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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sagte Faile und sah über die Schulter. »Auf die Zeremonien kann man notfalls verzichten. Aber auf eine Feier sollte man nie verzichten.« Sie schaute zum Himmel. »Vor allem in Zeiten wie diesen.«
    Perrin sah ihr nach, wie sie in dem riesigen Lager verschwand. Soldaten, Bauern, Handwerker, Aiel, Weißmäntel, Flüchtlinge. Beinahe immer noch siebzigtausend Menschen, selbst wenn man die abzog, die gegangen oder in der Schlacht gefallen waren. Wie war er nur zu so einer Streitmacht gekommen? Bevor er die Zwei Flüsse verlassen hatte, hatte er nie mehr als höchstens tausend Leute an einem Ort versammelt gesehen.
    Der größte Teil setzte sich aus den ehemaligen Söldnergruppen und Flüchtlingen zusammen, die Tarn und Dannil ausgebildet hatten. Sie nannten sich selbst die Wolfsgarde, was auch immer das bedeuten mochte. Perrin schlug die Richtung zu den Versorgungswagen ein, aber da traf ihn etwas Kleines und Weiches am Hinterkopf.
    Ruckartig blieb er stehen, drehte sich um und musterte den Wald hinter ihm. Zu seiner Rechten erhob er sich braun und tot; zu seiner Linken schwand der Schutz der Bäume. Er konnte niemanden entdecken.
    Habe ich mich überfordert?, fragte er sich und rieb sich den Kopf, während er sich umdrehte und weiterging. Dass ich mir Dinge einbilde, die …
    Wieder traf etwas seinen Hinterkopf. Er fuhr auf dem Absatz herum und sah noch, wie etwas ins Gras fiel. Stirnrunzelnd bückte er sich und hob es auf. Eine Eichel. Eine weitere traf ihn an der Stirn. Sie war aus dem Wald gekommen.
    Perrin knurrte und eilte auf die Bäume zu. Vielleicht welche von den wenigen Kindern im Lager? Voraus ragte eine große Eiche in die Höhe, deren Stamm breit und dick genug war, um jemanden zu verbergen. In ihrer Nähe zögerte er. War das vielleicht eine Falle? Er legte die Hand auf den Hammer und schritt ganz langsam weiter. Der Wind wehte aus Perrins Rücken, und er bekam nichts von dem Geruch des…
    Plötzlich schoss eine Hand hinter dem Baumstamm hervor, die einen braunen Sack hielt. »Ich habe einen Maulwurf gefangen«, sagte eine vertraute Stimme. »Hast du Lust, ihn auf dem Dorf grün freizulassen?«
    Perrin erstarrte, dann stieß er ein dröhnendes Lachen aus. Er umrundete den Baum und entdeckte eine Gestalt in einem roten, mit goldenen Stickereien übersäten Mantel mit hohem Kragen und schönen braunen Hosen auf dem großen Wurzelgeflecht des Baumes sitzen, den sich windenden Sack zu ihren Füßen. Mat kaute gemütlich an einem langen Streifen Trockenfleisch und trug einen schwarzen Hut mit breiter Krempe. Eine schwarze Stangenwaffe mit breiter Klinge lehnte neben ihm am Baum. Wo hatte er so schöne Kleidung her? Hatte er sich früher nicht einmal darüber beschwert, dass Rand solche Sachen trug?
    »Mat?«, sagte Perrin und bekam vor Verblüffung beinahe kein Wort hervor. »Was tust du denn hier?«
    »Maulwürfe fangen«, erwiderte Mat und schüttelte den Sack. »Das ist verdammt schwer, weißt du, vor allem wenn es schnell gehen muss.«
    Der Sack raschelte, und Perrin vernahm ein leises Knurren. Er konnte riechen, dass er tatsächlich etwas Lebendiges enthielt. »Du hast wirklich einen gefangen?«
    »Nenn mich einen Nostalgiker.«
    Perrin wusste nicht, ob er Mat schelten oder anlachen sollte - diese seltsame Gefühlsschwankung war üblich, wenn Mat in der Nähe war. Glücklicherweise wirbelten keine Farben vor seinem inneren Auge, jetzt, wo sie voreinander standen. Beim Licht, das wäre wirklich verwirrend gewesen. Allerdings verspürte Perrin ein Gefühl der … Richtigkeit.
    Der Mann lächelte, setzte den Sack ab und stand auf, streckte die Hand aus. Perrin ergriff sie, zog Mat aber in eine herzliche Umarmung.
    »Beim Licht, Mat«, sagte er. »Das kommt mir wie eine Ewigkeit vor!«
    »Ein ganzes Leben«, erwiderte Mat. »Vielleicht auch zwei. Ich kann es nicht mehr zählen. Aber wie dem auch sei, deine Ankunft ist in Caemlyn das Tagesgespräch. Dachte mir, die einzige Möglichkeit, dich zu begrüßen, bietet sich bloß, wenn ich durch dieses Tor schlüpfe und dich vor allen anderen finde.« Mat nahm seinen Speer und legte ihn sich auf die Schulter, die Klinge nach hinten gerichtet.
    »Was hast du gemacht? Wo warst du? Ist Thom bei dir? Was ist mit Nynaeve?«
    »So viele Fragen«, sagte Mat. »Wie sicher ist dein Lager?«
    »So sicher wie jeder andere Ort.«
    »Nicht sicher genug.« Mat wurde ernst. »Hör zu, Perrin. Da sind ein paar außerordentlich gefährliche Leute hinter uns her. Ich kam, um dich

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