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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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genossen.
    Mat kam wieder zu seinem Tisch, der vor seinem dunklen Zelt stand. Er setzte sich und betrachtete die Papiere, die er dort aufgestapelt hatte. Im Zelt war es zu stickig gewesen. Außerdem hatte er Olver nicht wecken wollen.
    Mats Zelt wand sich im Wind. Es sah schon seltsam aus, wie der prächtige Eichentisch mitten im Hühnerkraut stand, Mats Stuhl daneben, eine Kanne mit warmem Apfelwein auf dem Boden. Die Papiere waren mit Steinen beschwert, die er vom Boden aufgehoben hatte, und wurden von der flackernden Lampe beleuchtet.
    Er hätte keine Papierstapel haben dürfen. Er hätte an einem der Feuer sitzen sollen und »Tanz mit dem Schattenjak« singen sollen. Er konnte die Worte des Liedes leise von einem Feuer in der Nähe hören.
    Papiere. Nun, er hatte sich mit Elayne als Dienstherrin einverstanden erklärt, und solche Dinge brachten eben Papiere mit sich. Papiere über die Aufstellung der Drachenmannschaften. Papiere über Vorräte, Disziplinberichte und allen möglichen Unsinn. Und ein paar Papiere, die er ihrer Königlichen Majestät hatte abschwatzen können, Spionageberichte, die er sich hatte ansehen wollen. Berichte über die Seanchaner.
    Viele der Neuigkeiten waren ihm nicht neu; dank Verins Wegetor war Mat viel schneller nach Caemlyn gereist als die meisten Gerüchte. Aber Elayne hatte ihre eigenen Wegetore, und ein paar Neuigkeiten aus Tear und Illian war noch frisch. Man sprach von der neuen seanchanischen Kaiserin. Also hatte sich Tuon tatsächlich selbst gekrönt oder was auch immer die Seanchaner machten, wenn sie einen neuen Anführer ernannten.
    Das ließ ihn lächeln. Beim Licht, sie hatten keine Ahnung, was sie erwartete! Sie glaubten es vielleicht zu wissen. Aber sie würde alle überraschen, so sicher wie der Himmel blau war. Oder … nun, in letzter Zeit war er eben grau gewesen.
    Außerdem war die Rede von einer Allianz des Meervolks mit den Seanchanern. Mat verwarf das. Die Seanchaner hatten genug Schiffe vom Meervolk erobert, damit dieser Eindruck entstehen konnte, aber das war nicht die Wahrheit. Es gab noch ein paar Seiten mit Neuigkeiten über Rand, aber die meisten waren ungenau oder nicht vertrauenswürdig.
    Verdammte Farben. Rand saß mit ein paar Leuten in einem Zelt und unterhielt sich mit ihnen. Vielleicht war er ja tatsächlich in Arad Doman, aber er konnte nicht dort sein und in den Grenzlanden kämpfen, oder doch? Ein Gerücht besagt, dass Rand Königin Tylin getötet hatte. Welcher verdammte Idiot kam nur auf so etwas?
    Er drehte die Berichte über Rand schnell um. Er hasste es, diese verfluchten Farben immer wieder verdrängen zu müssen. Wenigstens trug Rand dieses Mal Kleidung.
    Die letzte Seite war merkwürdig. Wölfe, die in gewaltigen Rudeln liefen, sich auf Lichtungen versammelten und im Chor heulten? Ein rot leuchtender Himmel am Abend? Vieh, das sich auf den Feldern nach Norden hin aufstellte und stumm zusah? Die Fußabdrücke von Schattengezüchtheeren in der Mitte von Feldern? Diese Dinge rochen nach bloßem Hörensagen, von einer Bauersfrau zur nächsten weitergereicht, bis sie schließlich die Ohren von Elaynes Spionen erreichten.
    Mat betrachtete das Blatt, dann wurde er sich bewusst, dass er ohne nachzudenken Verins Umschlag aus der Tasche gezogen hatte. Der noch immer versiegelte Brief sah dreckig und abgenutzt aus, aber er hatte ihn nicht geöffnet. Es kam ihm wie das Schwerste vor, das er je getan hatte, dieser Versuchung zu widerstehen.
    »Also das ist ein wirklich seltsamer Anblick«, sagte eine Frauenstimme. Mat schaute auf und sah Setalle auf sich zuspazieren. Sie trug ein braunes Kleid, das über ihrem üppigen Busen verschnürt war. Nicht, dass Mat dort hingesehen hätte.
    »Euch gefällt mein Arbeitszimmer?«, fragte Mat. Er legte den Brief zur Seite, dann stapelte er den letzten Agentenbericht auf einen Stapel, der direkt neben einer Reihe von Skizzen lag, die er für eine neue Armbrust angefertigt hatte und auf denen basierte, die Talmanes mitgebracht hatte. Die Papiere drohten wegzufliegen. Da er keinen Stein für diesen Stapel hatte, zog er einen Stiefel aus und stellte ihn darauf.
    »Euer Arbeitszimmer?«, fragte Setalle und klang amüsiert.
    »Sicher«, sagte Mat und kratzte sich unter dem Socken. »Ihr müsst einen Termin mit meinem Sekretär machen, wenn Ihr hereinkommen wollt.«
    »Warum Sekretär?«
    »Der Stumpf da drüben«, sagte Mat. »Nicht der kleine, der große mit dem Moos obendrauf.« Sie hob eine Braue.
    »Er ist richtig

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