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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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halbverhungerten Männer Barbarossas sich gezwungen sahen, des Sultans reiche und bestens befestigte Stadt Iconium anzugreifen. Gegen eine hoffnungslose Übermacht ritt der greise Kaiser mit flatterndem weißen Haar selbst an der Spitze der Kämpfer, die den Hunger, den Durst und die Strapazen der Wüstenglut überlebt hatten, mit solcher grimmigen Entschlossenheit gegen die Übermacht der Seldschuken an, daß ihm das Unglaubliche gelang und er sie in heillose Flucht
schlug. Nichts und niemand schien sich dem entschlossenen, erfahrenen und mutigen Kaiser entgegensetzen zu können. Nun war die Befreiung des Heiligen Grabes in nächste Nähe gerückt.
    Nur noch ein Gebirge versperrte dem christlichen Heer den Weg. Durch ein enges Tal strömte der eisige Saleph, von den Bergen kommend, dem Meer zu. Die einzige Straße führte immer wieder steil den Berg hinauf und wieder hinab. Für das Heer gab es zwar keine Ausweichmöglichkeit, vielleicht aber für einige Reiter? Der Kaiser wollte den Weg abkürzen über einen schmalen Pfad, der am Ufer des Stroms entlangführte. Mit wenigen Begleitern ritt er dem Heer davon und winkte noch einmal: »In Seleukia werde ich auf euch warten. Trödelt nicht herum«, rief er und entschwand.
    Leider stellte sich heraus, daß der Abkürzungspfad zahlreiche Hindernisse aufwies. Er war oft so schmal, daß die Pferde nur mit größter Mühe vorwärtsgetrieben werden konnten und die Ritter, auch der Kaiser, auf allen vieren kriechen und sich am Gebüsch festhalten mußten, und dies alles bei glühender Hitze. Die meisten bereuten sehr, diesen Pfad gewählt zu haben, nur der alte Kaiser lachte und verspottete die Nörgler. Dann war der Weg plötzlich zu Ende. Bei dem Gedanken, sich über diesen Weg noch einmal zurückzukämpfen, murrten alle, aber Friedrich zeigte auf die andere Seite des reißenden Wassers.
    » Nur Mut, da drüben geht der Weg weiter, und hier ist offensichtlich eine Furt. Wer wagt es, mir zu folgen?« Und er bestieg sein Pferd und trieb es in den Fluß. Das Wasser war tiefer als vermutet, aber Roß und Reiter erreichten schwimmend das andere Ufer. Fröhlich winkte der Kaiser seinen Begleitern zu. »Los, macht schon, ihr Memmen. Habt ihr Angst vor nassen Hosen? Ihr glaubt ja nicht, wie erfrischend das Wasser ist.«
    Da folgten sie ihm. Am anderen Ufer angelangt, rasteten
sie zunächst einmal, packten ihre Mundvorräte aus und nahmen einen Imbiß, um sich für den weiteren Weg zu stärken. Die Sonne schleuderte ihre Glut mit voller Kraft herab.
    »Ich bin schon wieder ganz naßgeschwitzt«, erklärte der Kaiser. »Ehe ich mich wieder auf den Weg mache, will ich noch einmal baden und mich erfrischen, das hat mir vorhin so gut getan.«
    Seine Begleiter warnten ihn, nach dem Essen zu baden sei gefährlich, und in dieser Hitze sowieso. Sein hohes Alter zu erwähnen wagten sie nicht, das hörte Friedrich nicht gern. Er wollte aber nichts von ihren Bedenken wissen und rannte, fröhlich lachend wie ein spielendes Kind, noch einmal in die eisigen Fluten. Er drehte sich um, winkte seinen Begleitern zu und rief: »Los, kommt schon, es ist herrlich frisch!«
    Da blieb sein Herz stehen. Staunend riß er die Augen auf, öffnete den Mund weit und warf die Arme empor. Im nächsten Augenblick riß ihn das kalte Wasser fort und trieb seinen Körper rasch davon.
    Verstört und entsetzt rannten ihm seine Begleiter nach. Sie mußten lange suchen, bis sie seine Leiche fanden.

    Die von Constantin gestiftete Messe für das Seelenheil unseres dahingeschiedenen Kaisers war sehr prächtig. Späte Sommerblumen und grüne Zweige schmückten den Dom, Weihrauchschwaden durchzogen das Gotteshaus, und die brokatenen Altartücher und Meßgewänder der Priester schimmerten geheimnisvoll. Wir knieten in der vordersten Reihe, so konnte ich deutlich die berühmten Kölner Borten erkennen. Du weißt nicht, was das ist? Ja, ich hätte dich nicht so lange Psalter im Kloster schreiben lassen, sondern dich öfters einmal zu meinen Stickerinnen mitnehmen sollen. Bitte geh zu der Truhe dort hinten und schau hinein. Ganz unten muß ein kleines Stück Seide liegen mit einer Borte
daran, bring mir das bitte einmal her. Siehst du, hier ist der Schußfaden, der ist aus Seide, und die Bindekette mit der schönen roten Farbe auch. Aber der Fondfaden, das ist dieser hier, der besteht aus einem stark gedrehten Leinengarn. Hier ist er weiß, er kann aber auch blau sein. Wenn du die Borte jetzt herumdrehst und die Rückseite

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