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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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dieser Neurologe hat dein EEG durchaus zu meiner Befriedigung erklärt. Optisches Trauma. Warum sich die Mühe machen, sich eine exotische Erklärung für das, was geschehen ist, zusammenzuträumen? Die einfachen sind gewöhnlich die besseren Gründe. Du hattest Halluzinationen und bist gestolpert.“
    „Na schön“, sagte ich, „wenn ich mit dir diskutiere, brauche ich gewöhnlich Munition. Warte mal einen Augenblick.“
    Ich ging zu meinem Schrank und holte es vom obersten Regal. Ich legte es aufs Bett und begann die Decke auseinanderzuwickeln, in die ich ihn gehüllt hatte.
    „Ich habe dir doch gesagt, daß ich danach geschlagen habe“, sagte ich. „Nun, ich traf – ehe ich die Besinnung verlor. Hier!“
    Ich hielt ihm meinen Bergsteigerpickel hin – braun, gelb, schwarz und zerfressen -; er sah aus, als wäre er aus dem Weltraum heruntergefallen.
    Er nahm ihn in die Hand und starrte ihn lange an, dann hob er an, etwas über Kugelblitze zu sagen, überlegte es sich anders, schüttelte den Kopf und legte das Ding auf die Decke zurück.
    „Ich weiß nicht“, sagte er schließlich, und diesmal liefen seine Sommersprossen nicht zusammen, mit Ausnahme von denen an seinen Händen, die es erwischte, als er langsam die Hände zur Faust ballte.
     
    4.
     
    Wir planten. Wir machten Karten und Pläne und studierten die Fotos. Wir planten unseren Aufstieg und begannen mit einem Ausbildungsprogramm.
    Doc und Stan hatten sich eine ziemlich gute Kondition erhalten, aber beide waren seit Kasla nicht mehr geklettert. Kelly war topfit. Henry war im Begriff, fett zu werden. Mallardi und Vince schienen, wie stets, imstande, Phantastisches zu ertragen und Virtuoses zu leisten, waren sogar im letzten Jahr einige Male geklettert, hatten sich aber in letzter Zeit ein recht luxuriöses Leben geleistet und wollten etwas üben. Also suchten wir uns einen bequemen Berg vernünftiger Größe aus und gaben ihm zehn Tage Zeit, uns alle wieder in Form zu bringen. Anschließend verließen wir uns auf Vitamine, Gymnastik und vernünftige Ernährung, während wir die Vorbereitungen abschlossen. In dieser Zeit brachte Doc sieben glänzende Aluminiumkassetten an, etwa sechs Zoll lang und vier Zoll breit und so dick wie ein Band erster Gedichte, die wir am Körper tragen sollten, um einen Verteidigungsschirm gegen das Energiegeschöpf auszusenden, dessen Existenz anzuerkennen er sich weigerte.
    Eines schönen, kalten Morgens waren wir fertig. Die Reporter mochten mich wieder, eine Unmenge Meter Film wurde von unserem ersten Aufmarsch aufgenommen, während wir uns in die Flieger zwängten, um am Fuße der Dame Berg abgesetzt zu werden und dort, ohne Zweifel, das letzte Mal als das Team, das wir so viele Jahre gewesen waren, gegen das wartende Grau und den Lavendel unter der sonnenweißen Flamme anzutreten.
    Wir näherten uns dem Berg, und ich fragte mich, wieviel er wohl wiegen mochte.
     
    Die ersten neun Meilen kennen Sie schon. Darauf gehe ich also nicht ein. Wir brauchten sechs Tage dazu und einen Teil des siebten. Nichts Außergewöhnliches geschah. Es gab etwas Nebel und häßliche Winde, aber als wir sie einmal hinter uns hatten, vergaßen wir sie.
    Stan und Mallardi und ich standen an der Stelle, wo der Vogel erschienen war, und warteten auf Doc und die anderen.
    „Bis jetzt war es der reinste Picknickausflug“, sagte Mallardi.
    „Stimmt“, pflichtete Stan ihm bei.
    „Und auch keine Vögel.“
    „Nein“, gab ich ihm recht.
    „Meinst du, daß Doc recht gehabt hat – daß es eine Halluzination war?“ fragte Mallardi. „Ich kann mich erinnern, daß ich auf Kasla Dinge sah …“
    „Soweit ich mich entsinne“, sagte Stan, „waren es Nymphen und ein Meer aus Bier. Warum sollte jemand heiße Vögel sehen wollen?“
    „Weiß ich doch nicht.“
    „Lacht nur, ihr Hyänen“, sagte ich. „Aber wartet nur bis ein Rudel geflogen kommt.“
    Doc kam herauf und sah sich um.
    „Ist das die Stelle?“
    Er überprüfte die Hintergrundstrahlung und ein Dutzend anderer Dinge, fand nichts Ungewöhnliches, grinste und blickte nach oben.
    Das taten wir alle. Dann gingen wir hinauf.
    Drei Tage lang war es ziemlich unangenehm, und wir schafften in der Zeit nur weitere fünftausend Fuß.
    Als wir uns schlafen legten, waren wir ziemlich ausgepumpt, und der Schlaf kam schnell. Und die Nemesis auch.
    Diesmal war er wieder da, nur diesmal nicht ganz so nah. Er brannte etwa zwanzig Fuß von uns entfernt, stand mitten in der Luft, und die Spitze

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