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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Informationen über das derzeitige politische Klima dort?«
    »Es ist ein Durcheinander«, sagte Dyelin schlicht. »Wir müssen uns darüber unterhalten, wie Ihr zwei Nationen führen wollt und Euch doch nur in einer aufhaltet.«
    »Wir haben Wegetore«, erwiderte Elayne.
    »Das stimmt. Aber Ihr müsst eine Möglichkeit finden, Euch den Sonnenthron zu nehmen, ohne es aussehen zu lassen, als würde Andor Cairhien unterdrücken. Der dortige Adel würde Euch möglicherweise als seine Königin akzeptieren, aber nur, wenn sie sich den Andoranern gleichwertig fühlen. Ansonsten werden die Intrigen in dem Augenblick, in dem Ihr Euch umdreht, wie Hefe in warmem Wasser aufquellen.«
    »Sie werden den Andoranern gleichgestellt sein.«
    » Das werden sie nicht so sehen, wenn Ihr dort mit Euren Heeren einmarschiert«, meinte Dyelin. »Die Cairhiener sind ein stolzes Volk. Wenn sie den Eindruck haben, von Andors Krone erobert worden zu sein …«
    »Sie leben alle unter Rands Macht.«
    »Bei allem nötigen Respekt, Elayne. Er ist der Wiedergeborene Drache. Ihr nicht.«
    Elayne runzelte die Stirn, aber da konnte sie kaum widersprechen.
    Meister Norry räusperte sich. »Euer Majestät, Lady Dyelins Rat basiert nicht allein auf müßigen Spekulationen. Ich, äh, habe Dinge gehört. Da ich ja Euer Interesse an Cairhien kenne …«
    Er wurde besser darin, Informationen zu sammeln. Sie würde ihn noch zu einem richtigen Spionmeister machen!
    »Euer Majestät«, fuhr Norry mit gesenkter Stimme fort, »es kursieren Gerüchte, nach denen Ihr bald kommen wollt, um den Sonnenthron an Euch zu reißen. Man spricht bereits von einer Rebellion gegen Euch. Ich bin sicher, das sind bloß müßige Spekulationen, aber …«
    »Die Cairhiener könnten Rand al’Thor als Kaiser betrachten«, sagte Dyelin. »Nicht als fremden König. Das ist etwas ganz anderes.«
    »Nun, wir brauchen keine Heere auszusenden, um den Sonnenthron zu übernehmen«, sagte Elayne nachdenklich.
    »Ich… bin mir da nicht so sicher, Euer Majestät«, sagte Norry. » Die Gerüchte sind ziemlich hartnäckig. Anscheinend haben gewisse Elemente sofort nach der Ankündigung des Lord Drachen, dass der Thron Euch übergeben werden soll, mit sehr subtilen Bemühungen angefangen, um zu verhindern, dass das jemals geschieht. Aufgrund dieser Gerüchte sorgen sich viele Leute, dass Ihr dem cairhienischen Adel seine Titel aberkennt und an Andoraner weiterreicht. Andere behaupten, dass Ihr jeden Cairhiener zu einem Bürger zweiter Klasse zurückstufen werdet.«
    »Unsinn«, sagte Elayne. »Das ist doch völlig idiotisch!«
    »Offensichtlich.« Norry nickte. »Aber es gibt viele Gerüchte. Sie neigen dazu, wie Schlingpflanzen zu wuchern. Diese Ansicht ist weit verbreitet.«
    Elayne knirschte mit den Zähnen. Die Welt verwandelte sich schnell in einen Ort für jene mit starken Bündnissen, geknüpft mit Banden aus Blut und Papier. Sie hatte eine bessere Chance als jede andere Königin seit Generationen, Cairhien und Andor zu vereinen. »Wissen wir, wer diese Gerüchte in Umlauf gebracht hat?«
    »Das ist sehr schwierig genau festzustellen, meine Lady«, sagte Norry.
    »Wer hat den größten Nutzen?«, wollte Elayne wissen. »Dort sollten wir zuerst nach der Quelle suchen.« Norry sah Dyelin an.
    »Alle möglichen Leute könnten daraus Nutzen ziehen«, sagte Dyelin und rührte ihren Tee um. »Ich würde sagen, dass diejenigen am meisten profitieren, die die größten Aussichten auf den Thron haben.«
    »Die, die sich Rand widersetzt haben«, mutmaßte Elayne.
    »Vielleicht.« Dyelin zuckte mit den Schultern. »Vielleicht auch nicht. Der Drache hat den stärksten rebellischen Elementen große Aufmerksamkeit geschenkt, und viele von ihnen wurden entweder gebrochen oder bekehrt. Also sollten wir vermutlich seine Verbündeten in Betracht ziehen, denen er am meisten vertraut oder die ihm von ganzem Herzen die Treue schworen. Schließlich reden wir hier von Cairhien.«
    Daes Dae’mar. Ja, es war gut vorstellbar, dass Rands Verbündete gegen ihre Thronbesteigung waren. Sollte sich Elayne als unfähig erweisen, dann würden die, die Rand bevorzugt hatte, auch für den Thron bevorzugt werden. Allerdings würden dieselben Leute ihre Chancen unterminiert haben, weil sie ihre Treue für einen ausländischen Anführer bekundet hatten.
    »Man sollte annehmen«, sagte Elayne nachdenklich, »dass die im Mittelfeld die besten Aussichten auf den Thron haben. Jeder, der sich nicht gegen Rand stellte und so

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