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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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nahm sie jeden Tag gleich nach dem Frühstück zwei Stunden Unterricht bei Adalbert.

    Herr Heinrich sandte jede Woche einen Boten an seine Gemahlin, der ihr ausgiebig zu berichten hatte und ihr Briefe überbrachte. So war sie stets auf dem laufenden, was sich in der großen Politik abspielte. Ich erfuhr, daß Herr Heinrich ständig Konflikte mit den Großen seines Herzogtums auszufechten hatte, welche längst nicht alle seiner Verfügungsgewalt unterstanden. Die Markgrafen von Meißen, Lausitz, Brandenburg, der sächsische Pfalzgraf und der Landgraf von Thüringen versuchten immer wieder, ihr Mütchen an Herrn Heinrich zu kühlen, und erst einmal die Kirchenfürsten! Besonders der Magdeburger ließ sich keineswegs unter den Willen des Herzogs zwingen.
    Ich erinnerte mich daran, daß Mathilde in England noch mit dem Gedanken gespielt hatte, ihr Gemahl könne vielleicht eines Tages die Krone erlangen, die sein Großvater Kaiser Lothar besessen hatte. Ich fragte sie im Vertrauen, ob er denn damit einverstanden sei, daß nun Kaiser Friedrich seinen Sohn zum König habe krönen lassen.
    Mathilde seufzte.
    »Nun ja«, meinte sie dann zögernd, »recht war es ihm nicht gerade. Aber weißt du, die Welfen und die Staufer streiten sich jetzt ein halbes Jahrhundert lang um den Königsthron. Wer hätte beim Tod Kaiser Heinrichs V. gedacht, daß ihm der sächsische Herzog Lothar von Supplinburg folgen würde und nicht seine Schwestersöhne, die Hohenstaufer? Und wie konnte es geschehen, daß nicht Lothars Schwiegersohn Heinrich der Stolze, der Vater meines Löwen, sein Nachfolger wurde, sondern der Thron
nunmehr an das staufische Haus ging? Und warum folgte Barbarossa seinem Onkel Konrad als König, obwohl dieser doch einen Sohn hinterlassen hatte? Wer weiß, was noch alles geschehen kann, bevor dieser kleine Prinz einmal in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Und noch hat mein Gemahl ja keinen Sohn, für den er sorgen müßte …«
    Um sie abzulenken, sagte ich rasch: »Ich staune, wie genau du dich jetzt in der Geschichte deines Hauses und in der politischen Lage auskennst!«
    »Ja, wozu sitze ich denn Tag für Tag mit Adalbert über staubigen Büchern und höre mir seine klugen Lehren an? Irgendetwas muß doch hängenbleiben«, sagte sie munter.

    Das Wetter wurde wärmer, und vom Schnee blieben nur schmutzige Krusten übrig. Bisweilen regnete es, dann fielen auch einmal wieder ein paar Flocken, und dazu ging ein häßlicher scharfer Wind. Es machte gar keinen Spaß, draußen zu sein, und deshalb beschaffte Mathilde eines Morgens feines Linnen.
    »Wir drei werden jetzt anfangen, Kinderwindeln zu säumen und dergleichen. Ich nähe für Sophia, Sophia für Gertrud und Gertrud für mich.« Damit verbrachten wir also einen trüben Nachmittag, als wir das Horn des Wächters vom Turm schmettern hörten. Mathilde sandte sofort einen Diener zu ihm hinauf, und kurz darauf erfuhren wir, daß der Herzog sich Braunschweig näherte. Mathilde ließ schleunigst ihre Näharbeit fallen und eilte in ihre Kammer, um sich umzukleiden und neu frisieren zu lassen.

    Immer, wenn Herzog Heinrich die Burg betrat, war es mit der Ruhe und Beschaulichkeit vorbei. Im Hof und Stall wimmelte es von Reitknechten, welche die Pferde abrieben, tränkten und fütterten, der Koch verfiel in rasende Arbeitswut und scheuchte die Küchenmägde und -jungen
mit lautem Geschrei herum, überall waren Leute, die mit ihren Aufträgen durch die Burg eilten. Und mitten in diesem Durcheinander stand Mathilde, schön gekämmt und strahlend vor Freude, als ihr Löwe in den Saal stürmte, sie ergriff, herumschwenkte, wobei ihre Frisur sich wieder auflöste, und dann stürmisch in die Arme schloß. Ich staunte jedesmal von neuem, wenn ich mit ansah, wie dieser alte Mann (denn das war er in meinen Augen noch immer) sich beim Anblick seiner Frau wie ein Knabe freuen konnte. Nicht daß ich mich über irgendetwas bei Gottschalk hätte beklagen können; aber diesen Überschwang mußte ich bei ihm doch vermissen.
    Der Herzog verlangte dann, daß das Mahl in kleinstem Kreis eingenommen würde. »Nur du, meine Liebste, und die Töchter. Und natürlich deine Freundin Sophia.«
    Er sah mich prüfend an. »Du siehst gut aus, Sophia. So weich und glücklich. Du scheinst deinen Mann nicht zu vermissen, oder?« Und er lachte schallend.
    »Oh doch, das tut sie«, sagte Mathilde tadelnd. »Aber sie sieht wirklich sehr gut aus. Und sie hat auch allen Grund dazu.«
    »Ach, so ist das. Dann

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