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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Gottschalk hielt mich in seinen Armen. Das Leben war schön.

    In Braunschweig angekommen, freute Mathilde sich unbändig, mich wiederzusehen. Ich staunte, wie fließend sie jetzt meine Sprache beherrschte - wenn auch in sächsischem Tonfall. Stolz zeigte sie mir ihr Heim, die Burg Dankwarderode, und ich war sehr beeindruckt von der großartigen Ausstattung mit Wandteppichen, edlen Möbeln und Gerätschaften. Ich weiß nicht, ob sich hier Herrn Heinrichs Geschmack zeigte oder der von Mathilde, auf jeden Fall wirkte nichts protzig und überladen, sondern alles sehr harmonisch. Ich wunderte mich, daß die Burg mitten in der Stadt lag und nicht einsam auf einem Berg; aber Mathilde erklärte, der Herzog fühle sich wohl unter seinen Bürgern und suche ihre Nähe.
    Auch die Stadt Braunschweig gefiel mir sehr gut. Sie war neu und jung, und überall pulsierte das Leben. Der Handel auch; im Nu hatten wir all unsere Ware verkauft, und Gottschalk redete schon von der Rückkehr. Aber da hatte er nicht mit Mathilde gewettet. Sie war gar nicht bereit, mich schon wieder gehen zu lassen. Schließlich entschieden sich die Männer, noch nach Lübeck zu reisen, um dort Waren aus dem Gotlandhandel zu erstehen, und mich solange in Braunschweig zu lassen.

    Mathilde war tatsächlich noch einmal gewachsen, und nun war sie einen ganzen Kopf größer als ihr Gemahl. Aber das störte die beiden überhaupt nicht. Sie lachten und tändelten miteinander. Zur Familie gehörten noch zwei Mädchen: Gertrud, das einzige Kind, das aus Heinrichs Ehe mit Clementia von Zähringen noch am Leben war. Sie war auch schon im zarten Alter von elf Jahren mit dem jungen Herzog Friedrich von Schwaben verheiratet worden, dem
Neffen von Kaiser Barbarossa. Aber dieser war vor Rom der gleichen Seuche erlegen wie Erzbischof Rainald von Dassel, und so war die zwölfjährige Witwe zu ihrem Vater zurückgekehrt. Jetzt zählte sie vierzehn Jahre und war gar nicht böse, daß ihr Vater sich mit der Wahl eines zweiten Ehemannes Zeit ließ. Sie verstand sich prächtig mit der um ein Jahr jüngeren Stiefmutter, und über ihre tollen Jagdausritte redete ganz Braunschweig.
    Außerdem war da noch Herzog Heinrichs vierjährige Bastardtochter. Ihre Mutter Ida von Blieskastel hatte Sachsen verlassen, als der Herzog die Ehe mit Mathilde bekanntgab.
    Die Kleine trug ebenfalls den Namen Mathilde. Ich fand das nicht so glücklich, aber meine großmütige Prinzessin hatte das niedliche Kind ins Herz geschlossen und sah sich als eine Art Patin für das Mädchen an. Die Kleine hatte ihre leibliche Mutter inzwischen vergessen und hing den ganzen Tag an Mathildes Rockzipfel.
    Gleichzeitig mit meinem Mann hatte auch der Herzog Braunschweig verlassen. »Ich weiß meine Frau ja in guter Obhut bei dir, Sophia«, bemerkte er freundlich. Ich mochte den Herzog inzwischen sehr gern; zum einen, weil er meine liebe Mathilde so glücklich machte, zum anderen, weil er sich so gar nicht hochmütig und adelsstolz gab. Eigentlich schien mir, Herr Heinrich hätte auch in einer Kaufmannsfamilie sehr viel Erfolg gehabt. Er hatte einen sicheren Blick für Einnahmequellen; er gründete Städte, stattete sie mit kaufmannsfreundlichen Regelungen aus und siehe da: Das Geld sprudelte. Er warf es aber nun nicht für Tand zum Fenster hinaus, sondern bezahlte damit Reiter, welche die Sicherheit seiner Straßen überwachten, schnelle Boote, die seine Küsten und Häfen frei von Seeräubern hielten und dergleichen, baute Handelshöfe, Ställe, Gasthöfe und so weiter. Natürlich suchten die Kaufleute darum den Weg durch Herzog Heinrichs Gebiet und ließen ihre Wegeabgaben bei
ihm und nicht anderswo. Gleichzeitig rief er die jüngeren Bauernsöhne, die in ihrer Heimat kein Auskommen fanden, und besiedelte mit ihnen die leeren Gebiete im Osten seines Landes. Sein Reich blühte. Sein Reich? Eigentlich hat ja nur der König ein Reich, und Herzog Heinrich, der jüngere Vetter Barbarossas, ist diesem im Grunde nicht gleichgestellt, aber als Kaiserenkel und als reichster und mächtigster Mann auf deutschem Boden, als Inhaber zweier Herzogtümer war er es in Wirklichkeit doch. Ich weiß nicht, ob ich dir das richtig erklären kann; es war ein schwieriges Verhältnis, und schließlich ging es ja auch nicht gut für Herrn Heinrich aus. Aber das hätte damals noch niemand ahnen können.

    Es war ein klarer, frischer Herbstmorgen. Ich hatte etwas länger geschlafen als gewöhnlich, und Mathilde kam, um mich zu wecken.
    »Die

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