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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nach Knoblauch, ein anderer nach Schweiß, ein dritter nach der Gerberei. Ihr Haar war fettig und ihre Finger dreckig, aber ihr Geld war einwandfrei. Gespielt wurde Koronkos Spucke, das aus Schienar kam. Mat kannte die Regeln nicht.
    »Fünf Einser«, sagte der Mann, der nach Knoblauch stank. Er hieß Rittie. Er erschien unruhig. »Ein Fehlwurf.«
    »Nein, das ist es nicht«, sagte Mat leise. Es spielte keine Rolle, dass er die Regeln nicht kannte. Er wusste, dass er gewonnen hatte; er konnte es fühlen. Sein Glück war bei ihm.
    Und das war auch gut so. Er würde es heute Abend brauchen.
    Der Mann, der nach Gerberei roch, griff an den Gürtel, wo er ein bösartig aussehendes Messer trug. Sein Name war Sattler, und er hatte ein Kinn, an dem man ein Schwert hätte schärfen können. »Ich dachte, Ihr hättet gesagt, dass Ihr das Spiel nicht kennt, Freund.«
    »Tue ich auch nicht«, erwiderte Mat. »Freund. Aber das ist ein Gewinn. Müssen wir hier irgendjemanden im Raum fragen, damit es jemand bestätigen kann?«
    Die drei Männer sahen einander finster an. Mat erhob sich. Die Schenkenwände waren vom jahrelangen Pfeifenrauch schwarz verfärbt, und die Fenster bestanden zwar aus ordentlichem Glas, waren aber durch Dreck und Rauch so gut wie blind. Es war eine Tradition, dass sie nie geputzt wurden. Das verwitterte Schild über der Tür draußen zeigte ein Wagenrad, und offiziell hieß der Laden Das Staubige Rad. Aber jeder nannte ihn nur Das Gerüchtekarussell; wollte man in Caemlyn Gerüchte aufschnappen, gab es keinen besseren Ort. Die meisten davon stimmten nicht, aber darin lag ja schließlich der größte Teil des Vergnügens.
    Fast jeder hier trank Ale, aber in letzter Zeit verspürte Mat Appetit auf guten roten Wein. »Noch einen Schluck, Meister Scharlachrot?«, fragte Kati, die Bedienung. Sie war eine schwarzhaarige Schönheit mit einem Lächeln so breit, dass es fast bis Cairhien reichte. Sie hatte den ganzen Abend mit ihm geflirtet. Ganz egal, dass er ihr gesagt hatte, er sei verheiratet. Er hatte sie nicht einmal angelächelt. Nun, zumindest nicht übertrieben auffällig. Und es war kaum sein bestes Lächeln gewesen. Manche Frauen konnten einfach nicht die Wahrheit erkennen, selbst wenn sie ihnen auf der Stirn geschrieben stand; das war einfach eine Tatsache.
    Er winkte abwehrend. Heute Abend nur einen Becher, für den Mut. Verflucht, aber den brauchte er. Resigniert knotete er das Tuch am Hals auf. Er holte das Fuchskopf-Medaillon hervor - beim Licht, es wieder zu tragen fühlte sich wirklich gut an - und ließ es auf der Kleidung hängen. Er trug den neuen roten und silbernen Mantel, den Thom ihm gekauft hatte.
    Mat nahm den Ashandarei von der Wand, wo er gestanden hatte, zog die Stoffscheide ab und enthüllte die Klinge. Er legte ihn sich auf die Schulter. »Hey«, sagte er laut. »Kennt jemand in diesem stinkenden Laden die Regeln für Koronkos Spucke?«
    Die drei Männer, mit denen er gewürfelt hatte, betrachteten die Waffe; Snelle, der dritte von ihnen, stand auf, hakte die Daumen in den Hosenrand, stieß mit den Ellbogen die Mantelschöße zurück und enthüllte das Kurzschwert an seiner Seite.
    Die meisten Leute ignorierten Mat zuerst. Die Unterhaltungen gingen weiter, Geschichten über das Grenzländerheer, das durchmarschiert war, über die Schwangerschaft der Königin, den Wiedergeborenen Drachen, mysteriöse Todesfälle und weniger mysteriöse. Jeder wusste ein Gerücht zu erzählen. Einige der Gäste trugen Kleidung, die kaum besser als Lumpen war, aber andere waren fein ausstaffiert. Im Gerüchtekarussell verkehrten Adlige, Untertanen und alles dazwischen.
    Ein paar Männer an der Theke schauten nach Mats Ausbruch in seine Richtung. Einer zögerte, blinzelte. Mat nahm seinen breitkrempigen schwarzen Hut vom Tisch neben sich, hielt ihn an der Krempe, dann setzte er ihn sich auf. Der Mann stieß seine Kameraden an. Der verschwitzte Gast, mit dem Mat gewürfelt hatte, griff sich ans Kinn und rieb es nachdenklich, als wollte er sich an etwas erinnern.
    Snelle lächelte Mat an. »Sieht so aus, als würde Euch keiner antworten, Freund. Ihr müsst uns wohl vertrauen. Ihr hättet eben nicht werfen sollen, wenn Ihr die Regeln nicht kennt. Zahlt Ihr jetzt oder …«
    Rittie riss die Augen weit auf, erhob sich hastig und griff nach dem Arm seines Freundes. Er beugte sich zu ihm und flüsterte. Snelle warf einen Blick auf Mats Medaillon. Dann schaute er auf und erwiderte Mats Blick.
    Mat

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