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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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waren. Danach untersuchte und tastete sie Elayne ab und führte sämtliche Untersuchungen ihrer geheimnisvollen Liste ärgerlicher und peinlicher Dinge durch, die man mit einer Frau machen konnte.
    Schließlich stemmte sie die Hände in die Hüften und musterte Elayne, die ihr Nachthemd schloss. »Ich glaube, Ihr habt Euch in letzter Zeit zu sehr verausgabt. Ich will, dass Ihr Euch auf jeden Fall genug ausruht. Die Kusine meiner Tochter Tess hat vor nicht einmal zwei Jahren ein Kind zur Welt gebracht, das bei der Geburt kaum atmen konnte. Dank dem Licht hat das Kind überlebt, aber sie musste ja bis zum Tag der Geburt bis spät in die Nacht auf dem Feld arbeiten und nicht vernünftig essen. Stellt Euch das nur vor! Achtet auf Euch, meine Königin. Eure Kinder werden es Euch danken.«
    Elayne nickte und entspannte sich. »Wartet!«, sagte sie dann und richtete sich wieder auf. »Kinder?«
    »Ja«, erwiderte Melfane und ging zur Tür. »In Eurem Schoß gibt es zwei Herzschläge, so wie ich zwei Arme habe. Ich kann nicht verstehen, woher Ihr das wusstet.«
    »Ihr habt die Herzschläge gehört!«, rief Elayne aufgeregt.
    »Ja, sie sind da, so sicher wie die Sonne.« Melfane schüttelte den Kopf und ging, schickte Naris und Sephanie herein, damit sie sie ankleiden und ihr Haar machen konnten.
    Elayne ließ alles in einem Zustand des Staunens über sich ergehen. Melfane glaubte ihr! Sie konnte nicht aufhören zu lächeln.
    Eine Stunde später machte sie es sich in ihrem kleinen Wohnzimmer gemütlich, in dem alle Fenster weit geöffnet waren, um das Sonnenlicht hereinzulassen, und trank warme Ziegenmilch. Meister Norry trat auf seinen langen dürren Beinen ein; hinter seinen Ohren standen Haarbüschel ab, sein Gesicht war lang und spitz wie immer, unter dem Arm klemmte die Ledermappe. Begleitet wurde er von Dyelin, die normalerweise nicht zu den Morgenkonferenzen erschien. Elayne sah die Frau stirnrunzelnd an.
    »Ich habe die Informationen, um die Ihr gebeten habt, Elayne«, sagte Dyelin und schenkte sich eine Tasse des morgendlichen Tees ein. Heute war es Wolkenbeere. »Wie ich höre, hat Melfane Herzschläge gehört?«
    »Das hat sie in der Tat.«
    »Meinen Glückwunsch, Euer Majestät«, sagte Meister Norry. Er schlug seine Mappe auf und fing an, auf dem hohen schmalen Tisch neben ihrem Stuhl Papiere zu arrangieren. In Elaynes Gegenwart setzte er sich nur selten. Dyelin wählte einen der anderen bequemen Stühle neben dem Kamin.
    Um welche Informationen hatte sie denn noch einmal gebeten? Elayne konnte sich nicht mehr erinnern. Die Frage beschäftigte sie die ganze Zeit, während Norry seinen täglichen Bericht über die verschiedenen in der Nähe befindlichen Heere vortrug. Es gab eine Liste mit Streitigkeiten zwischen Söldnergruppen.
    Außerdem sprach er von Problemen der Lebensmittelversorgung. Obwohl die Kusinen Wegetore in Rands Länder im Süden erschufen, damit man Vorräte herbeischaffte - und trotz der unerwarteten Vorräte, die man in der Stadt entdeckt hatte -, wurden in Caemlyn die Lebensmittel knapp.
    »Und was unsere, äh, Gäste angeht«, sagte Norry. »Boten haben die erwarteten Antworten gebracht.«
    Keines der drei Häuser, deren Adlige in Gefangenschaft saßen, konnte sich das Lösegeld leisten. Einst hatten die Güter von Arawn, Sarand und Marne zu den größten und produktivsten in ganz Andor gehört - und jetzt waren sie bettelarm, ihre Geldtruhen leer und ihre Felder verdorrt. Und Elayne hatte zwei von ihnen ihrer Führung beraubt. Beim Licht, was für ein Schlamassel!
    Norry fuhr fort. Sie hatte einen Brief von Talmanes bekommen, der sich einverstanden erklärte, mehrere Kompanien der Bande der Roten Hand nach Cairhien zu verlegen. Also befahl sie Norry, ihm einen Erlass mit ihrem Siegel zu schicken, der die Soldaten autorisierte, bei der »Wiederherstellung der Ordnung« zu helfen. Das war natürlich völliger Unsinn. Es musste keine Ordnung wiederhergestellt werden. Aber wollte sich Elayne jemals um den Sonnenthron bemühen, musste sie langsam ein paar Schritte in diese Richtung unternehmen.
    »Darüber wollte ich sprechen, Elayne«, sagte Dyelin, als Norry seine Papiere zusammensuchte und jedes Blatt mit ausgesuchter Sorgfalt an Ort und Stelle legte. Das Licht stehe ihnen bei, sollte auch nur eine dieser kostbaren Seiten einen Riss oder gar einen Fleck davontragen.
    »Die Situation in Cairhien ist… kompliziert«, sagte Dyelin.
    »Wann ist sie das nicht?«, fragte Elayne seufzend. »Ihr habt

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