    »Dann sollte die Hochzeit allerdings baldigst erfolgen«, sagte ich bestimmt, und sofort fiel mein Sohn mir um den Hals und küßte mich so innig, daß ich nicht mehr zu Wort kam.

    Allerdings erklärte Richolf am nächsten Tag, wenn sein Bruder schon heiraten dürfe, der doch nur ein paar Minuten älter war als er, dann sähe er keinen Grund, warum er noch warten müsse. Im Gegensatz zu Gunther gefiel Richolf nämlich die von uns zugedachte Braut Elisabeth ausnehmend gut. Also richteten wir umgehend eine große Doppelhochzeit für unsere Söhne und behaupteten, dies sei schon seit Monaten so geplant gewesen.
    Natürlich sagte ich zu dem Pfarrer, welcher die beiden Paare trauen sollte, kein Wort über Johannas Schwangerschaft. Schließlich waren es die beiden Brautpaare, die vor der Hochzeit bei ihm beichteten, nicht ich. Zu meiner großen Erleichterung verlangte der Pfarrer mit keinem Wort, daß die Trauung erst am Nachmittag stattfinden dürfe, wie es bei Paaren üblich war, die nicht die Geduld gehabt hatten, sich ihre liebevollen Gefühle bis nach der Trauung aufzusparen. Daran merkten sonst immer alle Leute, daß es sich um keine ehrenhafte Heirat handelte.

    Und dann kam der festliche Zug am Hochzeitsmorgen: Unsere beiden Söhne führten die Familienangehörigen an, und eine große Schar von geladenen und auch einigen ungeladenen Gästen folgten ihnen. Wir klopften an das Haus des Schöffen Cono von der Marspforte. Durch die geschlossene Tür rief der Hausherr, wer da sei und was man wolle. »Meine Braut will ich, gib sie heraus«, rief mein Sohn Richolf, und seine Stimme war so belegt, daß er sich mehrfach räuspern mußte. Da öffnete sich die Tür, und heraus trat die liebliche, bekränzte Braut Elisabeth am Arm ihres Vaters. Mit den Mitgliedern dieses Hauses ging der Weg dann weiter bis zu dem wesentlich bescheideneren Haus des Bruno Suevus. Hier war es Gunther, der klopfte und Bescheid gab. Die Tür ging auf, und Johanna stand auf der Schwelle. Wir hatten sie natürlich schon zuvor kennengelernt, und ich hatte mich gefragt, warum mein Ältester unbedingt dieses Mädchen heiraten wollte, die mir auch von ihrer Persönlichkeit her eher durchschnittlich erschien. Aber wie sie nun dastand und ihren Bräutigam voller Liebe anstrahlte, fand ich sie plötzlich doch schön. Aber was war das? Auch Johanna trug einen Kranz auf ihrem offenen Haar, und der war Mädchen nicht gestattet, die sich zuvor versündigt hatten; sie mußten in der

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