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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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großer, stiller Mann mit einem runden Gesicht. Seine ganze Familie - seine Geschwister, seine Eltern und sein Großvater Buel - waren ins Dorf umgezogen, statt ihn allein ziehen zu lassen.
    »Nun, sie sind die Besten«, sagte Nalaam, »und meine Mutter ist da keine Ausnahme. Aber wir Männer wissen auch ein oder zwei Dinge. Und weil meine Mutter die Tuatha’an infiltrieren musste, musste sich mein Vater um das Geschäft kümmern.«
    »Also jetzt wird es aber lächerlich!« Canler runzelte die Stirn. »Warum sollte man sich bei einer Horde Kesselflicker einschleichen?«
    »Um ihre Geheimrezepte zu erfahren. Es heißt, dass ein Kesselflicker einen so großartigen Eintopf kochen kann, dass man Haus und Herd verlässt, um sich ihnen anzuschließen. Es stimmt, ich habe ihn selbst probiert, und man musste mich danach drei Tage lang in einem Schuppen fesseln, bevor die Wirkung nachließ.«
    Canler schnaubte. Aber einen Augenblick später fragte er: »Und … hat sie das Rezept erfahren?«
    Nalaam setzte zur nächsten Geschichte an, und Canler und Jonneth hörten aufmerksam zu. Emarin sah ihnen amüsiert zu - er war der andere Soldat ohne Anstecknadeln in der Gruppe. Der bereits ältere Mann hatte dünnes Haar und Falten um die Augen. Sein weißer Bart war zu einer Spitze zugeschnitten.
    Der distinguierte Mann war in vielerlei Hinsicht rätselhaft; Logain hatte ihn eines Tages mitgebracht und nichts über seine Vergangenheit verraten. Er benahm sich ausgesprochen selbstsicher und drückte sich gewählt aus. Er war ein Adliger, da gab es keinen Zweifel. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen Adligen in der Schwarzen Burg versuchte er nicht, auf seine angemaßte Autorität zu pochen. Viele Adlige brauchten Wochen, bis sie begriffen hatten, dass die Aufnahme in die Schwarze Burg jede gesellschaftliche Position bedeutungslos machte, die man in der Außenwelt innehatte. Das machte sie mürrisch und barsch, aber Emarin hatte sich sofort an das Leben in der Burg gewöhnt.
    Es brauchte schon einen Adligen mit wahrer Würde, um die Befehle eines Kommandanten klaglos auszuführen, der nur halb so alt wie man selbst war. Emarin trank einen Schluck Wasser, das der Junge gebracht hatte, bedankte sich bei ihm und begab sich dann zu Androl. Er wies mit dem Kopf auf Nalaam, der die anderen noch immer unterhielt. »Er hat das Herz eines Gauklers.«
    Androl grunzte. »Vielleicht kann er sich damit ja etwas hinzuverdienen. Er schuldet mir immer noch ein Paar neue Socken.«
    »Und Ihr habt die Seele eines Sekretärs, mein Freund!« Emarin lachte. »Ihr vergesst niemals etwas, oder?« Androl zuckte mit den Schultern.
    »Woher wusstet Ihr, was ein Retashen Dazer ist? Ich halte mich in diesen Dingen für recht bewandert, aber ich hatte noch nie davon gehört.«
    »Ich habe einmal einen getrunken«, erwiderte Androl. »Es war eine Wette.«
    »Ja, aber wo?«
    »In Retash, natürlich.«
    »Aber das ist Meilen von der Küste entfernt, auf einer Inselgruppe, die nicht einmal das Meervolk oft besucht!«
    Androl zuckte erneut mit den Schultern. Er warf einen Blick auf Taims Kumpane. Ein Dorfjunge hatte ihnen von Taim beauftragt einen Fresskorb gebracht, obwohl der M’Hael behauptete, keine Favoriten zu haben. Hätte Androl gefragt, hätte er herausgefunden, dass ein Junge auch den anderen etwas zu essen hätte bringen sollen. Aber dieser Junge hätte das dann vergessen oder einen anderen harmlosen Fehler gemacht. Taim hätte jemanden auspeitschen lassen, und nichts hätte sich geändert.
    »Diese Spaltung ist beunruhigend, mein Freund«, sagte Emarin leise. »Wie sollen wir für den Lord Drachen kämpfen, wenn wir nicht einmal untereinander Frieden halten können?«
    Androl schüttelte den Kopf.
    Emarin fuhr fort. »Angeblich hat schon seit Wochen kein von Logain geförderter Mann die Drachennadel erhalten. Es gibt viele wie Nalaam hier, die schon vor langer Zeit die Schwertnadel hätten bekommen müssen, was der M’Hael aber wiederholt abgelehnt hat. Ein Haus, dessen Angehörige sich um die Autorität streiten, wird niemals eine Bedrohung für andere Häuser sein.«
    »Weise Worte«, erwiderte Androl. »Aber was sollen wir tun? Was können wir tun? Taim ist der M’Hael, und Logain ist noch nicht wieder zurückgekehrt.«
    »Vielleicht könnten wir ja jemanden zu ihm schicken«, schlug Emarin vor. »Oder vielleicht könntet Ihr die anderen beschwichtigen. Ich fürchte, dass einige von ihnen kurz davor stehen durchzudrehen, und sollte es zu einem

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