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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und diese Gegend überflutet.«
    Als sie gehorchten, verließ Androl sie und ging weiter durch das Dorf. Nahe dem Zentrum standen die Unterkünfte, fünf große Gebäude aus dickem Stein für die Soldaten, ein Dutzend kleinerer Gebäude für die Geweihten. Im Augenblick war dieses kleine Dorf die Schwarze Burg. Das würde sich noch ändern. In der Nähe baute man an einem richtigen Turm, dessen Fundament bereits gegraben war.
    Er konnte sich genau vorstellen, wie dieser Ort eines Tages aussehen würde. Er hatte einmal bei einem Meisterarchitekten gearbeitet - eine der Dutzend verschiedenen Lehren, die er in einem Leben absolviert hatte, das manchmal viel zu lang erschien. Ja, er konnte es vor seinem inneren Auge sehen. Einen alles dominierenden schwarzen Steinturm, errichtet mit der Macht. Stark, robust. Und unten an seinem Fundament würde es kantige rechteckige Bauten mit Zinnen geben.
    Dieses Dorf würde zu einer Kleinstadt wachsen, dann zu einer Stadt so groß wie Tar Valon. Man hatte die Straßen groß genug angelegt, damit mehrere Wagen einander passieren konnten. Neue Viertel wurden ausgemessen und angelegt. Alles verriet Vision und Planung. Die Straßen selbst flüsterten vom Schicksal der Schwarzen Burg.
    Androl folgte einem niedergetretenen Pfad durch kurzes Gras. In der Ferne hallten laute Geräusche über die Ebenen, als würde man riesige Peitschen schlagen. Jeder Mann kam aus seinen ureigenen Gründen her. Rache, Neugier, Verzweiflung, Machtgier. Aus welchem Grund war er hier? Vielleicht alle vier?
    Er verließ das Dorf, umrundete schließlich ein paar Baumgruppen und kam zum Schießstand - einer kleinen Schlucht zwischen zwei Hügeln. Dort lenkten Männer Feuer und Erde. Die Hügel mussten abgetragen werden, damit man Land für Ackerbau gewann. Eine Gelegenheit zur Ausbildung.
    Bei diesen Männern handelte sich hauptsächlich um Geweihte. Gewebe wirbelten durch die Luft; sie waren weitaus geschickter und mächtiger als die der Jungen von den Zwei Flüssen. Sie waren schneidig, wie zischende Schlangen oder fliegende Pfeile. Felsen explodierten, Erdwolken schossen in die Luft. Die Sprengungen geschahen in einem unvorhersehbaren Muster, um den Feind zu verwirren. Androl konnte sich mühelos vorstellen, wie eine Gruppe Kavalleristen diesen Hügel hinunterpreschte, nur um von explodierendem Erdreich überrascht zu werden. Ein einzelner Geweihter vermochte in wenigen Augenblicken Dutzende Reiter auszulöschen.
    Androl bemerkte unzufrieden, dass die dort arbeitenden Männer in zwei Gruppen standen. In der Burg fand eine langsame Spaltung statt, jene, die loyal zu Logain standen, wurden gemieden und geächtet. Auf der rechten Seite arbeiteten Canler, Emarin und Nalaam konzentriert und entschlossen, verstärkt von Jonneth Dowtry - dem fähigsten Soldaten von den Zwei Flüssen. Links stand eine Gruppe von Taims Kumpanen und lachte hämisch. Ihre Gewebe waren viel wilder, aber auch zerstörerischer. Weiter hinten lungerte Coteren herum, lehnte an einem Baum und überwachte alles.
    Die Männer legten eine Pause ein und riefen einen Dorfjungen herbei, der ihnen Wasser bringen sollte. Arien Nalaam sah Androl als Erster und winkte ihn mit einem breiten Lächeln herbei. Der Domani trug einen schmalen Schnurrbart. Er war gerade mal dreißig Jahre alt, obwohl er sich manchmal viel jünger benahm. Androl ärgerte sich noch immer über das eine Mal, als Nalaam ihm Baumharz in die Stiefel gekippt hatte.
    »Androl!«, rief Nalaam. »Kommt her und erzählt diesen unerfahrenen Burschen, was ein Retashen Dazer ist!«
    »Ein Retashen Dazer?«, fragte Androl. »Das ist ein Getränk. Eine Mischung aus Met und Schafsmilch. Übles Zeug.«
    Nalaam sah die anderen stolz an. Er trug keine Anstecknadeln an seinem Mantel. Er war nur Soldat, obwohl er mittlerweile längst weiter hätte sein müssen.
    »Prahlt Ihr wieder über Eure Reisen, Nalaam?«, fragte Androl und schnürte den Armschutz ab.
    »Wir Domani kommen eben herum«, erwiderte Nalaam. »Ihr wisst schon, die Art von Arbeit, die mein Vater macht, die Spionage für die Krone …«
    »Letzte Woche habt Ihr behauptet, Euer Vater sei Kaufmann«, sagte Canler. Der stämmige Mann war der älteste der Gruppe; sein Haar wurde bereits grau, das kantige Gesicht war von vielen Jahren in der Sonne ganz faltig.
    »Das ist er auch«, erwiderte Nalaam. »Das ist ja seine Tarnung als Spion!«
    »Sind in Arad Doman nicht Frauen die Kaufleute?«, fragte Jonneth und rieb sich das Kinn. Er war ein

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