Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)
hat Cecil immer noch die Söhne und die Frau des Herzogs gegen sich. Deshalb muss er mehr erreichen, als nur Northumberland zur Strecke zu bringen. Er muss den ganzen Dudley-Clan zerstören.« Ich holte zitternd Luft. »Nur habe ich das lange nicht durchschaut. Und ich würde immer noch im Dunkeln tappen, hätten wir in der Nacht nicht miteinander gesprochen; dabei lag es eigentlich von dem Moment an auf der Hand, als Cecil mich bat, für ihn zu spionieren.«
Barnaby blieb abrupt stehen. »Aber warum hat Cecil dann nicht Ihre Hoheit gewarnt, wenn er darauf aus ist, die Dudleys zu vernichten? Er hätte ihr doch bloß zu sagen brauchen, dass Edward im Sterben lag. Warum hat er ihr Leben aufs Spiel gesetzt?«
»Das weiß ich auch nicht.« Ich hob mein Hemd vom Boden auf. »Aber ich beabsichtige, es herauszufinden.«
»Ich wünschte, er wäre jetzt hier.« Barnaby boxte sich wütend in die Handfläche. »Ich würde diese Schlange schon zum Reden bringen.«
Ich schüttelte den Kopf, die Augen auf sein Gesicht gerichtet. »Wir sind auf grausame Weise benutzt worden, mein Freund. Und du am allermeisten. Deine Hingabe für den König hat in Cecils Spiel regelrecht als Kanonenfutter gedient.« Ich zögerte kurz. »Eine Frage habe ich noch: Hast du Cecil von der Kräuterkundigen erzählt?«
Er wandte die Augen ab. »Ja. Die Sache kam mir eigenartig vor. Warum sollte Northumberland die Leibärzte des Königs hinauswerfen, nur um irgendeine Kräuterhexe aus dem Hut zu zaubern? Als Sidney dann eines Abends Lady Dudley in Edwards Gemächern antraf und mitbekam, wie sie der Kräuterfrau Anweisungen erteilte, fiel mir wieder Cecils Befürchtung ein, der Herzog könnte Edwards Tod beschleunigen. Und was ist wirksamer als Gift? Da hielt ich es für angebracht, ihn darüber zu informieren.«
Mein Herz fühlte sich an, als hätte sich die Hand eines Riesen darum geschlossen. Ich zwang mich zur Ruhe, atmete tief durch, dann zog ich mein Wams und die Stiefel an und setzte die Kappe auf.
»Wohin willst du?«, fragte Barnaby, als ich mir die Satteltasche über die Schulter warf.
»Zur Königin, sie um Erlaubnis zum Aufbruch bitten. Wenn sie mir dies gewährt, habe ich etwas in London zu erledigen.« Ich blickte ihm fest in die Augen. »Versprich mir, dass du gut auf Peregrine aufpasst. Er soll nicht glauben, dass ich ihn verlassen habe, aber ich kann ihn nicht mitnehmen. Ich kann es einfach nicht riskieren, dass sie noch herausfinden, wie viel er mir bedeutet.«
»Mit ›sie‹ meinst du Cecil?«
»Unter anderem.«
»Lass mich mitkommen. Auch ich habe eine Rechnung mit ihm offen.«
Ich ergriff seine Pranke. »Nichts wäre mir lieber. Aber du hilfst mir mehr, wenn du auf Peregrine aufpasst und der Königin zur Seite stehst. Sie mag zwar nicht deinen Glauben teilen, aber wenn sie Männer wie dich zur Seite hat, lernt sie vielleicht, sich beim Regieren zu mäßigen.«
Wir umarmten uns als Freunde. Dann löste ich mich von ihm und schlüpfte aus dem Zimmer.
Ich hatte Cinnabar schon vor dem Eintreffen ihrer Vorladung satteln lassen. Als Rochester in meinem Gemach erschien, um mich zu ihr zu bringen, achtete ich sorgfältig darauf, dass meine Miene nichts als Pflichtbewusstsein und Besorgnis ausdrückte. Mein plötzlicher Wunsch abzureisen, musste zwangsläufig ihr Misstrauen wecken.
Sie wartete im Saal. Ihr schütteres Haar wurde im Nacken von einem Netz zusammengehalten. Ohne ihren Kopfschmuck wirkte sie schmächtig. Der Rosenkranz hing ihr von der Hüfte herab; im Vergleich zum Glitzern der Ringe an ihren Fingern schimmerten seine dunkelroten Perlen nur matt. In jeder anderen Hinsicht schien sie gegen Eitelkeit immun zu sein, sodass mich ihre Vorliebe für Juwelen bestürzte, ohne dass ich mir das erklären konnte.
»Rochester sagt mir, dass Ihr uns verlassen möchtet!«, begann sie, bevor ich mich wieder von den Knien erhoben hatte. »Warum? Entspricht die Unterkunft bei uns nicht Eurem Geschmack?«
»Eure Majestät können versichert sein, dass ich keinerlei Wunsch hege, so bald auf die Straße zurückzukehren, doch meines Wissens beabsichtigt der Herzog, gegen Euch aufzumarschieren. Darum würde ich es für das Klügste halten, Eure Antwort den hohen Herren eher früher als später zu überbringen – vorausgesetzt, Eure Majestät möchten ihnen noch eine zukommen lassen.«
Mit angehaltenem Atem verfolgte ich, wie Marys Blick zu Rochester wanderte und dieser fast unmerklich nickte.
»Das will ich«, sagte sie. »Ich
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