Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)
ihre Unterstützung an, falls sie sich dafür entscheidet, um ihren Thron zu kämpfen. Es wäre ihnen lieb, wenn sie England nicht sich selbst überließe, denn eine abwesende Königin ist wenig wünschenswert.«
»Na, so was, sichern wir uns da nicht nach allen Seiten ab? Sie muss ja wirklich ziemlich bedeutsam geworden sein.«
»Nehmt den Auftrag an, oder lehnt ihn ab – mir ist das gleichgültig. Ich kann ein Dutzend andere Kuriere losschicken.«
Dahinter steckte natürlich Cecil; er hatte gesehen, in welche Richtung die Entwicklung ging. Da ich mir selbst keine Illusionen darüber machte, ob er lieber die Schwiegertochter des Herzogs auf dem Thron haben wollte oder die katholische Erbin, ließ ich mir mit der Antwort lange Zeit, lächelte ausgiebig und klopfte mir aufs Knie, um Urian zu mir zu locken.
Walsinghams schwarze Augen versteinerten.
Nachdem ich ihn genügend hingehalten und gezeigt hatte, dass ich nicht nach seiner Pfeife tanzte, erklärte ich: »Seit unserem letzten Auftrag ist mein Preis gestiegen.«
Es freute mich festzustellen, dass ihm das Thema Geld sichtlich behagte. Damit befanden wir uns auf seinem Terrain, wo alles verhandelbar war. Er zog unter seinem Wams einen Lederbeutel hervor. »Wir sind bereit, Euer Honorar zu verdoppeln, und die Hälfte gibt es im Voraus. Wenn Ihr den Brief nicht an Mary aushändigt oder sie in Gefangenschaft gerät, verfällt die zweite Hälfte. Möchtet Ihr, dass ich Euch das schriftlich bestätige?«
Ich nahm Beutel und Brief an mich. »Nicht nötig. Sollte es Missverständnisse geben, kann ich sie ja bei meinem nächsten Treffen mit Cecil regeln.« Ich schritt zur Tür, wo ich ein letztes Mal stehen blieb. »Sonst noch etwas?«
Er starrte mich kalt an. »Ja. Wie Ihr vielleicht wisst, kommt es auf die Zeit an. Ihr müsst Lady Mary vor den Männern des Herzogs erreichen. Ferner raten wir Euch davon ab, den eigenen Namen zu benutzen. Ihr seid ab sofort Daniel Beecham, Sohn eines Landadeligen aus Lincolnshire. Seine Identität ist real genug. Cecil war häufig bei dieser Familie zu Gast, ehe sie verschwand. Daniels Mutter starb am Kindbettfieber, sein Vater fiel in Schottland. Der Junge selbst befand sich bis zu seinem eigenen Tod vor einigen Jahren in Cecils Obhut. Euer Bart dürfte Euch als Tarnung genügen. Rasiert Euch also nicht. Master Beecham wäre zwei Jahre älter als Ihr, lebte er noch.«
»Endlich bin ich also ein toter Mann. Meine Feinde werden entzückt sein.«
»Es ist nur zu Eurem Schutz«, erklärte Walsingham humorlos.
Ich grinste. »Gewiss. Mir ist schon gesagt worden, dass Euch der Schutz der anderen ein Anliegen ist. Ich habe von Eurem zeitlich vielleicht etwas unglücklich gewählten Ausflug zu den Stallungen gehört, als ich anderweitig beschäftigt war, und dann von Eurem gescheiterten Eingreifen auf der Mauerkrone. Da drängt sich mir doch die Frage auf, was kurz davor geschehen war, als ich in dieser Klosterzelle gefangen war. Ihr wart das doch, der mein Wams am See gefunden hat, nicht wahr? Ihr habt es am Tor zur Klosterruine abgelegt, um Peregrine und Barnaby zu warnen. Ein ziemlich zurückhaltender Versuch, aber wahrscheinlich sollte ich mich nicht beschweren.« Ich griff nach dem Türriegel, ohne mich von dem stechenden Schmerz in der Schulter beeindrucken zu lassen. »Darf ich gehen?«
»Gleich.« Walsinghams Augen flackerten zu Urian hinüber, der schwanzwedelnd neben mir stand. »Es war nicht Henry Dudley, der den Schuss auf Euch abgefeuert hat.«
Ich rührte mich nicht von der Stelle.
»Der Haushofmeister, Master Shelton, hielt die Pistole. Ich habe gesehen, wie er vom Fenster aus zielte. Ich denke, dass Ihr das wissen solltet. Er ist doch jemand, dem Ihr vertraut, oder?«
»Nicht mehr«, knurrte ich und schritt hinaus.
In der Vorhalle kehrte eine Küchenmagd die Asche aus dem Herd. Mit einem schüchternen Lächeln wies sie mir den Weg zu dem von Mauern umschlossenen Garten. Dort duftete es nach Lavendel.
Wie Kate angekündigt hatte, hängte sie Wäsche zum Trocknen auf. Lautlos schlich ich mich von hinten an und schlang die Arme um ihre Hüften. »Hast du das alles geschrubbt?«, flüsterte ich ihr ins Ohr. Mit einem Aufschrei ließ sie einen Kissenbezug fallen. Urian kläffte entzückt und schnappte ihn mitten im Flug. Dann trabte er mit seiner Trophäe und hoch aufgerichtetem Kopf davon.
Kate wirbelte herum. »Ich werde dich beizeiten wissen lassen, dass Stoffe aus Holland nicht billig sind. Wir müssen noch für
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