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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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als einen von ihnen.«
    »Warum nicht?«
    Mat schwieg eine Weile. Warum nicht? Schließlich musterte er seine Füße und zog den Stiefel wieder an. »Es sind die Stiefel.«
    »Die Stiefel?« Setalle sah verwirrt aus. »Die Stiefel«, sagte Mat mit einem Nicken und schnürte ihn zu. »Es geht nur um die Stiefel.« »Aber…«
    »Wisst Ihr, die meisten Männer brauchen sich keine Gedanken darüber zu machen, welche Stiefel sie anziehen«, sagte Mat und zog die Schnürriemen fest. »Sie sind arm. Solltet Ihr also einen von ihnen fragen: ›Welche Stiefel ziehst du heute an, Mop‹, fällt ihm die Antwort leicht. ›Nun, Mat. Ich habe nur das eine Paar, also werde ich wohl das tragen.‹« Er zögerte. »Ich meine, das würden sie natürlich nicht zu Euch sagen, Setalle, da Ihr nicht ich seid und so weiter. Sie würden Euch nicht Mat nennen, wenn Ihr versteht.«
    »Ich verstehe.« Sie klang amüsiert.
    »Aber egal, für Leute mit einem besseren Einkommen ist die Frage, welche Stiefel sie tragen wollen, schon etwas komplizierter. Ihr müsst wissen, durchschnittliche Männer, Männer wie ich …« Er musterte sie. »Und ich bin ein ganz durchschnittlicher Mann, das dürft Ihr nicht vergessen.« »Natürlich seid Ihr das.«
    »In der Tat, verdammt noch mal«, sagte Mat, machte den letzten Knoten und richtete sich auf. »Ein durchschnittlicher Mann besitzt vielleicht drei Paar Stiefel. Das drittbeste Paar Stiefel, das sind die Stiefel, die man trägt, wenn man unerfreuliche Arbeit zu erledigen hat. Sie drücken vielleicht nach ein paar Schritten, vielleicht haben sie auch ein paar Löcher, aber sie sind gut genug, dass man einen vernünftigen Halt hat. Es ist einem egal, wenn man sie auf dem Feld oder in der Scheune schmutzig macht.«
    »Ich verstehe«, sagte Setalle.
    »Dann ist da das zweitbeste Paar Stiefel«, sagte Mat. »Das sind die Stiefel für den Alltag. Die trägt man, wenn man vom Nachbarn zum Essen eingeladen wurde. Oder in meinem Fall trägt man sie, wenn man in die Schlacht zieht. Es sind hübsche Stiefel, sie bieten einem guten Halt, und es stört einen nicht, wenn man darin gesehen wird.«
    » Und Eure besten Stiefel?«, fragte Setalle. » Die tragt Ihr zu gesellschaftlichen Anlässen, wie einem Ball oder einem Festmahl mit den örtlichen Würdenträgern?«
    »Ein Ball? Würdenträger’? Verdammte Asche, Frau. Ich dachte, Ihr wärt Wirtin.«
    Setalle errötete leicht.
    »Wir gehen auf keine Bälle«, sagte Mat. »Aber müssten wir es, würden wir wohl unser zweitbestes Paar Stiefel auftragen. Wenn sie gut genug sind, um die alte Frau Hembrew nebenan zu besuchen, dann sind sie verdammt noch mal auch gut genug, um jeder Frau auf die Zehen zu treten, die dumm genug ist, um mit uns tanzen zu wollen.«
    »Und wozu sind dann die besten Stiefel gut?«
    »Zum Laufen«, sagte Mat. »Jeder Bauer kennt den Wert guter Stiefel, wenn man ein ordentliches Stück zu gehen hat.«
    Setalle schaute nachdenklich drein. »Also gut. Und was hat das damit zu tun, ein Adliger zu sein?«
    »Alles«, sagte Mat. »Versteht Ihr denn nicht? Ein durchschnittlicher Bursche weiß ganz genau, wie er mit seinen Stiefeln umgehen muss. Mit drei Paar Stiefeln kommt jeder Mann zurecht. Das Leben ist einfach, wenn man drei Paar Stiefel hat. Aber Adlige … Talmanes behauptet, er besäße zuhause vierzig verschiedene Paar Stiefel. Vierzig Paar, könnt Ihr Euch das vorstellen?«
    Sie lächelte amüsiert.
    »Vierzig Paar«, wiederholte Mat und schüttelte den Kopf. »Vierzig verdammte Paar. Und es sind auch nicht alles die gleichen Stiefel. Da gibt es ein Paar für jedes Gewand, und ein Dutzend Paar in verschiedenen Stilen, die zur Hälfte der Gewänder passen. Man hat Stiefel für Könige, Stiefel für Hohe Herren und Stiefel für normale Leute. Man hat Stiefel für den Winter und Stiefel für den Sommer, Stiefel für regnerische Tage und Stiefel für trockene Tage. Man hat verdammte Schuhe, die man bloß trägt, wenn man ins Badezimmer will. Lopin hat sich immer darüber beklagt, dass ich kein Paar hatte, um nachts auf den Abort zu gehen!«
    »Ich verstehe … Ihr benützt also Stiefel als Metapher für die Bürde der Verantwortung und Entscheidungen, die der Aristokratie auferlegt werden, wenn sie die Führung bei komplizierten politischen und sozialen Fragen übernehmen.«
    »Metapher für…« Mat runzelte die Stirn. »Verdammte Asche, Frau. Das ist keine Metapher für gar nichts! Es sind nur Stiefel.«
    Setalle schüttelte den Kopf. »Ihr seid

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