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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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missfiel die Vorstellung, alles auf diese leichte Weise zu tun. Das würde ihn in der realen Welt nur beißen.
    Du wirst stark, Junger Bulle. Springer war zufrieden.
    »Ich brauche noch immer zu lange«, sagte Perrin und schaute über die Schulter. »Bei jedem Eindringen brauche ich ein paar Minuten, um die Kontrolle zu erringen. Ich muss schneller werden. Bei einem Kampf mit dem Schlächter können ein paar Minuten eine Ewigkeit sein.«
    Er wird nicht so stark wie die Albträume sein.
    »Aber stark genug«, sagte Perrin. »Er hatte Jahre, um zu lernen, wie man den Wolfstraum kontrolliert. Ich habe gerade erst angefangen.«
    Springer lachte. Junger Bulle, du hast damit angefangen, als du das erste Mal hergekommen bist.
    »Ja, aber mit der Ausbildung habe ich erst vor wenigen Wochen angefangen.«
    Springer lachte weiter. Er hatte nicht ganz unrecht. Perrin hatte zwei Jahre mit den Vorbereitungen verbracht und den Wolfstraum jede Nacht besucht. Aber er musste noch immer so viel lernen, wie es nur möglich war. Eigentlich war er froh, dass der Prozess verschoben worden war.
    Aber er konnte sich nicht mehr lange davor drücken. Die Letzte Jagd war da. Viele Wölfe rannten nach Norden; Perrin konnte sie vorbeilaufen fühlen. Sie rannten zur Großen Fäule, in die Grenzlande. Sie bewegten sich in der realen Welt und im Wolfstraum, aber hier versetzten sie sich nicht direkt zu ihrem Ziel. Sie liefen im Rudel.
    Ihm war nicht verborgen geblieben, dass sich Springer danach sehnte, sich ihnen anzuschließen. Aber er blieb zurück, genau wie ein paar der anderen.
    »Komm«, sagte er. »Lass uns einen weiteren Albtraum finden.«
     
    Der Rosenweg stand in voller Blüte.
    Das war unglaublich. In diesem schrecklichen Sommer blühten nur wenige Pflanzen, und die, die es taten, waren verwelkt. Aber der Rosenweg blühte wie verrückt, Hunderte rote Explosionen erfüllten die Gartenbeete. Insekten summten von Blüte zu Blüte, als wäre jede Biene der Stadt hergekommen, um zu fressen.
    Gawyn hielt Abstand zu den Insekten, aber der Rosenduft war so durchdringend, dass er das Gefühl hatte, darin zu baden. Nach seinem Spaziergang würde seine Kleidung vermutlich noch stundenlang danach riechen.
    In der Nähe einer der Bänke neben einem kleinen, mit Lilien bedeckten Teich unterhielt sich Elayne mit mehreren Beratern. Ihre Schwangerschaft war zu sehen, und sie schien zu strahlen. Ihr goldblondes Haar reflektierte das Sonnenlicht wie ein Spiegel; die Rosenkrone von Andor auf ihren Locken erschien dabei vergleichsweise gewöhnlich.
    In diesen Tagen hatte sie oft viel zu tun. Er hatte die hinter vorgehaltener Hand erfolgten Berichte über die Waffen gehört, die sie konstruierte, die Waffen, die sie für so mächtig wie gefangene Damane hielt. Soweit ihm bekannt war, hatten die Glockengießer von Caemlyn die Nächte durchgearbeitet. Caemlyn bereitete sich auf den Krieg vor, in der Stadt wimmelte es vor Aktivitäten. Sie hatte nur selten Zeit für ihn, aber er war dankbar für jeden Moment, den sie erübrigen konnte.
    Sie lächelte, als sie ihn erblickte, dann schickte sie ihre Gefolgsleute fort. Sie kam zu ihm herüber und gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange. »Du siehst nachdenklich aus.«
    »Dieses Leiden sucht mich in letzter Zeit oft heim«, sagte er. »Du siehst gehetzt aus.«
    »Dieses Leiden sucht mich in letzter Zeit oft heim«, sagte sie. »Es ist immer zu viel zu tun, und es gibt nicht genug von mir, um es zu tun.«
    »Wenn du gehen musst…«
    »Nein«, sagte sie und nahm seinen Arm. »Ich muss mit dir reden. Und man hat mir gesagt, dass ein täglicher Spaziergang im Garten gut für meinen Zustand ist.«
    Gawyn lächelte und atmete den Rosenduft und den Schlammgeruch des Teichs ein. Der Geruch des Lebens. Er schaute zum Himmel hinauf. »Ich kann nicht glauben, wie viel Sonnenlicht wir hier gesehen haben. Ich war fast schon überzeugt, dass das ständige Zwielicht etwas Unnatürliches war.«
    »Oh, das ist es vermutlich auch«, sagte sie leichthin. »Vor einer Woche brach die Bewölkung um Caemlyn auf, aber nur dort.«
    »Aber … wie ist das möglich?«
    Sie lächelte. »Rand. Er hat irgendetwas getan. Ich glaube, er war auf dem Drachenberg. Und dann …«
    Plötzlich erschien der Tag finsterer. »Schon wieder al’Thor«, fauchte Gawyn. »Er verfolgt mich bis hierher.«
    »Bis hierher?«, fragte sie amüsiert. »Ich glaube, in diesem Garten sind wir ihm zum ersten Mal begegnet.«
    Gawyn verzichtete auf eine Antwort. Er

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