Die Türme der Mitternacht
Geschenk!«
»Klar«, erwiderte Mat, hob den Ashandarei. Der Fuchskopf an der Klinge funkelte im Mondlicht. »Pass aber auf die scharfen Kanten auf.«
Das Ding glitt heran, und Mats Männer zündeten Laternen an. Die Soldaten der Bande stellten die Laternen auf dem Boden ab und wichen zurück; ein paar von ihnen rannten los, um Botschaften zu überbringen. Sie hatten den strikten Befehl, nicht einzugreifen. Dieser Abend würde ihre Eide in dieser Angelegenheit vermutlich auf eine harte Probe stellen.
Mat suchte sich einen festen Stand und wartete auf den Gholam. Nur ein Held warf sich auf solch eine Bestie, und er war kein verdammter Held. Auch wenn seine Männer versuchten, andere von dieser Straße fernzuhalten, damit niemand den Gholam verscheuchen konnte. Das war kein Heldentum. Aber möglicherweise war es eine Dummheit.
Die flüssigen Bewegungen des Gholam warfen im Laternenlicht Schatten auf die Straße. Mat empfing ihn mit einem Hieb des Ashandarei, aber die Bestie tänzelte zur Seite und entging ihm mühelos. Verdammte Asche, dieses Ding war wirklich schnell! Das Messer in seiner Hand zuckte auf die Speerklinge zu.
Mat riss den Ashandarei zurück und ließ nicht zu, dass das Ungeheuer das Medaillon losschnitt. Es tänzelte um ihn herum, und er folgte der Bewegung und blieb im Kreis der Laternen. Er hatte eine breite Straße ausgesucht, denn er hatte sich fröstelnd an den Tag in der Gasse in Ebou Dar erinnert, wo ihn der Gholam fast auf engem Raum erwischt hatte.
Die Bestie kam wieder heran, und Mat fintierte und lockte sie näher. Um ein Haar verrechnete er sich, schwang den Ashandarei aber rechtzeitig herum, um den Gholam mit der flachen Klinge zu treffen. Das Medaillon zischte, als es den Arm des Gholam berührte.
Das Monstrum fluchte und wich zurück. Flackernder Laternenschein erhellte seine Züge und erschuf Flecken aus Dunkelheit und Licht. Obwohl von seinem Arm eine Rauchfahne aufstieg, lächelte es wieder. Mat hatte das Gesicht der Kreatur immer für unscheinbar gehalten, aber in dem unzuverlässigen Licht und mit diesem Lächeln nahm es einen erschreckenden Ausdruck an. Das Laternenlicht ließ seine Augen wie zwei winzige gelbe Flammen glühen, die die Dunkelheit in ihren Höhlen verschlang.
Unscheinbar am Tag, ein Schrecken bei Nacht. Dieses Ding hatte die hilflos daliegende Tylin abgeschlachtet. Mat knirschte mit den Zähnen. Dann griff er an.
Eine idiotische Idee. Der Gholam war schneller als er, und Mat hatte nicht die geringste Ahnung, ob der Fuchskopf ihn töten konnte oder nicht. Er griff trotzdem an. Er griff für Tylin an, für die Männer, die er an dieses Ungeheuer verloren hatte. Er griff an, weil er keine andere Wahl hatte. Wenn man wirklich wissen wollte, was ein Mann wert war, trieb man ihn in die Ecke und ließ ihn um sein Leben kämpfen.
Mat stand nun in der Ecke. Blutig und gehetzt. Er wusste, dass ihn dieses Ding irgendwann finden würde - oder, noch schlimmer, es würde Tuon oder Olver finden. Es war die Art von Situation, in der ein vernünftiger Mann die Flucht ergriffen hätte. Aber er musste ja stattdessen ein verfluchter Narr sein. Wegen eines Schwurs an eine Aes Sedai in der Stadt bleiben? Nun, sollte er sterben, dann wenigstens mit der Waffe in der Hand.
Mat verwandelte sich in einen Wirbelsturm aus Stahl und Holz und griff brüllend an. Der Gholam erschien überrascht und wich tatsächlich zurück. Mat hieb ihm den Ashandarei gegen die Hand und verbrannte Fleisch, dann kreiselte er und schlug ihm den Dolch aus den Fingern. Die Kreatur sprang zur Seite, aber Mat machte einen Satz nach vorn und rammte dem Ding den Speer zwischen die Beine.
Es krachte zu Boden. Seine Bewegungen waren geschmeidig, und es fing sich ab, aber es ging zu Boden. Als es wieder auf die Füße schnellte, hieb ihm Mat die Ashandarei-Klinge gegen die Ferse. Sie durchtrennte sauber die Sehnen das Gholam, und wäre das Monstrum menschlich gewesen, wäre es zusammengebrochen. Stattdessen gab es nicht einmal einen Schmerzlaut von sich, und aus dem Schnitt floss kein Blut.
Die Kreatur fuhr herum und warf sich mit ausgestreckten Krallenfingern auf Mat. Er taumelte zurück und schwang zur Abwehr den Speer. Die Kreatur grinste ihn an.
Dann drehte sie sich seltsamerweise um und rannte los.
Mat fluchte. Hatte sie etwas verjagt? Aber nein, sie floh gar nicht. Sie wollte sich an seine Männer halten!
»Rückzug!«, brüllte Mat ihnen zu. »Zurück! Du verdammtes Ungeheuer. Ich bin hier! Kämpf
Weitere Kostenlose Bücher