Die Türme der Mitternacht
ängstlich.
»Ja.«
»Oh, Perrin, es tut mir so leid.« Ihre Stimme war sanft, als sie aus dem Zelt traten. Es stand ganz allein auf dem Feld, das einst sein Heer beherbergt hatte. Auf dem gelben und braunen Gras zeichneten sich noch immer die Abdrücke von Zelten ab; in großen Zickzackmustern waren Pfade in den Schlamm getreten worden. Es sah aus wie der Grundriss einer Stadt, vorgefertigte Abschnitte für Gebäude, gerade Linien für spätere Straßen. Aber jetzt war es so gut wie menschenleer.
Der grollende Himmel war dunkel. Chiad hielt eine Laterne hoch, um das Gras vor ihnen zu beleuchten. Mehrere Gruppen Soldaten warteten. Töchter hoben ihre Speere in die Höhe, als sie ihn sahen, dann schlugen sie sie gegen ihre Schilde. Ein Zeichen der Anerkennung.
Die Männer von den Zwei Flüssen waren auch da, sammelten sich um ihn, als sich die Nachricht verbreitete. Wie viel von dem, was er heute Nacht getan hatte, konnten sie sich denken? Die Männer von den Zwei Flüssen jubelten, und trotz seiner Anspannung nickte Perrin ihnen zu. Das Übel lag noch immer in der Luft. Er hatte angenommen, dass der Traumnagel es verursachte, aber das war anscheinend ein Irrtum gewesen. Hier roch es wie in der Großen Fäule.
Die Asha’man standen, wo sich die Mitte des Lagers befunden hatte. Sie drehten sich bei Perrins Näherkommen um und salutierten mit der Hand auf der Brust. Sie schienen in guter Form zu sein, obwohl sie gerade das ganze Lager transportiert hatten.
»Bringt uns hier weg, Männer«, sagte Perrin zu ihnen. »Ich will keine Minute länger an diesem Ort bleiben.«
»Ja, mein Lord«, sagte Grady und klang eifrig. Er konzentrierte sich sichtlich, und neben ihm öffnete sich ein kleines Wegetor.
»Hindurch«, sagte Perrin und winkte die Männer aus den Zwei Flüssen heran. Sie schritten mit schnellem Schritt hindurch. Die Töchter und Gaul warteten bei Perrin, genau wie Elyas.
Perrin ließ den Blick über den ehemaligen Lagerplatz schweifen. Beim Licht. Ich komme mir vor wie eine Maus, die von einem Laiken in Augenschein genommen wird.
»Ich schätze nicht, Ihr könntet für etwas Licht sorgen?«, sagte Perrin zu Neald, der neben dem Tor stand.
Der Asha’man nickte, und eine Reihe Lichtkugeln erschienen ringsum. Sie sausten auf dem Feld herum.
Sie zeigten nichts. Nur einen verlassenen Lagerplatz. Die letzten Männer der Truppe verschwanden im Tor. Perrin und Faile schlossen sich ihnen an, gefolgt von Gaul, Elyas und den Töchtern. Schließlich passierten die Machtlenker in einer engen Gruppe.
Die Luft auf der anderen Seite des Wegetors war kühl und roch erfrischend sauber. Perrin war sich gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ihn der Gestank des Bösen gestört hatte. Er atmete tief ein. Sie befanden sich auf einer Anhöhe, ein Stück von einem Lichtflecken neben einem Fluss entfernt, der vermutlich Weißbrücke war.
Seine Truppen jubelten, als er durch das Tor kam. Das große Lager war bereits größtenteils aufgebaut, Wachtposten aufgestellt. Das Tor hatte sich auf einem großen Platz im hinteren Teil geöffnet und war mit Pfosten abgetrennt.
Sie waren entkommen. Der Preis dafür war hoch gewesen, aber sie waren entkommen.
Graendal lehnte sich zurück. Die Lederkissen waren mit den Daunen von Kallirjungen gefüllt, die es in diesem Zeitalter bloß in Shara gab. Sie nahm die Luxuriosität kaum wahr.
Der Diener - eine Leihgabe Moridins - kniete vor ihr auf einem Knie. Sein Blick loderte leidenschaftlich und war nur zur Hälfte gesenkt. Er stand unter Kontrolle, wenn auch nur so gerade eben. Er wusste, dass er einzigartig war.
So wie er zu wissen schien, dass man sie für sein Versagen verantwortlich machen würde. Graendal schwitzte nicht. Dazu war sie viel zu kontrolliert. Plötzlich flogen die Fensterläden des weitläufigen Zimmers mit dem roten Fliesenboden auf, und ein kalter Meerwind fuhr durch den Raum und blies mehrere Lampen aus. Qualm stieg von den Dochten auf.
Sie würde nicht scheitern.
»Lass die Falle trotzdem zuschnappen«, befahl sie. »Aber …«, sagte der Diener.
»Tu es, und widerspreche keiner Auserwählten, du Hund.« Der Diener senkte den Blick, obwohl noch immer ein rebellisches Funken darin lag.
Egal. Sie hatte noch immer ein Werkzeug, das sie so sorgfältig platziert hatte. Das sie für einen Augenblick wie diesen vorbereitet hatte.
Es galt vorsichtig zu agieren. Aybara war ein Ta’veren, und auch noch ein furchterregend starker. Aus der Ferne abgeschossene Pfeile
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