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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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seines Schwertes deutete auf mich.
    „Geh weg“, sagte er, dreimal, ohne Betonung.
    „Geh zum Teufel“, versuchte ich zu sagen.
    Er tat so, als wolle er näher kommen. Das gelang ihm nicht.
    „Geh selbst weg“, sagte ich.
    „Steig wieder hinunter. Geh weg. Du darfst nicht weitergehen.“
    „Aber ich gehe weiter. Bis ganz hinauf.“
    „Nein. Das darfst du nicht.“
    „Bleib doch da und sieh uns zu“, sagte ich.
    „Kehr um.“
    „Wenn du dort stehen willst und den Verkehr regeln, ist das deine Sache“, sagte ich ihm. „Ich leg mich wieder schlafen.“
    Ich kroch zu Doc hinüber und schüttelte ihn an der Schulter, aber als ich mich umsah, war mein flammender Besucher verschwunden.
    „Was ist denn?“
    „Zu spät“, sagte ich. „Er war da, ist aber wieder verschwunden.“
    Doc setzte sich auf.
    „Der Vogel?“
    „Nein, der Wächter mit dem Schwert.“
    „Wo war er?“
    „Er stand dort draußen.“ Ich deutete.
    Doc holte seine Instrumente heraus und tat gute zehn Minuten lang alles mögliche mit ihnen.
    „Nichts“, sagte er schließlich. „Vielleicht hast du geträumt.“
    „Gewiß, ganz sicher“, sagte ich. „Schlaf gut“, und dann legte ich mich wieder lang, und diesmal schlief ich bis zum Morgen durch, ohne weiteres Feuer oder dergleichen.
     
    Wir brauchten vier Tage, um auf sechzigtausend Fuß zu kommen. Felsbrocken fielen gelegentlich wie Kanonenkugeln an uns vorbei, und der Himmel war wie ein großer, kühler Teich, in dem bleiche Blumen trieben. Als wir dreiundsechzigtausend erreichten, ging es wieder leichter, und wir schafften es in zweieinhalb weiteren Tagen bis auf fünfundsiebzigtausend. Es kamen keine feurigen Geschöpfe, die mir sagten, ich solle umkehren. Aber dann kam das Unvorhersehbare, und wir hatten genug an natürlichen Problemen, um uns die ganze Zeit am Fluchen zu halten.
    Wir stießen auf einen mächtigen flachen Felssockel.
    Er war vielleicht vierhundert Fuß breit. Kurz darauf erkannten wir, daß der Sockel nicht bis zur Bergwand reichte. Er fiel steil in eine riesige Canon-Rinne ab. Wir würden wieder hinunterklettern müssen, vielleicht siebenhundert Fuß, ehe wir erneut den Weg nach oben fortsetzen konnten. Und schlimmer noch, er führte zu einer glatten Wand, die sich auf eine tödlich hohe Distanz die größte Mühe gab, senkrecht zu sein, und dies auch schaffte. Und der Gipfel war nirgendwo in Sicht.
    „Wohin gehen wir jetzt?“ fragte Kelly und trat neben mich.
    „Hinunter“, entschied ich, „und dort teilen wir uns. Wir folgen dem großen Graben nach beiden Richtungen und sehen nach, wo der bessere Weg nach oben führt. Anschließend treffen wir uns wieder in der Mitte.
    Wir stiegen hinunter. Dann gingen Doc und Kelly und ich nach links und die anderen in entgegengesetzter Richtung.
    Nach eineinhalb Stunden ging der Weg nicht weiter. Wir standen da und blickten über den Rand von etwas hinweg ins Nichts. Während der ganzen Zeit hatten wir keine einzige Stelle gefunden, von der aus ein Weg nach oben geführt hätte. Ich streckte mich aus, hielt Kopf und Schultern über den Abgrund, wobei Kelly mich an den Füßen festhielt und ich, soweit ich konnte, nach rechts und oben blickte. Aber nirgends war etwas in Sicht, das sich gelohnt hätte.
    „Hoffentlich hatten die anderen mehr Glück“, sagte ich, nachdem sie mich wieder zurückgeholt hatten.
    „Und wenn nicht …?“ fragte Kelly.
    „Warten wir.“
    Sie hatten.
    Aber riskant war es.
    Es gab keinen guten Weg, der geradewegs nach oben führte. Der Weg hatte an einer vierzig Fuß hohen Wand geendet, die uns, als wir sie erklettert hatten, einen klaren Ausblick bis ganz hinunter bot. Ich lehnte mich wieder hinaus, wie vorher, und blickte etwa zweihundert Fuß weiter links und achtzig Fuß höher als beim letzten Mal hinaus. Mallardi hatte einen schwierigen Weg, aber immerhin einen Weg gefunden, der in westlicher Richtung nach oben führte und dann verschwand.
    In jener Nacht kampierten wir in der Spalte. Am Morgen verankerte ich meine Leine an einem Felsbrocken, Doc hielt und ging mit der pneumatischen Pistole los. Ich stürzte zweimal und schaffte bis zum Mittagessen vierzig Fuß.
    Dann rieb ich mir meine Prellungen, und Henry war als nächster dran. Nach zehn Fuß ging Kelly hinaus, um ihn zu verankern, und wir hielten Kelly.
    Dann sprengte Stan, und Mallardi ankerte. Dann mußten drei in die Wand. Dann vier. Bis Sonnenuntergang hatten wir hundertfünfzig Fuß geschafft und waren über und über mit

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