Die Türme der Mitternacht
Augenblick für mich. Ich bedanke mich bei dir, junger Matrim. Für mein Leben.«
»Dann sind wir wohl quitt«, sagte er. »Du hast mich vor dem Leben in den Zwei Flüssen gerettet. Soll man mich doch zu Asche verbrennen, wenn ich seitdem keinen hübschen Galopp hatte.«
»Und deine Verletzung?«
»Tut gar nicht so weh.« Tatsächlich pochte sie. Sogar schlimm. »Du brauchst keine Kraft dafür verschwenden.«
»Also hast du noch immer Angst vor der Einen Macht, wie ich sehe.«
Er blickte sie finster an. »Angst?«
»Du wirst einen guten Grund für diese Vorsicht haben.« Sie senkte den Blick. »Aber pass auf. Manchmal sind die unerfreulichsten Geschehnisse in unserem Leben nur zu unserem Besten.«
Ja, sie war noch immer dieselbe Moiraine. Schnell mit einer Moral und einem Rat bei der Hand. Aber vielleicht hatte sie nach allem, was sie durchgemacht hatte, recht, einen über Leiden zu belehren. Beim Licht! Sie hatte gewusst, was sie würde durchmachen müssen, und trotzdem hatte sie Lanfear in das Ter’angreal gezogen? Vielleicht war er doch nicht der Held, und vielleicht war Noal es auch nicht.
»Und nun?«, sagte Thom und setzte sich auf einen Baumstumpf. Die Wärme des Feuers fühlte sich gut an.
»Ich muss Rand finden«, sagte Moiraine. »Er wird meine Hilfe brauchen. Er hat sich in meiner Abwesenheit gut geschlagen, nehme ich an?«
»Dazu kann ich nichts sagen«, bemerkte Mat. »Er ist halb verrückt, und die ganze verdammte Welt geht sich an die Kehle.« Farben wirbelten. Rand aß zusammen mit Min. Mat verscheuchte das Bild.
Moiraine hob eine Braue.
»Aber er hat so gut wie jeden zur Letzten Schlacht gerufen«, räumte Mat ein. »Und Verin sagte, er hätte es geschafft, Saidin vom Makel zu reinigen.«
»Gesegnetes Licht«, flüsterte Moiraine. »Wie?«
»Das weiß ich nicht.«
»Das verändert alles«, sagte sie mit breitem Lächeln. »Er hat das gerichtet, was er einst verschuldete. ›Der Drache war schuld an unserem Schmerz, und der Drache heilte die Verletzung‹.«
»Mat beharrt ja darauf, dass wir ein Fest abhalten sollen, um zu feiern«, warf Thom ein. »Obwohl er vermutlich nur nach einem guten Vorwand sucht, um sich zu betrinken.«
»Das mit Sicherheit«, fügte Mat hinzu. »Aber wie dem auch sei, Rand war fleißig. Elayne sagte, dass er irgendein Treffen mit den Monarchen arrangiert hat, das bald unter seiner Leitung stattfinden soll.«
» Dann ist Elayne nun Königin?«
»Klar. Rahvin hat ihre Mutter getötet.«
»Das hast du mir gesagt.«
»Tatsächlich? Wann?«
»Das ist ein ganzes Leben her, Matrim«, erwiderte sie lächelnd.
»Oh. Nun, Rand hat ihn getötet. Also ist das erledigt.« »Und die anderen Verlorenen?« »Weiß nicht.«
»Mat war zu beschäftigt, um mitzuzählen«, fügte Thom hinzu. »Er hat seine Zeit damit verbracht, die Kaiserin von Seanchan zu heiraten.«
Moiraine blinzelte überrascht. »Du hast was!«
»Es war ein Zufall«, sagte Mat lahm und duckte sich zusammen.
»Du hast zufällig die seanchanische Kaiserin geheiratet?« »Sie haben so seltsame Sitten«, erwiderte Mat und zog den Hut ins Gesicht. »Seltsame Leute.« Er rang sich ein Kichern ab. »Ta’veren«, sagte Moiraine.
Irgendwie hatte er gewusst, dass sie das sagen würde. Beim Licht. Nun, es war schön, sie wiederzuhaben. Er war überrascht, wie mächtig dieses Gefühl war. Wer hätte das gedacht? Zuneigung zu einer Aes Sedai, von ihm?
»Wie ich sehe, gibt es viele Geschichten, die man mir erzählen muss«, sagte sie. »Aber jetzt müssen wir erst Rand finden.«
Er hatte doch gewusst, dass sie versuchen würde, das Kommando zu übernehmen. »Du findest ihn, Moiraine, aber ich habe ein paar Dinge in Caemlyn zu erledigen. Ich will mich nicht streiten, aber so sehen die Tatsachen aus. Du solltest übrigens mitkommen. Elayne kann dir sicher besser als sonst jemand mit Rand helfen.«
Verdammte Farben. Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, nur ein Auge zu haben, diese verdammten Visionen verschleierten seine Sicht jedes Mal, wenn er an Rand …
Zum Henker mit diesen Visionen!
Moiraine hob eine Braue, als er den Kopf schüttelte und dann errötete. Vermutlich sah er aus, als hätte er einen Anfall.
»Wir werden sehen, Matrim«, sagte sie und schaute dann zu Thom, der mit den Teeblättern in der Hand aufstand. Es hätte Mat nicht gewundert, hätte er versucht, Wasser in den Händen zu kochen, nur um Moiraine einen warmen Tee zu besorgen. Thom sah sie an, und sie hielt ihm wieder die
Weitere Kostenlose Bücher