Die Tuer im Schott
von Farnleigh Close hast kommen lassen.«
Page musterte sie. Sie starrte Burrows an, und die Röte stieg ihr ins Gesicht.
»Nat, was um alles in der Welt redest du da? Die Figur, die ich habe kommen lassen? Wie kommst du denn auf so etwas?«
»Meine liebe Madeline«, erwiderte Burrows, breitete die behandschuhten Hände aus und brachte sie dann wieder zusammen, »ich habe dir noch gar nicht richtig für all das Gute danken können, das du für mich getan hast – bei der gerichtlichen Untersuchung. Aber verdammt noch mal!« – hier sah er sie von der Seite her an, an den Brillengläsern vorbei –, »du hast heute nachmittag im Herrenhaus angerufen und gebeten, daß sie dir das Ding leihen. Macneile und Parsons haben es hergebracht. Es steht drüben im Kohlenschuppen.«
»Du mußt vollkommen verrückt sein«, sagte Madeline mit hoher, verblüffter Stimme.
Burrows war, wie üblich, vernünftig. »Nun, sie steht im Schuppen, das ist nicht zu leugnen. Ich habe an der Haustür geklopft, aber keiner hat mich gehört. Ich kam hier heraus, und – ähm – es hat mich immer noch keiner gehört. Mein Auto steht draußen auf der Straße. Ich bin hergekommen, um den Automaten zu holen. Was du damit wolltest, weiß ich nicht; aber wäre es sehr schlimm, wenn ich ihn wieder mitnähme? Ich verstehe immer noch nicht ganz, wie er in meine Theorie hineinpaßt. Aber ich habe einen Experten ausfindig gemacht, der ihn sich ansehen will, und vielleicht bringt mich das auf etwas.«
Der Kohlenschuppen war ein Anbau ein wenig links von der Küche. Page ging hinüber und öffnete die Tür. Dort stand der Automat. Er konnte die Umrisse gerade noch erkennen.
»Seht ihr?« sagte Burrows.
»Brian«, beteuerte Madeline recht verwirrt, »glaube mir, ich habe nichts dergleichen getan. Ich habe niemanden gebeten, das Ding hierherzuschicken; ich wäre nie auf den Gedanken gekommen. Was um alles in der Welt sollte ich damit?«
»Natürlich hast du das nicht, das weiß ich doch«, beschwichtigte Page sie. »Es scheint, daß jemand sich einen häßlichen Scherz erlaubt hat.«
»Sollen wir nicht ins Haus gehen?« schlug Burrows vor. »Ich würde mich gern mit euch beiden darüber unterhalten. Ich gehe nur eben nach vorn und schalte das Standlicht an.«
Die beiden anderen gingen ins Haus und sahen einander an. Aus dem Radio kamen statt der Musik nun Worte – welcher Art, weiß Page nicht mehr –, und Madeline stellte es ab. Sie war immer noch in Gedanken bei diesem jüngsten Vorfall.
»Das alles ist nicht wahr«, sagte sie. »Es ist Illusion. Ein Traumgespinst. Das heißt – ein Teil davon ist doch wahr, hoffe ich.« Sie lächelte ihn an. »Hast du noch eine Ahnung, was hier eigentlich vorgeht?«
Was in den Sekunden darauf geschah, weiß Page bis heute nicht recht. Er hatte ihre Hand ergriffen und wollte ihr eben versichern, wie ganz und gar gleichgültig ihm war, was draußen geschah, solange nur die Minuten am Fenster keine Illusion gewesen waren. Beide hörten sie den Knall, der vom Garten oder von den Obstbäumen herkam. Es war ein kurzer, knapper Schlag, laut genug, daß sie beide zusammenfuhren. Doch er schien etwas Fremdes, das nichts mit ihnen zu tun hatte, selbst da noch, als sie nahe an ihren Ohren ein Sirren hörten – und eine der Uhren stehenblieb.
Eine der Uhren blieb stehen. Page hörte es im selben Augenblick, in dem er das kleine runde Loch, von einem Netz feiner Risse umgeben, in der Fensterscheibe entdeckte. Und es ging ihm auf, daß die Uhr stehengeblieben war, weil eine Kugel darin steckte.
Die andere Uhr tickte weiter.
»Fort von dem Fenster!« zischte Page. »Das kann doch nicht wahr sein – ich glaube es einfach nicht –, da ist jemand draußen im Garten und schießt auf uns. Wo zum Teufel ist Nat geblieben?«
Er huschte hinüber und schaltete das Licht aus. Die Kerzen brannten noch, und er blies sie aus, gerade als Burrows, das Gesicht glänzend, den Hut tief in die Stirn gedrückt, durch die Terrassentür kam, an den Boden geduckt, als suche er Deckung.
»Da ist jemand …« hob Burrows mit seltsamer Stimme an.
»Stimmt. Das haben wir schon gemerkt.«
Page schob Madeline noch weiter fort vom Fenster. Fünf Zentimeter mehr nach links, kalkulierte er nach dem Winkel von Scheibe und Uhr, hätten genügt, und die Kugel hätte Madelines Kopf getroffen, gerade oberhalb der Löckchen.
Es blieb bei dem einen Schuß. Er hörte Madelines ängstliches Keuchen und die langsamen, klaren Atemzüge Burrows’
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