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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Panik. Sie war die Königin, oder sie wäre die Königin gewesen, oder … Beim Licht! Sie hatte sich den Thron genommen, und sie war immerhin die Tochter-Erbin. Und jetzt kam ihre eigene Mutter von den verdammten Toten zurück?
    »Bitte, setz dich doch«, hörte sich Elayne sagen und gestikulierte auf den Stuhl neben Dyelin. Es tat ihr gut zu sehen, dass Dyelin mit dem Schock kein bisschen besser klarkam als sie selbst. Sie setzte sich mit hervorquellenden Augen und hielt ihre Teetasse so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    »Danke, Euer Majestät«, sagte Morgase und setzte sich in Bewegung. Galad schloss sich ihr an und legte Elayne tröstend die Hand auf die Schulter. Dann holte er sich einen Stuhl von der anderen Zimmerseite.
    Morgases Tonfall war reservierter, als Elayne in Erinnerung hatte. Und warum sprach sie sie immer noch mit ihrem Titel an? Die Königin war im Geheimen gekommen, mit hochgeschlagener Kapuze. Elayne betrachtete ihre Mutter und setzte im Kopf die Stücke zusammen, während sie sich wieder setzte. »Du hast auf den Thron verzichtet, richtig?«
    Morgase nickte würdevoll.
    »Oh, dem Licht sei Dank!« Dyelin stieß einen lauten Seufzer aus, die Hand auf die Brust gelegt. »Versteht das bitte nicht falsch, Morgase. Aber einen Augenblick lang hatte ich diese Vision von einem Krieg zwischen Trakand und Trakand!«
    »Dazu wäre es nicht gekommen«, sagte Elayne beinahe gleichzeitig zusammen mit ihrer Mutter, die etwas Ähnliches sagte. Ihre Blicke trafen sich, und Elayne gestattete sich ein Lächeln. »Wir hätten eine vernünftige … Einigung gefunden. Das ist in Ordnung so, obwohl ich wirklich gern wissen möchte, was passiert ist.«
    »Die Kinder des Lichts hielten mich gefangen, Elayne«, sagte Morgase. »Der alte Pedron Niall war größtenteils ein Ehrenmann, was man von seinem Nachfolger nicht behaupten kann. Ich wollte mich nicht gegen Andor benutzen lassen.«
    »Verfluchte Weißmäntel«, murmelte Elayne. Beim Licht, hatte in diesem Brief also tatsächlich die Wahrheit gestanden, als sie behaupteten, Morgase in ihrer Gewalt zu haben?
    Galad sah sie stirnrunzelnd an. Er stellte den Stuhl ab, den er sich geholt hatte, dann öffnete er den Umhang und enthüllte die strahlend weiße Uniform mit der Sonne auf der Brust darunter.
    »Ach ja, richtig«, sagte Elayne verlegen. »Das hatte ich beinahe vergessen. Absichtlich.«
    »Die Kinder hatten Antworten, Elayne«, sagte er und setzte sich. Beim Licht, er konnte einen wirklich aufbringen. Es tat gut, ihn zu sehen, aber er konnte einen aufbringen!
    »Ich will nicht darüber sprechen«, erwiderte Elayne. »Wie viele Weißmäntel hast du mitgebracht?«
    »Die ganze Streitmacht der Kinder hat mich nach Andor begleitet«, sagte Galad. »Ich bin der Kommandierende Lordhauptmann.«
    Elayne blinzelte, dann sah sie Morgase an. Ihre Mutter nickte. »Nun«, sagte Elayne, »wie ich sehe, haben wir uns viel zu erzählen.«
    Galad verstand das als Bitte - er konnte sehr direkt sein - und fing an zu erklären, wie er an diese Stellung gekommen war. Dabei ging er ziemlich in die Einzelheiten, und gelegentlich warf Elayne ihrer Mutter einen Blick zu. Morgases Miene war unleserlich.
    Sobald Galad zum Ende gekommen war, erkundigte er sich nach dem Thronfolgekrieg. Eine Unterhaltung mit ihm war oft so: ein eher formeller als vertraulicher Austausch. Einst hatte das Elayne wahnsinnig gemacht, aber dieses Mal musste sie wider besseres Wissen zugeben, dass sie ihn tatsächlich vermisst hatte. Also hörte sie freundlich zu.
    Schließlich endete ihr Gespräch. Sie würde noch mehr von ihm erfahren müssen, aber im Augenblick konnte sie es kaum erwarten, allein mit ihrer Mutter zu sprechen. »Galad«, sagte sie, »ich würde mich doch gern länger unterhalten. Wie wäre es mit einem frühen Abendessen heute? Bis dahin könntest du dich in deinen alten Gemächern erfrischen.«
    Er nickte und stand auf. »Das wäre gut.«
    »Dyelin, Meister Norry«, sagte Elayne. »Das Überleben meiner Mutter wirft einige… delikate Staatsprobleme auf. Wir müssen ihre Abtretungserklärung offiziell verkünden, und das schnell. Meister Norry, ich überlasse Euch die formellen Dokumente. Dyelin, bitte informiert meine engsten Verbündeten über diese Neuigkeit, damit sie nicht überrascht werden.«
    Dyelin nickte. Sie warf Morgase einen Blick zu - Dyelin gehörte nicht zu denjenigen, die die ehemalige Königin während Rahvins Einfluss öffentlich gedemütigt hatte, aber sie

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