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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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unterdrücken, spähte ich durch die Lücke in den Büschen. Vom langen Kauern waren meine Beine schon ganz taub, und der Rücken war steif. Am von Sternen übersäten Himmel schimmerte der sichelförmige Mond. Eine leise Brise raschelte in dem Wald, wo wir unsere Pferde angebunden und ihnen Riemen ums Maul geschnallt hatten.
    »Sie hat ihren Landsitz irgendwann gestern verlassen. Auf dem Weg nach London ist sie bestimmt nicht, denn dann hätte man sie längst abgefangen und verhaftet. Folglich können wir nur hoffen, dass sie sich für diese Straße entschieden hat. Aber sie könnte ebenso gut woanders sein.«
    In einen schweren blauen Wollumhang gehüllt, der zu demjenigen passte, den er mir besorgt hatte, verzog Peregrine das Gesicht. »Ich hab bloß gefragt, und du reißt mir gleich den Kopf ab! Hätte ich gewusst, dass du ein solcher Griesgram bist, wäre ich mit Mistress Stafford und Urian nach Hatfield gegangen.«
    Ich presste ein Lachen hervor. »Tut mir leid. Ich wüsste auch lustigere Dinge, als hier am Straßenrand zu hocken. Viel lieber wäre ich jetzt ebenfalls bei Kate und Urian.«
    »Das glaube ich gern. Ich hab ja gesehen, wie du sie angeschaut hast. Du liebst sie, nicht wahr?«
    Die unpassende Mischung aus Neid und Sehnsucht in seiner Stimme ließ mich stutzen. Dass ich überhaupt hier war, verdankte ich nur seinem Einfallsreichtum und seiner unerschütterlichen Hartnäckigkeit.
    Während wir in Edwards Gemächer geschlichen waren, hatte Peregrine sich an mehreren Wachposten vorbei in die Stallungen gemogelt, wo er, unbemerkt von der Nachtwache, heimlich, still und leise drei schlaftrunkene Pferde gesattelt und aufgezäumt hatte, um sie zusammen mit dem Hund zu der als Treffpunkt vereinbarten Pforte zu führen. Dort hatte er auf uns gewartet und die Tiere immer wieder mit Scheiben dieser Holzäpfel beruhigt, die er offenbar in seinen Taschen anbaute. Als sie die Schüsse hörten und die Soldaten des Herzogs aus dem Palast strömen sahen, hatte laut Kate Barnaby den jungen Peregrine mit Gewalt auf Cinnabar setzen müssen. Und kaum hatten sie das Versteck erreicht, hatte der Junge verlangt, dass sie zurückkehrten und nach mir suchten. Er wäre auf der Stelle losgelaufen, hätte ihn nicht die Furcht vor Patrouillen zurückgehalten. So war er rastlos in seinem Zimmer auf und ab geschritten. Doch als schließlich Cecils Männer mit Mistress Ashley eintrafen, um die Prinzessin in Sicherheit zu bringen, war er nicht mehr zu halten gewesen.
    Dieselbe bedingungslose Hingabe hatte ihn darin bestärkt, mich so lange zu bearbeiten, bis ich einwilligte, ihn auf meine neueste Mission mitzunehmen. Mit einer gewissen Berechtigung hatte er sich darauf berufen, dass ich eine Schwäche für Katastrophen hatte und es wirklich das Beste für mich wäre, wenn ich von einem Freund begleitet würde. Er hatte also auf ganzer Linie gewonnen. Dennoch war es ein Fehler von mir gewesen, ihn so zu behandeln, wie er behandelt werden wollte, und so zu tun, als wäre er kein Kind mehr. Er war immer noch eines. Und als ich nun die Sorge in seinen Augen sah, versicherte ich ihm: »Ja, ich liebe sie. Aber du wirst immer einen Platz bei uns haben. Das verspreche ich dir.«
    Nervös knetete Peregrine seinen Umhang. »Wirklich?«
    »Wirklich.« Ich wollte ihm zur Bekräftigung meiner Worte durchs Haar fahren, als das ferne Donnern von Hufen an mein Ohr drang.
    Wir beide erstarrten. Ich zückte meinen neuen Dolch. Das Schwert hatte ich Kate anvertraut, bevor ich seinen neuerlichen Verlust riskierte. Peregrine zog sein Messer.
    Das Getöse von den mit Eisen beschlagenen Hufen schwoll rasch an. »Vergiss nicht«, flüsterte ich, »wir zeigen uns erst, wenn wir wissen, dass sie es ist und nicht irgendein vom Herzog ausgesandter Lockvogel, der ihre Anhänger aufstöbern soll.«
    Peregrines Augen weiteten sich. Jetzt war das Getöse so nahe, dass wir fast meinten, ein Infanterieregiment käme auf uns zu, doch als ich hinausspähte, entpuppte dieses sich als eine kleine Gruppe von Reitern, deren schweißbedeckte Tiere Lehmklumpen aufwirbelten. Um die Reiter blähten sich dunkle Umhänge. Sie trugen keine Fackeln, aber im Vorbeigaloppieren blickte ihr Anführer kurz zu den Büschen hinüber, hinter denen wir uns verbargen. Und unter der schlichten schwarzen Kappe erkannte ich sein Gesicht.
    Das Herz schlug mir bis in die Kehle. Fast rechnete ich schon damit, dass er den Befehl zum Anhalten brüllen und auf uns losgehen würde. Als das Kontingent

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