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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Beschützerinstinkte mit einer Heftigkeit aufwallten, wie er sie noch nie gekannt hatte. »Sollen die Leute sich die Mäuler zerreißen. Ich werde dich nicht aus den Augen lassen bis zum Morgen. – Nicht daß es wirklich etwas gäbe, wovor man sich fürchten müßte.«
    »Vergißt du nicht, was für einen Tag wir heute haben?«
    »Was für einen Tag?«
    »Der Jahrestag. 31.   Juli. Heute vor einem Jahr ist Victoria Daly umgebracht worden.«
    »Zudem ist es«, fügte Dr.   Fell hinzu und sah die beiden eindringlich an, »zudem ist es Lammas Eve. Elliot als braver Schotte wird Ihnen erklären können, was es damit auf sich hat. Das alte Erntefest. Und der Abend für einen der großen Hexensabbate, wo all das Gelichter aus der Zwischenwelt sich zeigt. Hmpf. Ha. Ich weiß schon, wie man Ihnen Mut macht, was?«
    Page wußte inzwischen überhaupt nicht mehr, woran er war, seine Nerven waren gespannt, und das machte ihn wütend.
    »Das kann man wohl sagen!« rief er. »Was haben Sie denn davon, wenn Sie Leuten solche Flöhe ins Ohr setzen? Madeline geht es auch so schon schlecht genug! Sie hat Sachen für andere getan und sich von anderen sagen lassen, was sie tun soll, bis sie nicht mehr konnte. Was denken Sie sich denn nur dabei, daß Sie es ihr jetzt noch schwerer machen? Hier gibt es keine Gefahr. Wenn hier etwas sein dummes Gesicht hereinsteckt, dann drehe ich ihm den Hals um und frage hinterher die Polizei um Erlaubnis.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Dr.   Fell nur. Einen Moment lang stand er da, zu seiner gewaltigen Größe aufgerichtet, und sah sie mit müden, freundlichen, leicht besorgten Augen an. Dann nahm er seinen Umhang, den Schlapphut und den Krückstock von dem Stuhl, auf dem er sie abgelegt hatte.
    »Gute Nacht, Sir«, sagte Elliot. »Wenn ich die Lage des Landes richtig im Kopf habe, können wir den Pfad vom Garten nach links nehmen, und auf der anderen Seite des Waldes liegt Farnleigh Close. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Nun, dann – tja – gute Nacht. Noch einmal danke für alles, Miss Dane. Es war ein sehr schöner und aufschlußreicher Abend. Und Sie, Mr.   Page, Sie halten die Augen offen.«
    »Das werde ich. Und nehmen Sie sich im Wald vor Kobolden in acht«, rief Page ihnen noch nach.
    Er blieb in der Terrassentür stehen, bis sie zwischen den Lorbeerbüschen verschwunden waren. Es war ein warmer Abend, und der Garten strömte einen Duft aus, der ihn nervös machte. Im Osten gingen vor dem zusehends dunkler werdenden Himmel die Sterne auf, doch sie funkelten nur schwach, als flimmerte die aufsteigende Hitze davor. All das machte Page nur um so gereizter.
    »Ein Haufen Waschweiber«, knurrte er. »Versuchen uns …«
    Er drehte sich um und sah den Anflug von Lächeln auf Madelines Gesicht. Sie war wieder ruhig, wenn auch noch verlegen.
    »Es tut mir leid, daß ich mich so zum Narren mache, Brian«, sagte sie sanft. »Ich weiß, daß es nichts gibt, wovor ich mich fürchten müßte.« Sie erhob sich. »Kannst du mich für einen Augenblick entschuldigen? Ich möchte nach oben gehen und mir die Nase pudern. Bin gleich wieder da.«
    »Ein Haufen Waschweiber. Versuchen uns …«
    Er war allein. Nachdenklich zündete er sich eine Zigarette an. Es dauerte nicht lange, bis ihm wieder besser zumute war, und binnen kurzem lachte er über seinen eigenen Ärger. Im Gegenteil, er konnte sich kaum etwas Schöneres vorstellen als einen Abend mit Madeline allein. Eine braune Motte kam durchs Fenster und flatterte in einem großen Bogen auf eine der Kerzen zu; er scheuchte sie hinaus und ging ihr aus dem Weg, als sie zu nahe an seinem Gesicht vorüberkam.
    Der kleine Flecken Kerzenlicht hatte etwas sehr Freundliches und Beruhigendes, aber vielleicht war es doch besser, wenn es heller war. Er ging zum Lichtschalter. Die gedämpften Wandlampen brachten das Elegante des Raumes und das Muster der Chintzstoffe noch mehr zur Geltung. Es war seltsam, dachte er, wie klar und deutlich das Ticken einer Uhr sein konnte. Es waren zwei Uhren im Zimmer, und sie wetteiferten nicht miteinander, sondern jede füllte die Pausen, die die andere ließ, und der gemeinsame Laut war eine Art eiliges Rascheln. Eine war mit einem Pendel versehen, dessen Hin und Her den Blick des Betrachters auf sich zog.
    Er ging zurück an den Tisch und goß sich von dem fast kalten Kaffee nach. Das Pochen seiner eigenen Schritte auf dem Fußboden, das Rasseln der Tasse in der Untertasse, das Klicken, als die Porzellantülle der

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