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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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nichts Persönliches …“
    Nach einer Weile sagte ich: „Das ist nicht wahr.“
    „Ich bin ein Mensch“, sagte ich, „und ich muß Berge brechen, um zu beweisen, daß ich nicht sterben werde, selbst wenn ich einmal tot bin. Ich bin weniger als ich sein möchte, Schwester. Und du kannst mich zu mehr machen. Also ist es wahrscheinlich doch etwas Persönliches.
    Es ist das einzige was ich kann, und du bist der letzte, der übrig ist – die letzte Herausforderung an die Fähigkeit, die zu lernen ich mein ganzes Leben verbracht habe. Vielleicht ist die Sterblichkeit der Unsterblichkeit dann am nächsten, wenn sie eine Herausforderung an sich selbst annimmt, wenn sie eine Drohung überlebt. Der Augenblick des Triumphes ist der Augenblick der Rettung. Ich habe viele solche Augenblicke gebraucht, und der letzte wird der längste sein, weil er für den Rest meines Lebens für mich reichen muß.
    Es gibt dich also, Schwester, und es gibt mich, und ich bin sehr sterblich, und du hast mir gesagt, daß ich gehen soll. Ich kann nicht. Ich komme hinauf, und wenn du mir den Tod entgegenschleuderst, werde ich ihm ins Auge sehen. Es muß so sein.“
    Ich trank aus, was noch in der Flasche war.
    Hinter dem Berg zuckten Blitze, und es grollte wieder, und dann blitzte es erneut.
    „Das kommt der göttlichen Trunkenheit am nächsten“, sagte ich dem Donner.
    Und dann blinzelte sie mir zu. Es war ein roter Stern, ganz hoch oben an ihr. Schwert des Engels. Schwinge des Phönix. Brennende Seele. Und es blitzte mir zu, über die Meilen hinweg. Dann fegte der Wind, der zwischen den Welten weht, über mich hinweg. Er war mit Tränen angefüllt und mit Eiskristallen. Ich stand da und spürte es in diesem Augenblick. „Geh nicht weg“, sagte ich und sah zu, bis alles wieder Finsternis und ich so naß war wie ein Embryo, der darauf wartet, seinen ersten Schrei auszustoßen und zu atmen.
     
    Die meisten Kinder erzählen ihren Spielgefährten Lügen – fiktive Autobiographien, wenn Sie so wollen –, die entweder mit entsprechender Ehrfurcht entgegengenommen oder mit größeren und noch komplizierteren Geschichten übertrumpft werden. Aber der kleine Jimmy, so habe ich gehört, lauschte immer mit weiten, großen Augen seinen kleinen Spielgefährten, und wenn ihre Geschichten sich dem Ende näherten, dann fingen seine Mundwinkel zu zucken an. Und wenn sie dann zu Ende waren, verzogen sich seine Sommersprossen zu einem Grinsen, und sein rostiger Kopf legte sich zur Seite. Sein Lieblingsausdruck soll „Ach geh!“ gewesen sein, und ehe er zwölf war, schlug man ihm zweimal die Nase ein. Das war zweifellos der Grund, daß er sich den Büchern zuwandte.
    Dreißig Jahre und vier Doktortitel später saß er mir in meinem Zimmer im Lodge gegenüber, und ich nannte ihn Doc, weil alle das tun, weil er eine Lizenz dafür hatte, Leute aufzuschneiden und in sie hineinzusehen, ebenso wie er in ihrer Philosophie sozusagen herumdokterte und weil er so aussah, als ob man ihn Doc nennen müßte, wenn er grinste und den Kopf etwas zur Seite legte und „Ach geh!“ sagte.
    Ich hatte gute Lust, ihm eins auf die Nase zu geben.
    „Verdammt! Es ist wahr!“ sagte ich ihm. „Ich habe mit einem Vogel aus Feuer gekämpft!“
    „Wir hatten auf Kasla alle Halluzinationen“, sagte er und hob einen Finger, „wegen der Übermüdung“, zwei Finger, „weil die Höhe unseren Kreislauf beeinträchtigte und damit auch unser Gehirn“, drei, „wegen der emotionellen Anregung“, vier, „und weil wir ein gewisses Maß an Sauerstoffrausch hatten.“
    „Dir sind gerade die Finger ausgegangen, wenn du dich freundlicherweise einen Augenblick lang auf deine andere Hand setzen könntest. Hör also zu“, sagte ich, „es flog gegen mich, und ich schlug danach und es hat mich k.o. geschlagen und mir die Brille zerbrochen. Als ich aufwachte, war es verschwunden, und ich lag auf dem Felssims. Ich glaube, das war eine Art Energiegeschöpf. Du hast mein EEG gesehen, und es war nicht normal. Ich glaube, es hat meinem Nervensystem einen Schock verpaßt, als es mich berührte.“
    „Du bist k.o. gegangen, weil du mit dem Kopf gegen einen Felsen gestoßen bist …“
    „Es ist daran schuld, daß ich gestürzt bin!“
    „In dem Punkt bin ich mit dir einig. Der Felsen war echt. Aber im ganzen Universum sah noch nie jemand ein ‚Energiegeschöpf’.“
    „So? Das hättest du vor tausend Jahren wahrscheinlich auch über Amerika gesagt.“
    „Vielleicht hätte ich das. Aber

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