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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nicht, dass die Hälfte meines Blutes cairhienisch ist. Diese Allianz wird unseren beiden Nationen zu Größe verhelfen. Ich verlange nicht Euer Vertrauen, aber ich verlange Euren Gehorsam.« Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: »Vergesst nicht, das ist der Wille des Wiedergeborenen Drachen.«
    Sie sah, dass sie verstanden. Rand hatte diese Stadt erobert, wenn auch nur, um sie von den Shaido zu befreien. Sie waren klug beraten, ihn nicht dazu zu reizen, zurückzukommen und sie erneut zu erobern. Eine Königin benutzte die Werkzeuge, die sie zur Hand hatte. Andor hatte sie allein erobert; bei Cairhien würde sie sich von Rand helfen lassen.
    Sie setzte sich. Eine so einfache Sache, aber die Implikationen würden in der Tat weitreichende Folgen haben. »Sammelt Eure Streitkräfte und Hauswachen«, befahl sie den versammelten Adligen. »Ihr werdet zusammen mit den Streitkräften von Andor durch Wegetore an einen Ort namens Feld von Merrilor marschieren. Wir treffen dort den Wiedergeborenen Drachen.«
    Die Adligen erschienen überrascht. Sie kam herein, übernahm den Thron, dann befahl sie noch am selben Tag ihre Heere aus der Stadt? Sie lächelte. Besser, schnell und entschieden zu handeln; das würde einen Präzedenzfall schaffen, ihr zu gehorchen. Und es würde sie auf die Letzte Schlacht vorbereiten.
    »Außerdem will ich«, verkündete sie, als sie zu flüstern anfingen, »dass ihr jeden Mann in diesem Reich, der ein Schwert halten kann, einberuft und in der Armee der Königin aufnehmt. Wir werden nicht viel Zeit für eine Ausbildung haben, aber in der Letzten Schlacht wird jeder Mann gebraucht - und jede Frau, die kämpfen will, soll sich ebenfalls melden. Benachrichtigt auch die Glockengießer Eurer Stadt. Ich will sie innerhalb der nächsten Stunde sehen.«
    »Aber das Krönungsfest, Euer Majestät…«, sagte Bertome.
    »Wir werden feiern, wenn die Letzte Schlacht gewonnen ist und Caierhiens Kinder in Sicherheit sind«, sagte Elayne. Sie musste sie falls möglich von ihren Intrigen ablenken und sie beschäftigt halten. »Bewegt Euch! Tut so, als stünde die Letzte Schlacht vor Eurer Schwelle und würde morgen eintreffen!«
    Denn das konnte durchaus sein.
     
    Mat lehnte sich gegen einen abgestorbenen Baum und musterte sein Lager. Lächelnd atmete er ein und aus und genoss das wunderbare Gefühl zu wissen, dass er nicht länger verfolgt wurde. Er hatte ganz vergessen, wie gut sich das anfühlte. Dieses Gefühl war besser, als auf jedem Knie eine hübsche Schankmagd sitzen zu haben. Nun, auf jeden Fall besser als eine Schankmagd.
    Ein Militärlager am Abend war einer der bequemsten Orte auf der ganzen Welt, selbst wenn das halbe Lager leer war, weil die Männer nach Cairhien aufgebrochen waren. Die Sonne war untergegangen, und einige der Zurückgebliebenen hatten sich schlafen gelegt. Aber für diejenigen, die am nächsten Tag für die Nachmittagsschicht eingeteilt waren, gab es noch keinen Grund, jetzt schon zu schlafen.
    Ein Dutzend Lagerfeuer brannten; Männer saßen dort und erzählten sich Geschichten von ihren Taten, von zurückgelassenen Frauen oder Gerüchten aus der Ferne. Flammenzungen flackerten, während Männer lachten, auf Scheiten oder Steinen saßen, gelegentlich mit Zweigen im Feuer herumstocherten und winzige Funken in die Luft schickten, während ihre Freunde »Kommt ihr Maiden« oder »Gefallene Witwen zur Mittagsstund« sagen.
    Die Männer der Bande kamen aus einem Dutzend verschiedener Nationen, aber dieses Lager war ihre wahre Heimat. Mat schlenderte umher, den Hut auf dem Kopf, den Ashandarei auf der Schulter. Er hatte ein neues Tuch für seinen Hals. Die Leute wussten von_ seiner Narbe, aber es bestand kein Grund, damit zu protzen wie einer von Lucas verdammten Wagen.
    Dieses Mal hatte er ein rotes Halstuch gewählt. In Erinnerung an Tylin und den anderen, die dem Gholam zum Opfer gefallen waren. Einen kurzen Augenblick lang war er versucht gewesen, ein rosafarbenes zu nehmen. Einen sehr kurzen Augenblick.
    Mat lächelte. Auch wenn von mehreren Lagerfeuern Lieder kamen, war doch keins davon laut, und es herrschte eine gesunde Stille im Lager. Kein Schweigen. Schweigen war nie gut. Er hasste Schweigen. Ließ ihn sich fragen, wer sich so sehr bemühte, sich von hinten an ihn anzuschleichen. Nein, das war Stille. Männer schnarchten leise, Feuer knisterten, andere Männer sangen, Unkraut raschelte, wenn die Wächter ihre Runden drehten. Die friedlichen Geräusche von Männern, die ihr Leben

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