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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Kaffeekanne den Rand der Tasse traf: All das waren Laute, die er ebenso klar und deutlich wahrnahm wie das Ticken der Uhren. Zum erstenmal wurde ihm klar, daß auch Leere etwas war, dessen Anwesenheit man spüren konnte. Dieser Raum ist absolut leer, dachte er – ich bin allein – aber was macht das schon?
    Die Klarheit des Lichts betonte die Leere noch. Ein Thema verbannte er aus seinen Gedanken, auch wenn er an jenem Nachmittag ein gewisses Geheimnis erraten und ein Buch in seiner Bibliothek ihm bestätigt hatte, daß er recht hatte. Ein wenig Aufmunterung war angebracht – für Madeline natürlich. Dieses Haus mochte noch so hübsch sein, aber es stand zu einsam. Rundum erstreckte sich eine Mauer aus Dunkelheit, die eine halbe Meile weit reichte.
    Madeline brauchte recht lange, um sich die Nase zu pudern. Wieder kam eine Motte durch das offene Fenster geflattert und landete auf dem Tisch. Vorhänge und Kerzenflammen flackerten ein wenig. Es war wohl besser, die Fenster zu schließen. Er durchquerte den hell erleuchteten Raum und trat noch einmal durch eine der verglasten Türen in den Garten hinaus, und dann stand er plötzlich mäuschenstill.
    Im Garten, gerade außerhalb des erleuchteten Rechtecks, das die Lichter von drinnen durch die Fenster warfen, wartete der Automat von Farnleigh Close.
     

Kapitel 17
    Vielleicht acht Sekunden lang stand er nur da und sah ihn an, so reglos wie der Automat selbst.
    Das Licht, das durch die Fenster kam, war leicht gelblich. Es leuchtete drei oder vier Meter hinaus auf den Rasen, gerade bis an den einst lackierten Sockel der Figur. Größere Risse denn je klafften auf ihrem wächsernen Gesicht; nach ihrem Treppensturz saß sie nun ein wenig schief auf dem Sofa, und die Hälfte der Uhrwerke aus ihrem Inneren war fort. Jemand hatte versucht, das zerschlissene Kleid über die beschädigten Stellen zu ziehen. Alt und schrundig und halb blind funkelte sie ihn aus dem Schatten der Lorbeerbüsche böse an.
    Zu seinem nächsten Schritt mußte er sich zwingen. Vorsichtig ging er zu der Figur hinüber, auch wenn er sich weiter vom Licht entfernte, als vernünftig war. Sie schien allein; jedenfalls kam es ihm so vor. Die Räder waren, wie ihm auffiel, repariert. Doch der Boden war so ausgedörrt von der langen Julidürre, daß sie kaum Rillen im Gras hinterlassen hatten, und nicht weit zur Rechten kam ein Kiesweg, auf dem sich jede Spur verlieren würde.
    Eilig kehrte er ins Haus zurück, denn er hörte Madeline die Treppe herunterkommen.
    Mit aller Sorgfalt verschloß er die Glastüren, eine nach der anderen. Dann ergriff er den schweren Eichentisch und trug ihn in die Mitte des Raumes. Zwei der Kerzenhalter kamen ins Schwingen. Als Madeline in der Tür erschien, sah sie, wie er den Tisch absetzte und sie beide auffing.
    »Die Motten kommen herein«, erklärte er.
    »Aber wird das nicht furchtbar stickig hier drin? Sollten wir nicht wenigstens eines …«
    »Ich mache das schon.« Er öffnete die mittlere der Glastüren einen Spaltbreit.
    »Brian! Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Wieder kam ihm in aller Klarheit das Ticken der Uhren zu Bewußtsein; doch am meisten spürte er nun die Gegenwart Madelines, die unwillkürliche Bitte, sie zu beschützen. Wenn Menschen nicht wohl in ihrer Haut ist, äußert sich das oft auf die seltsamste Art. Nun kam sie ihm nicht mehr so kühl und unnahbar vor. Ihre Aura – es gab kein anderes Wort dafür – erfüllte den ganzen Raum.
    Er sagte:
    »Aber nein, um Himmels willen; natürlich ist alles in Ordnung. Ich dachte nur einfach, Motten sind lästig. Deswegen habe ich die Fenster zugemacht.«
    »Sollen wir ins andere Zimmer gehen?«
    Besser das Ding nicht aus den Augen verlieren. Besser, wenn man es nicht einfach gehen ließ, wohin es wollte.
    »Ach, laß uns hierbleiben und noch eine Zigarette rauchen.«
    »Gern. Noch etwas Kaffee?«
    »Mach dir nicht die Umstände.«
    »Das sind keine Umstände. Er steht schon fertig auf dem Herd.«
    Sie lächelte, das breite Lächeln eines Menschen, dessen Nerven bloßliegen, und ging hinüber in die Küche. Er zwang sich, nicht aus dem Fenster zu sehen, während sie draußen war. Es schien ihm, daß sie lange fortblieb, und er machte sich auf die Suche nach ihr. Sie kam ihm in der Tür entgegen, eine frische Kanne Kaffee in der Hand. Ihre Stimme war ruhig.
    »Brian, hier   ist   etwas nicht in Ordnung. Die Hintertür war offen. Ich weiß, daß ich sie verschlossen hatte, und Maria schließt sie immer ab, wenn

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