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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Augenblick, in dem der Gegner zum Angriff bläst, scheint ihn eher die Tatsache zu beschäftigen, daß ein Detektiv im Dorf ist, der im Mordfall Victoria Daly ermittelt. Stimmt das nicht?«
    Doch, es stimmte. Page erinnerte sich nur zu gut. Und Molly konnte es nicht leugnen.
    »Sie sehen, unser Faden wird immer länger. Lassen Sie uns ihm folgen und sehen, wohin er uns führt. Diese versperrte Dachkammer kommt mir immer verlockender vor. Ist eigentlich noch etwas anderes oben außer Büchern?«
    Molly zögerte.
    »Nur diese künstliche Figur. Ich habe sie einmal gesehen, als ich noch ein kleines Mädchen war, und mochte sie sehr. Ich habe meinem Mann vorgeschlagen, daß wir sie doch herunterholen könnten und sehen, ob wir sie nicht zum Laufen brächten – ich mag solche mechanischen Sachen –, aber auch davon wollte er nichts hören.«
    »Ah, die künstliche Figur«, wiederholte Dr.   Fell und setzte sich mit einem Schnaufen aufrechter. »Können Sie uns davon mehr erzählen?«
    Molly schüttelte den Kopf, und Kennet Murray sprang ein.
    »Das wäre ein Thema für Sie, Doktor«, sagte Murray schwungvoll und machte es sich in seinem Sessel wieder bequemer, »da würde es sich lohnen, genauer nachzuforschen. Ich selbst habe vor Jahren mein Glück versucht, und der junge Johnny ebenfalls.«
    »Und?«
    »Die   Fakten,   die ich herausfinden konnte, sind folgende.« Murray legte besonderes Gewicht auf das Wort. »Sir Dudley hat mir nie gestattet, die Figur anzusehen, und ich mußte rein detektivisch vorgehen. Erbauer war Monsieur Raisin, der Organist in Troyes, der auch für Ludwig XIV. das von selbst spielende Cembalo baute, und in den Jahren 1676 und 1677 wurde die Figur mit großem Erfolg am Hof Karls II. gezeigt. Sie war beinahe lebensgroß, saß auf einer Art Sofa und war, heißt es, in ihrem Äußeren einer der Hofdamen nachgebildet, auch wenn Unklarheit darüber besteht, welcher. Was sie tat, versetzte die Leute damals in Begeisterung. Sie spielte zwei oder drei Melodien auf einer Cittern (dem Vorfahren unserer heutigen Zither), und sie drehte den Zuschauern eine lange Nase und hatte noch eine Reihe weiterer Gesten im Repertoire, einige davon höchst ungehörig.«
    Sein Publikum lauschte gebannt.
    »Sir Thomas Farnleigh, dessen Exlibris Sie in diesem Buch sehen, erwarb den Automaten«, sagte Murray. »Ob es das unanständige Betragen der Puppe war oder etwas anderes, was später dafür sorgte, daß sie in Ungnade fiel, habe ich nicht ermitteln können. Aber etwas fiel vor – und alle schweigen sich darüber aus, was es war. Der Grund scheint nicht schwerwiegend genug für das Entsetzen, das die Figur im achtzehnten Jahrhundert offenbar hervorrief, auch wenn man verstehen kann, daß ein solcher Apparat nicht gerade das Wohlwollen von Sir Dudley oder das seines Vaters oder Großvaters weckte. Man darf davon ausgehen, daß der alte Thomas wußte, wie sie in Gang zu setzen war, aber anscheinend wurde das Geheimnis nicht weitergegeben. Stimmt’s, junger Jo… – bitte um Verzeihung – Sir John?«
    Gore war sichtlich verärgert über diese dick aufgetragene Höflichkeit, doch sein Interesse an anderen Dingen war zu groß.
    »Sie haben recht«, bestätigte Gore, »das Geheimnis ging verloren. Und niemand wird es je wiederfinden. Das weiß ich, meine Herren. In jungen Jahren habe ich mir das Hirn zermartert, um hinter das Geheimnis der Goldhexe zu kommen. Ich könnte Ihnen leicht vorführen, daß keine der naheliegenden Erklärungen zutrifft. Wenn wir …« Er machte ein verblüfftes Gesicht. »Bei allen Göttern, warum gehen wir nicht einfach nach oben und sehen sie uns an? Daß ich darauf nicht früher gekommen bin. Ich weiß gar nicht, wo ich mit meinen Gedanken bin. Die ganze Zeit habe ich überlegt, unter welchem Vorwand ich nach oben kommen oder wie ich mich heimlich hinaufschleichen könnte, wie ich es früher immer getan habe. Aber warum nicht? Warum nicht ganz offen, im schönsten Tageslicht?«
    Er schlug mit der Faust auf seine Sessellehne und blinzelte leicht, als sei auch er eben erst ans Licht des Tages gekommen. Inspektor Elliot fuhr mit schneidender Stimme dazwischen.
    »Einen Moment, Sir«, sagte Elliot. »Das ist alles hochinteressant, und zu einem anderen Zeitpunkt können wir uns gern damit beschäftigen, aber ich wüßte nicht, was es mit unserem Fall zu tun …«
    »Sind Sie sicher?« fragte Dr.   Fell.
    »Sir?«
    »Sind Sie sicher?« wiederholte der Doktor mit großem Nachdruck. »Kann

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